• 03.12.2011 11:14

  • von Stefan Ziegler

Hintergrund: Die WTCC auf Übersee-Reise

Serienpartner DHL sorgt für den Transport der Ausrüstung an die Rennstrecken in Übersee: Ein Blick hinter die Kulissen der komplexen Rennlogistik

(Motorsport-Total.com) - Wenn einer eine Reise tut, dann hat er viel Gepäck dabei - vor allem, wenn es sich dabei um eine Rennserie vom Kaliber der Tourenwagen-WM handelt, die pro Saison insgesamt zwölf Strecken auf mehreren Kontinenten aufsucht. Mit dem Transport der Fahrzeuge ist es aber nicht getan, denn für die Durchführung einer Veranstaltung in Übersee sind noch einige weitere Ausrüstungsteile erforderlich.

Titel-Bild zur News: DHL

Kranwagen in Suzuka: Die WTCC ist dank DHL auch in Übersee bestens ausgerüstet

Und das in rauen Mengen, wie die Zahlen von WTCC-Logistikpartner DHL belegen: Bis zu einhundert Tonnen an Material für Boxengasse, TV-Übertragung und Bandenwerbung gehen bei einem Event auf die Reise an die Rennstrecken in Übersee. Rund 800 Rennreifen von Yokohama und etwa 4.500 Liter Benzin von Panta ergänzen dann üblicherweise das Transportaufkommen der Tourenwagen-WM.

Ans Ziel gelangt die wertvolle Rennfracht über mehrere Stationen, meist allerdings zu großen Teilen per Schiff. Dies ist eine sehr zeitintensive Maßnahme, kostet die Veranstalter aber deutlich weniger als ein Transport mit Flugzeugen, wie sie DHL ebenfalls zur Verfügung stehen. Oftmals müssen die Spezialisten ohnehin einige Nachlieferungen noch recht kurzfristig per Flieger an ihr Ziel bringen.

Nach einigen Wochen auf See werden die 25 bis 30 Großvolumen-Container der WTCC direkt am Hafen von einer Lkw-Flotte abgeholt und an den jeweiligen Bestimmungsort gebracht. Ein bis zwei Tage nach dem Überseerennen beginnt das Spiel von Neuem und die Fracht nimmt den umgekehrten Weg zurück zum Hafen, wo die zahlreichen Container erneut eingeschifft und versendet werden.


Fotos: WTCC-Logistik in Übersee


Die WTCC reist hauptsächlich per Schiff

Was sich recht einfach anhört, ist in Wahrheit ein sehr komplexer Vorgang, wie Holger Krätzig bei 'Motorsport-Total.com' erläutert. Der DHL-Spezialist für Motorsport-Logistik ist gemeinsam mit Ralf Weischedel, Logistik-Verantwortlicher von Eurosport, für die Logistik der WTCC verantwortlich und sorgt dafür, dass die Meisterschaft stets wie geplant in Übersee an den Start gehen kann. Bis es so weit ist, müssen aber viele Hürden genommen werden.

Die höchste Maxime und größte Herausforderung in der Motorsport-Logistik - wie die der WTCC - ist das Einhalten der vorgegebenen Termine des Rennkalenders einer Saison. Neben den realistisch kalkulierten Transport-Zeitfenstern der Autos und des gesamten Equipments müssen auch die vielfältigen Vorschriften und Zollbestimmungen in den Abgangs- und Zielländern berücksichtigt werden, meint Krätzig - und natürlich auch das vorhandene Budget, dessen Rahmen einzuhalten ist.

Start in Valencia 2010

DHL tritt in der Tourenwagen-WM auch als Seriensponsor auf - wie hier in Valencia Zoom

"Sowohl die Formel 1 als auch die WTCC sind Rennserien mit sensibler und zeitkritischer Fracht", erklärt Krätzig, dessen Unternehmen DHL auch die Königsklasse von A nach B bringt. Im Gegensatz zur Tourenwagen-WM setzt die Formel 1 für Übersee-Events "primär auf Luftfracht-Charterflüge", wie Krätzig betont. "Die WTCC muss indes mit einem kleineren Logistikbudget umgesetzt werden."

Überraschungen gibt es immer wieder

"Deshalb haben wir ein Seefracht-Konzept für die Übersee-Transporte entwickelt." Und das bedeutet in erster Linie größere Pausen zwischen den einzelnen Veranstaltungen, weil die Ausrüstung eben ihre Zeit benötigt, um den Zielort zu erreichen. Vor Überraschungen ist man dabei aber nicht gefeit, meint Krätzig. "Wir haben natürlich Routine im Motorsport-Logistik-Geschäft", sagt der DHL-Spezialist.

"Jedes Rennen ist aber definitiv eine neue Herausforderung. Bei einem Rennstall passiert immer etwas Unvorhergesehenes und wir müssen dann logistisch schnell, flexibel und unkonventionell reagieren - und immer mit dem Ziel, dass Ersatzteile, Equipment oder was auch immer benötigt wird, noch pünktlich vor dem Rennen in der Boxengasse angeliefert werden." Keine einfache Aufgabe.

Blick ins Fahrerlager von Okayama

Blick ins Fahrerlager von Okayama: Keine Teamtrucks, sondern nur Container... Zoom

Vor allem dann nicht, wenn mehrere Transportarten nötig sind, um die Güter an ihr Ziel zu bringen. "Am anspruchsvollsten und umfangreichsten ist der Wechsel zwischen Luft- und Seefracht", sagt Krätzig und fügt hinzu: "Hier müssen die Bestimmungen beider Verkehrsträger berücksichtigt werden. Teilweise müssen Verpackungen nachgearbeitet werden, falls sie nicht universell nutzbar sind. Zudem müssen Luftfrachtsicherheits- und Gefahrgutbestimmungen bedacht werden."

Die WTCC-Reiseplanung wird komplexer

Das bevorstehende USA-Debüt im kommenden Jahr wirft diesbezüglich zwar schon seine Schatten voraus, stellt die Experten von DHL aber nur bedingt vor Probleme. "Das Rennen in den Vereinigten Staaten ist alleine keine große Herausforderung", erklärt Krätzig. "Die tatsächliche Herausforderung resultiert 2012 aus den fünf Übersee-Rennen in Folge. Da müssen sechs Transportstrecken komplett durchgeplant werden."

Dies gelte vor allem in Bezug auf Zollbestimmungen und Zeitpläne, merkt Krätzig an. Insgesamt wird die Aufgabe der WTCC-Logistiker dadurch aber nicht einfacher - ganz im Gegenteil: "Die Planung wird anspruchsvoller, da alle Transporte in Bezug auf Transportmittel, Zollabwicklung, Gefahrgüter und dergleichen abgestimmt sein müssen und Rück- sowie Nachlieferungen zunehmen werden."

DHL-Lkw in Valencia

Die Lkw-Flotte wartet in Valencia bereits auf ihren Einsatz zum Container-Transport Zoom

Derzeit sind Krätzig und DHL aber erst einmal damit beschäftigt, die WTCC-Fracht nach dem überaus aufregenden Saisonfinale in Macao sicher zurück nach Europa zu schaffen. Anfang Januar stehen die Fahrzeuge dann in den Werkstätten der Teams und warten darauf, auf das neue Rennjahr vorbereitet zu werden, ehe im Sommer 2012 erneut die zahlreichen Großvolumen-Container gepackt werden...