Reifendrama und die Suche nach dem schwarzen Peter

Nach dem Reifendrama auf dem Nürburgring schimpfen einige Fahrer auf Lieferant Yokohama, doch einfache Erklärungen gibt es (noch) nicht

(Motorsport-Total.com) - Es sollte der Saisonhöhepunkt der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) werden, doch nach den Rennen auf dem Nürburgring wird nicht in erste Linie über tolle Rennen auf der Nordschleife gesprochen, sondern vor allem über die Reifen. Eine ganze Reihe von Reifenschäden, die nicht selten in heftigen Unfällen endeten, werfen Fragen nach der Sicherheit der Yokohama-Reifen auf.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Tiago Monteiros Abflug war der negative Höhepunkt am Nürburgring Zoom

Diese hatte Lada-Pilot Hugo Valente schon am Freitagabend gestellt, nachdem er im Qualifying wegen eines Reifenschadens in die Leitplanke geknallt war. "In der Slowakei mussten vier Fahrer wegen Plattfüßen aufgeben, in Marokko gab es Reifenschäden bei Nicky (Catsburg; Anm. d. Red.), hier hatten Rob (Huff; Anm. d. Red.) und Nicky gestern einen Reifenschaden und heute ich, aber nichts passiert", so der Franzose gegenüber 'TouringCarTimes'. "Das ist eine Frage der Sicherheit und nicht lustig, vor allem auf dieser Strecke", so Valente weiter.

Im Eröffnungsrennen schien sich seine Kritik zu bestätigen. Erst flog Tom Coronel im schnellen Linksknick am Ausgang des Schwedenkreuz ab, nachdem sein rechter Vorderreifen geplatzt war. "Bei 250 km/h hat es Boom gemacht, und ich bin in die Leitplanke gekracht." Später platzte am Honda von Tiago Monteiro in der sogenannten Mut-Kurve im Kesselchen ebenfalls der rechte Vorderreifen. Monteiro flog mit weit über 250 km/h in der Leitplanke und musste anschließend im Krankenhaus untersucht werden.

Norbert Michelisz: "So zu fahren, ist gefährlich"

Das rief die Fahrer in der Pause zwischen den Rennen auf den Plan. Routinier Gabriele Tarquini forderte, das Hauptrennen aus Sicherheitsgründen nur auf dem Grand-Prix-Kurs auszutragen, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Letztlich wurde auch das Hauptrennen auf der Nordschleife gefahren. Schwere Unfälle blieben zum Glück aus, doch erneut versagte einer der Pneus - diesmal am Münnich-Chevrolet von Sabine Schmitz.

"So zu fahren, ist gefährlich", sagt Norbert Michelisz, der sichtlich noch unter dem Eindruck des Unfalls seines Honda-Teamkollegen Monteiro stand. Allerdings will sich der Ungar nicht in Pauschalkritik an Reifenlieferant Yokohama flüchten: "Es ist schwierig, jetzt mit dem Finger auf jemanden zu zeigen."


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In der Tat wäre es etwas zu einfach, Yokohama alleine den schwarzen Peter zuzuschieben. Das Unternehmen kündigte eine gründliche Untersuchung der Reifenschäden an, fest steht allerdings auch: Die am Nürburgring verwendeten Reifen entsprachen in Konstruktion und Mischung exakt den im Vorjahr verwendeten Pneus, die damals tadellos funktionierten.

Vor allem Lada, Honda und Chevrolet betroffen

Auffällig war außerdem, dass nicht alle Hersteller im gleichen Maße von Reifenproblemen betroffen waren. Während Honda, Lada und Chevrolet gleich mehrere Reifenschäden zu beklagen hatten, ging bei Volvo nur einmal ein Reifen am Auto von Fredrik Ekblom kaputt. "Wir sind da auf Nummer sicher gegangen", sagt Ekbloms Teamkollege Thed Björk.

Im Lager der Citroen gab es überhaupt keine Reifenschäden, obwohl die C-Elysee aufgrund des Kompensationsgewichts von 80 Kilogramm die schwersten Autos des gesamten Feldes waren. Das macht die Frage nach der Ursache nicht einfacher.


Fotos: WTCC auf dem Nürburgring


Sind Honda, Lada und Chevrolet bei Luftdruck oder Radsturz zu viel Risiko eingegangen, um den Perfromance-Rückstand auf Citroen aufzuholen? Offiziell will das natürlich niemand bestätigen, doch indirekt bestätigt Norbert Michelisz, dass dieser Faktor eine Rolle gespielt hat. "Wir sollten das Rennen ohne Einschränkungen bei den Drücken fahren", meinte der nach dem Hauptrennen.

2017 Reifentest auf der Nordschleife?

Auch die im Vergleich zum vergangenen Jahr höheren Temperaturen könnten ihren Anteil zu der Reifenproblematik beigetragen haben, ebenso wie ein verstärktes Räubern über die hohen Randsteine der Nordschleife. Antworten auf diese Fragen wird wohl erst der Untersuchungsbericht von Yokohama liefen.

Nichts desto trotz sind sich alle Beteiligten einig, dass sich Reifenschäden in einer solche Vielzahl wie an diesem Wochenende auf der Nordschleife nicht wiederholen sollten. Daher wäre folgender Vorschlag von Norbert Michelisz durchaus eine Überlegung wert: "Vielleicht sollten wir hier einen Tag nur Reifen testen dürfen. Das wäre schön."

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