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Esteban Guerrieri: "Es gab eine Chance in der Formel 1"

Esteban Guerrieri spricht im Interview über eine gescheiterte Formel-1-Chance und berichtet, wie er zu seinem Debüt in der WTCC kam

(Motorsport-Total.com) - Mit Esteban Guerrieri betritt an diesem Wochenende ein neuer Pilot die Bühne der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC). Der Argentinier tritt bei seinem Heimrennen in Termas de Rio Hondo mit einem Chevrolet Cruze von Campos an. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' berichtet der 31-Jährige, wie er zu seinem Cockpit in der WTCC kam und mit welchen Erwartungen er in sein Premieren-Wochenende geht.

Titel-Bild zur News: Esteban Guerrieri

Esteban Guerrieri hatte 2011 die Chance auf ein Formel-1-Cockpit Zoom

Außerdem erklärt er die wesentlichen Unterschiede zwischen dem WTCC-Auto und seinem Super-TC2000-Boliden aus der argentinischen Tourenwagen-Meisterschaft. Darüber hinaus erzählt Guerrieri, woran nach einer sehr erfolgreichen Saison in der Formel Renault 3.5 sein Traum von einem Cockpit in der Formel 1 platzte.

Frage: "Erst einmal willkommen in der WTCC, Esteban. Wie fühlt es sich an, das Auto mit deinem Namen auf der Seitenscheibe zu sehen?"
Esteban Guerrieri: "Das ist wirklich schön. Es macht mich wirklich glücklich, wieder zurück in einer internationalen Meisterschaft zu sein, und das noch in Argentinien. Es ist das erste Mal, dass ich mein Heimatland in meinem Heimatland (bei einem internationalen Rennen; Anm. d. Red.) vertrete. Darüber hinaus ist es mein Debüt in einer FIA-Weltmeisterschaft."

Frage: "Wie ist dein erster Eindruck von deinem Team Campos?"
Guerrieri: "Sie sind Spanier und wirklich nette Leute. Ich fühle mich schon wie ein Mitglied der Familie, obwohl ich sie erst seit gestern kenne. Das alles macht eine Menge Spaß."

Frage: "Wie bist du zu dem Start in der WTCC gekommen? Haben die Organisatoren der Serie dich kontaktiert oder hast du sie angerufen und gefragt: 'Habt ihr ein Cockpit für mich?'"
Guerrieri: "So in etwa war es. Ich habe ständig den Kontakt zu den Leuten gehalten, die ich aus meiner Zeit in Europa kannte. Einer davon ist Raffael Calafell (ehemaliger argentinischer GT-Pilot; Anm. d. Red.), der in Mainz in Deutschland wohnt und im Motorsport sehr gut vernetzt ist."


Fotos: WTCC in Termas de Rio Hondo


"Er kennt Eric Neve sehr gut, der für die WTCC arbeitet. Es hat sich dann die Möglichkeit ergeben, ich habe mit Eric gesprochen und wir sind gut vorangekommen. Seit zwei, drei Wochen ist der Vertrag dann in trockenen Tüchern. Aber angefangen hat alles schon vor ein paar Monaten."

WTCC und Super-TC2000: Wo die Unterschiede sind

Frage: "Du fährst derzeit in Argentinien Tourenwagen. Sie die Autos, die du dort fährst, mit denen der WTCC vergleichbar?"
Guerrieri: "Sie sind recht ähnlich. Sie haben auch Frontantrieb, aber keinen Turbolader. Es sind V8-Saugmotoren, die etwas mehr Leistung haben, rund 450 PS."

"In den Kurven sind sie aber wegen der Aerodynamik wohl nicht so schnell. Die WTCC hat einen sehr guten Unterboden und eine Menge Abtrieb. Die Rundenzeiten sollten aber recht ähnlich sein. Das Konzept ist also ähnlich, die Details aber unterschiedlich. Daher muss ich mich umstellen."

Frage: "Welche Erwartungen hast du an das Wochenende? Was muss passieren, damit du anschließend sagen kannst: Das war ein gutes Wochenende?"
Guerrieri: "Ich muss erst einmal alle und alles kennenlernen und mich zurechtfinden. Das ist das wichtigste. Ich muss so schnell wie möglich dazulernen, damit ich dann, wenn es im Qualifying zählt, meine beste Leistung abrufen kann. Ich denke ich habe ein Team, das mir sehr gute Informationen geben kann."

"Ich muss versuchen, auf 100 Prozent meines Niveaus zu kommen. Was die konkreten Ergebnisse betrifft, strebe ich die Top 10 im Qualifying an. Dann hätte ich in der umgekehrten Startaufstellung eine gute Position."

Frage: "Würdest du nächstes Jahr gerne in der WTCC fahren?"
Guerrieri: "Es ist zunächst einmal eine einmalige Angelegenheit. Das ist für mich aber okay. Ich will mich so gut wie möglich in Szene setzen, und dann muss man abwarten. Das Leben hält manchmal Überraschungen bereit. Ich mag die WTCC sehr, und wenn sich eine Möglichkeit bietet, werde ich mir das auf jeden Fall genau anschauen."


Die Formel-Karriere von Esteban Gutierrez

Frage: "Zum Abschluss noch eine Frage abseits der WTCC. Ich habe gehört, dass du vor einigen Jahren mit Manor wegen eines Vertrags für die Formel 1 verhandelt hast. Stimmt das?"
Guerrieri: "2010 bin ich in meinem letzten Jahr in Europa in der Formel Renault 3.5 gegen (Daniel) Ricciardo, (Michail) Aljoschin und (Brendon; Anm. d. Red.) Hartley gefahren und habe bis zum letzten Rennen um die Meisterschaft gekämpft, obwohl ich drei Rennen weniger als die anderen gefahren bin."

"Das war ein sehr gutes Jahr für mich. Ich habe sechs Rennen gewonnen und war bis zum Ende Meisterschaftskandidat. Seit ich 2006 für Manor gefahren war, hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu John Booth, der damals Teamchef von Virgin war. Es gab die Chance, für sein Team zu fahren, aber ich brauchte natürlich ein gewisses Budget. Ich dachte, ich könnte das hier in Argentinien bekommen, aber das hat leider nicht geklappt. Es gab jedoch eine klare Chance in der Formel 1."