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  • 24.05.2016 11:23

WTCC Nürburgring: Eine Runde mit Sabine Schmitz

Lokalmatadorin Sabine Schmitz stellt die Nürbrugring-Nordschleife vor und erklärt die Schlüsselstellen des Eifelkurses

(Motorsport-Total.com) - Zum zweiten Mal macht die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) in dieser Woche auf einer der legendärsten Rennstrecken der Welt, der Nürburgring-Nordschleife Station. Mit einer Rundenlänge von 25,378 Kilometer ist die "Grüne Hölle" einzigartig im Rennkalender der WTCC.

Titel-Bild zur News: Sabine Schmitz

Sabine Schmitz kennt die Nordschleife besser als alle anderen WTCC-Piloten Zoom

Und wer wäre besser geeignet, den Kurs vorzustellen, als die "Königin des Rings" Sabine Schmitz? Die Deutsche, die in unmittelbarer Nähe der Strecke aufgewachsen und die Nordschleife nach eigenen Angaben mehr als 30.000 Mal umrundet hat, wird auch in diesem Jahr mit einem Chevrolet Cruze des Teams Münnich antreten. Los geht's!

"Die Grand-Prix-Strecke ist für die Radaufhängung nicht so schwierig wie die Nordschleife. Hier geht es auf den kurzen Geraden vor allem um Traktion. Außerdem muss das Auto beim Bremsen stabil sein, damit man nicht schon zu Beginn der Runde Zeit verliert."

Eingang Hatzenbach: Viel Tempo mitnehmen

"Auf der Nordschleife ist die erste Linkskurve in Hatzenbach hinein sehr wichtig, denn anschließend folgt ein sehr, sehr schneller Abschnitt, auf den man so viel Tempo wie möglich mitnehmen muss. Dort wird nicht gebremst, sondern nur ein bisschen gelupft. Die Balance des Autos muss dort sehr gut zu kontrollieren sein, man darf nicht zu schnell am Lenkrad drehen."

"Dann folgen in Hocheichen einige enge Kurven. Dort werden die Hinterräder oft vom Boden abheben, und man wird eine Menge Staub sehen. Die WTCC-Fahrer kürzen in der ersten Rechtskurve nämlich gerne innen ab und hinterlassen eine Menge Dreck auf der Fahrbahn. Wenn ich dann ankomme, ist es sehr rutschig."


Onboard mit Norbert Michelisz auf der Nordschleife

WTCC-Pilot Norbert Michelisz stellt die Nürburgring-Nordschleife in seinem Honda Civic vor

"Die Quiddelbacher Höhe geht fast voll. Das ist eine Frage der Übung, denn dort gibt es viel Bewegung im Auto. Da muss man sehr aufpassen, dass man präzise lenkt, denn das Auto wird sehr leicht. Hier braucht man eine gute Balance."

Vom Flugplatz bis zum Bergwerk

"Der Flugplatz ist ein sehr schneller Abschnitt, auf dem einen guter Abtrieb hilft. In Aremberg braucht man gute Bremsen und vor allem muss das Auto beim Anbremsen wieder gerade ausgerichtet sein. Die Kompression in der Fuchsröhre ist mit der weichen Abstimmung sehr schwierig, dort muss man ein wenig vom Gas gehen. In der Schikane am Adenauer Forst gibt es sehr viel Bewegung im Chassis, das von rechts nach links und von links nach rechts schwankt. Die Linkskurve Metzgesfeld ist sehr schnell, geht aber locker voll und ist daher keine große Sache."

"Dann geht es runter nach Kallenhard, eine enge Kurve, bei der es in der Bremszone steil bergab geht. Dort verlagert sich das Gewicht mehr als in anderen Kurven nach vorne, daher muss das Auto gut ausbalanciert sein. Man muss, wie in Wehrseifen, wo auch viel Abtrieb gefragt ist, sehr sanft einlenken."

"In der Ex-Mühle gibt es eine große Kompression. Es geht steil nach oben, und man braucht eine gute Traktion, denn das Gewicht verlagert sich nach hinten. Durch die Beschleunigung wird das noch verstärkt. Man muss die Reifen in der Ex-Mühle wirklich am Boden halten und so viel Tempo wie möglich mitnehmen, denn es folgt eine lange Gerade Richtung Bergwerk, das dank des guten Asphalts locker voll geht."

Pflanzgarten: Die Autos heben ab

"Es folgt ein langer Bergauf-Abschnitt, der nicht so schwierig zu fahren ist. Dann kommt das Karussell, das für die Radaufhängung sehr hart ist und in dem man nicht schneller als 80 km/h fahren darf. Denn wenn man herausspringt, landet man schnell in der Leitplanke. Dort kämpft man ständig mit dem Auto. Es ist wichtig, sauber aus dem Karussell heraus zu kommen, da man den Grip an der Vorderachse braucht."

"Es folgt mit der Hohen Acht eine weitere Kurve mit gutem Asphalt. Die ist keine große Sache. Wippermann ist wegen der hohen Randsteine schon schwieriger. Dort muss man vorsichtig lenken, sonst kann es einem schlecht ergehen, wenn man über die Randsteine fährt. Dann geht es nach Eschbach, eine sehr steile Bergab-Passage, in der gebremst wird."

Pflanzgarten

Der Pflanzgarten mit seiner legendären Sprungkuppe Zoom

"Im Brünnchen darf man nicht vergessen, seinen Fans zuzuwinken, darf aber auch keinen Unfall bauen, denn sonst hatte man einmal Fans. Dort gibt es guten Asphalt, der eine Menge Grip bietet. Dann geht es runter zum Pflanzgarten mit seinem großen Sprung. Aufgrund der weichen Abstimmung des frontangetriebenen Chevrolets wird das Auto hier kurzzeitig mit allen vier Rädern abheben. Wenn man viel Abtrieb hat, kann man nach der Landung vielleicht noch einmal hüpfen!"

Topspeed auf der Döttinger Höhe

"Es folgt eine lange Rechtskurve, die voll geht, und dann eine Linkskurve über eine Kuppe. Dort wird das Auto wieder sehr leicht, weshalb die Balance stimmen und man vorsichtig am Lenkrad sein muss. Dann kommt der Schwalbenschwanz, der sehr eben ist und eine Menge Grip hat. Im folgenden kleinen Karussell darf man erneut nicht zu aggressiv am Lenkrad drehen. Lass die Vorderreifen die Arbeit machen."

"Am Ausgang der Galgenkopfs muss man auf jeden Fall die Linie treffen und richtig sauber fahren, wenn man braucht jede einzelne Umdrehung für die richtig lange Gerade Döttinger Höhe mit ihren mehr als zwei Kilometern. Dort fährt man lieber alleine als mit vielen Autos um sich herum, denn gegen Ende in Richtung Start- und Ziel wird die Strecke immer enger."