• 25.06.2015 09:27

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Doch kein Durchmarsch von Lopez?

Jose-Maria Lopez wirkt nicht mehr so souverän, Yvan Muller ist wieder da: Redakteur Stefan Ziegler erklärt, warum die WTCC-Saison 2015 noch spannend wird

Titel-Bild zur News: Citroen, WTCC, Podest

Citroen ist vorn, aber mit welchem Fahrer? Lopez muss nun wieder Muller fürchten... Zoom

Liebe Leser,

Jose-Maria Lopez marschiert durch und holt sich am Jahresende seinen zweiten WM-Titel. Das dachten wohl die meisten Beobachter nach den ersten Rennen zur WTCC-Saison 2015. Und ich gestehe frei heraus: Auch ich war davon überzeugt. Doch inzwischen hat sich einiges getan, was mich glauben lässt, dass Lopez in diesem Jahr vielleicht doch kein so leichtes Spiel haben wird.

Das liegt vor allem an Yvan Muller. Der Altmeister hat wieder zurück zu alter Stärke gefunden und ist spätestens seit Russland auf Augenhöhe mit Lopez. Und das mit den Tugenden, die ihn einst zu "Mister Konstanz" gemacht haben: präzise und schnelle Runden im Qualifying, makellose Fahrten im Rennen. Wie in Moskau und wie in Pressburg. Und schon ist Lopez' WM-Vorsprung etwas kleiner geworden.

Jose-Maria Lopez wirkt nicht mehr so souverän

Ja, der Abstand beträgt zur Hälfte der Rennsaison satte 30 Punkte. Aber aus Sicht von Muller sah es schon weitaus schlimmer aus: Nach dem ersten Nordschleifen-Rennen lag er bereits 58 Punkte hinter Lopez zurück. Binnen zweier Rennwochenenden hat Muller diesen Rückstand halbiert. Und es ist ein gewisser Trend zu erkennen, der nahelegt, dass Muller weiterhin aufholen könnte.

Denn Lopez wirkt nicht mehr so souverän wie im vergangenen Jahr oder wie noch zu Beginn der WTCC-Saison 2015. Ihm unterlaufen auch vermehrt kleine Fehler, die man so von ihm bisher nicht kannte. Der Fehlstart in Russland zum Beispiel. Die Folge war sein bis dato einziger "Nuller" des Jahres. Oder sein Abflug im Training in der Slowakei. Das zeigt: Lopez ist am Limit, er versucht alles.


WTCC in Pressburg

Ich finde: Das ist ein gutes Zeichen! Es bedeutet: Muller setzt ihm zu. Der WTCC-Rekordchampion ist nämlich laut eigener Aussage wieder ganz in seinem Element: "Endlich macht das Auto genau das, was ich will. Es war an der Zeit, dass ich wieder zu Hochform auflaufe." Und Lopez ist beeindruckt. "Ich brauche gar nicht erst nach Ausreden zu suchen", meint er. "Yvan ist seit Moskau einfach in Topform."

Nur Yvan Muller kann noch in den Titelkampf eingreifen

Und wenn Muller - wie früher - eben diese Form halten kann, steht einer spannenden zweiten Saisonhälfte nichts im Wege. Denn außer Lopez und Muller kommt in diesem Jahr kein anderer Fahrer für den WM-Titel in Frage. So gern ich Sebastien Loeb zum Kreise der Favoriten hinzuzählen würde: Es fehlt ihm noch etwas an Tourenwagen-Raffinesse und an der so wichtigen Konstanz.

Das heißt: Nur Muller kann Lopez von der Titelverteidigung abhalten. Und wer den viermaligen Weltmeister kennt, der weiß, dass ihn die Niederlage im vergangenen Jahr ungeheuer gewurmt hat. Dieser Stachel sitzt tief, noch immer. Umso engagierter ist Muller in dieser Saison, hat seine vielen Abläufe am Rennwochenende umgestellt, den Fahrstil angepasst. Und jetzt ist er wieder voll da.


Fotostrecke: Lopez' Weg zum WTCC-Titel

Mit Muller in Bestform hat Lopez endlich einen ernstzunehmenden Gegner. Das spürt er auch. Und deshalb wird es höchstinteressant, die beiden Citroen-Piloten in den kommenden Wochen und Monaten zu beobachten. Ja, Lopez hat noch immer die besten Karten und den Punktevorsprung auf seiner Seite. Aber warten wir mal ab. Denn: "The trend is your friend." Will sagen: Muller ist im Kommen!

Beste Grüße & auf eine interessante zweite Saisonhälfte!

Euer


Stefan Ziegler