• 30.04.2015 11:09

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Die WTCC, die Nordschleife und ich

Redakteur Stefan Ziegler schildert seine Eindrücke vom WTCC-Testtag auf der Nordschleife und blickt voraus auf das WTCC-Renndebüt in der "grünen Hölle"

Titel-Bild zur News: Hugo Valente

Tourenwagen-WM auf der Nordschleife: Das Potenzial für die Rennserie ist gewaltig Zoom

Liebe Leser,

einfach mal in den Wald fahren, sich hinter die Leitplanke stellen und das Ganze auf sich wirken lassen. Genau das habe ich beim offiziellen WTCC-Testtag auf der Nürburgring-Nordschleife gemacht. Und es hat mich total begeistert, die Fahrzeuge der Tourenwagen-WM auf dieser so besonderen Rennstrecke zu erleben. Was für eine Kulisse für einen Weltmeisterschaftslauf!

Das dachte ich schon, als ich die Autos vor mir in das kleine Karussell habe einfahren sehen. Und dieser Eindruck hat sich noch um einiges verstärkt, als ich wenig später selbst auf die Strecke ging - während der WTCC-Testfahrten! Serienpromoter Eurosport hat es möglich gemacht: Im RSR-Renntaxi und als Beifahrer von Domenico Solombrino fuhr ich eine Runde durch die "grüne Hölle".

"Wie Disneyland" sei die Nordschleife für einen Rennfahrer, hat WTCC-Routinier Stefano D'Aste unlängst gesagt. Weil diese Rennstrecke auf jedem ihrer 25 Kilometer neu beeindruckt. Weil es hinter jeder der rund 170 Kurven etwas Neues zu entdecken gibt. Weil man dort vor Überraschungen nicht gefeit ist. Und weil einen die malerische Szenerie der Eifel immer wieder ins Staunen versetzt.

Mir ging es nicht anders, als ich die Nordschleife, diese ultimative Rennstrecke, umrundete. "Unglaublich" war das Wort, das mir dabei am häufigsten durch den Kopf ging. Aber es ist wahr: Die WTCC wird schon in wenigen Tagen und erstmals seit 1983 einen Weltmeisterschaftslauf auf diesem einmaligen Kurs abhalten. Und zu diesem Schritt muss man den Verantwortlichen einfach gratulieren.


WTCC-Testfahrten auf der Nordschleife

Impressionen vom WTCC-Test auf der Nürburgring-Nordschleife.

Denn: Die Fahrer sind total begeistert. Das Medieninteresse ist gewaltig. Und für Hersteller in aller Welt ist die WTCC plötzlich zum Thema geworden. All das hat die Nordschleife für die WTCC bewirkt, obwohl die Rennen noch nicht mal gefahren sind! Vielleicht hat genau eine solche Veranstaltung gefehlt, um die Rennserie von einer Randerscheinung zu einer festen Motorsport-Größe zu machen.

Dabei hatte die WTCC bis zur vergangenen Saison schon ein "Kronjuwel" - Macao. Aber genützt hat es der Rennserie nicht. Der vielleicht schwierigste Stadtkurs der Welt wurde von der Öffentlichkeit (wohl auch aufgrund seiner Lage in Asien und der damit verbundenen Zeitverschiebung bei den TV-Übertragungen) kaum wahrgenommen. Außerdem glichen die Rennen dort meist einem "Demolition-Derby".

Mit der Nordschleife verhält es sich ganz anders. Dieser Kurs liegt mitten in Europa, noch dazu in der Autonation Deutschland. Die Nordschleife gilt als Motorsport-Denkmal, als die perfekte Rennstrecke. Und sie ist auch Außenstehenden, die Motorsport vielleicht nur am Rande interessiert, ein Begriff. Sie ist eine Faszination mit Geschichte. Auch deshalb lässt sie sich ganz hervorragend vermarkten.


WTCC-Test auf der Nordschleife

Und jetzt kommt das große Aber: Denn es gibt gute Gründe, weshalb über 30 Jahre lang keine Automobil-WM auf dieser Strecke unterwegs war. Die Nordschleife ist und bleibt ein gefährliches Terrain. Darüber kann und sollte alle Euphorie nicht hinwegtäuschen. Das Risiko ist auf diesem Kurs ungleich größer als andernorts. Und es wird viel Kritik hageln, sollte die WTCC-Premiere schiefgehen.

Dessen müssen sich die Veranstalter bewusst sein. Allerdings tun sie alles dafür, um die WTCC und die Nordschleife bestmöglich in Szene zu setzen. Denn besonders spannend werden die Rennen aller Voraussicht nach nicht sein: "Überholen ist kaum möglich", sagt beispielsweise Rob Huff. Er wurde beim Testtag von Jose-Maria Lopez im überlegenen Citroen verfolgt. Am Lada kam dieser aber nicht vorbei.

Wenn schon nicht mit Rennaction, dann will Eurosport in jedem Fall mit TV-Bildern begeistern. Und zwar mit solchen, wie sie die Nordschleife noch nie gesehen hat. Es wird viele Onboard-Aufnahmen geben, weil nicht überall Kameras stehen können. Am spektakulärsten aber sollen die Hubschrauber-Bilder werden. Dafür holt Eurosport Spezialisten von Tour de France und Rallye-Meisterschaften.

Doch was letztendlich daraus wird, das liegt - buchstäblich - in den Händen der beteiligten Fahrer. Und es gibt keinen unter ihnen, der nicht davon träumt, auf der Nordschleife zu siegen. "Dieses Rennen", sagt zum Beispiel Weltmeister Lopez, "willst du unbedingt gewinnen." Läuft alles gut, gibt es in knapp zwei Wochen viele Sieger. Und die Tourenwagen-WM könnte ein ganz großer Gewinner sein.

Beste Grüße & viel Vorfreude auf die Rennen des Jahres!

Euer


Stefan Ziegler

Folgen Sie uns!

Eigene Webseite?

Kostenlose News-Schlagzeilen und Fotos für Ihre Webseite! Jetzt blitzschnell an Ihr Layout anpassen und installieren!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt