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  • 19.06.2012 22:02

  • von Stefan Ziegler

"Safety first": Wenn Bruno Correia in Führung geht

Wenn er auf die Strecke ist, führt er stets das Feld an: Safety-Car-Fahrer Bruno Correia erklärt seine Aufgabe und einige kuriose Erlebnisse in der WTCC

(Motorsport-Total.com) - Als offizieller Fahrer des Safety-Cars ist Bruno Correia für die Sicherheit auf der Strecke zuständig. Seinen Job bei der WTCC hat der Portugiese aber just einem bizarren Unfall zu verdanken. Dieser liegt mittlerweile bereits mehr als drei Jahre zurück. Damals hatte Franz Engstler auf dem schwierigen Stadtkurs von Pau in Führung gelegen, wurde dann aber vom Safety-Car aus dem Rennen gerammt.

Titel-Bild zur News: Bruno Correia

Routinier am Lenkrad: Bruno Correia fährt schon seit 2009 das Safety-Car der WTCC

Der vom örtlichen Veranstalter gestellte Fahrer des Sicherheitsautos war am Ende der Boxengasse nicht nur über die weiße Linie gefahren, sondern hatte sich in langsamer Fahrt noch dazu auf die Ideallinie treiben lassen - und damit genau vor die Motorhaube von Engstler, der mit seinem BMW nicht mehr ausweichen konnte. Es gab einen großen Knall. Und dann trat Correia auf den Plan.

Denn nur wenige Tage nach dem Chaos von Pau wurde der heute 34-Jährige als neuer und vor allem permanenter Safety-Car-Fahrer vorgestellt. Und dieser Aufgabe kommt Correia bis heute nach. "Es war schon ein sehr seltsamer Zwischenfall", sagt er rückblickend über den Crash zwischen Engstler und dem Sicherheitsauto. "Andererseits habe ich nur deshalb diesen Job gekriegt", meint Correia.

Klar: Die WTCC musste reagieren und konnte sich weitere Fehltritte mit lokalen Hobbypiloten nicht noch einmal erlauben. Es war der logische Schritt, einen erfahrenen Piloten wie Correia ins Cockpit zu setzen. Dieser nahm die Herausforderung an, nachdem er in seiner portugiesischen Heimat bereits als Safety-Car-Fahrer gearbeitet hatte. Auf einmal bewegte er sich aber vor einem Weltpublikum.

Franz Engstler

Der in Führung liegende Franz Engstler (re.) wurde vom Safety-Car abgeschossen Zoom

Und das nicht als Rennfahrer, so wie er es sich eigentlich gewünscht hatte, sondern als offiziell von der Rennserie eingesetzter Verantwortlicher. "Das ist schon ein bisschen seltsam, wenn du einmal den Traum gehabt hast, ein professioneller Rennfahrer zu sein", gesteht Correia. Seine Familie hatte viel Geld in seine Karriere gesteckt, womit es der Portugiese - unter anderem - in die Formel 3 schaffte.

Vielbeschäftigt im Cockpit des Safety-Cars

Jetzt kämpft Correia aber nicht mehr um Pole-Positions und Podestplätze, sondern stellt sich ganz in den Dienst der WTCC-Rennleitung. "Es macht Spaß, ein Teil dieser Meisterschaft zu sein und mit ihr um die Welt zu reisen", meint er. Doch bei aller Freude am Fahren im Safety-Car: Dieser Job ist bei Weitem kein Zuckerschlecken. Correia ist im Sicherheitsauto nämlich ständig gefordert und im Stress.

Er muss die Leuchten auf dem Dach des Fahrzeugs bedienen, den Kontakt zur Rennleitung halten, Anweisungen entgegen nehmen und in die Tat umsetzen - und natürlich das tun, was er von klein auf am liebsten tat: schnell fahren. "Ich mache im Auto fast alles selbst", sagt Correia. "Dann weiß ich halt, dass alles gut läuft." Ohne einen lokalen Copiloten wagt sich der Portugiese aber nicht auf den Kurs.

Bruno Correia

Wenige Wochen nach Pau wurde Bruno Correia als Safety-Car-Pilot vorgestellt Zoom

Auf diese Weise stellen Correia und die WTCC sicher, dass die örtlichen Streckenposten stets einen Ansprechpartner in ihrer Muttersprache haben. Dieser wiederum kann Correia und der Rennleitung dabei helfen, Situationen besser einzuschätzen und angemessen zu reagieren. Letztendlich fällt aber alles, was mit und um das Safety-Car passiert, auf dessen Piloten am Lenkrad zurück: Correia.

Correia bestreitet ein Mammutprogramm

Dessen ist sich der 34-Jährige bewusst - und er hat sogar Spaß daran: "Ich mag die Verantwortung, die dieser Job mit sich bringt. Ich repräsentiere ja nicht nur mich selbst, sondern auch die Rennserie, den Automobil-Weltverband und auch die Sponsoren des Fahrzeugs." Dabei handelt es sich übrigens um die erste Partnerschaft dieser Art: TRW entdeckte das Safety-Car als idealen Werbeträger.

Denn wenn es auf die Strecke gerufen wird, ist bei allen Beteiligten erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Vor allem bei Correia, der an einem Rennwochenende meist auch die Rahmenserien als Safety-Car-Fahrer betreut. Das bedeutet lange Bereitschaftszeiten und gelegentlich auch zahlreiche Einsätze mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen. "Du musst dich auf jede Rennserie einstellen", sagt Correia.

Bruno Correia

Im Einsatz: Bruno Correia führt das WTCC-Feld um das Autodromo di Monza Zoom

"Die Abläufe bei einer Safety-Car-Phase sind zwar stets gleich, doch die jeweiligen Autos sind mit anderen Geschwindigkeiten unterwegs und du als Pilot des Safety-Cars musst das richtige Tempo anschlagen. Da geht es um Themen wie die Temperatur der Reifen oder der Bremsen", erklärt der Portugiese. "Die Autos hinter dir müssen gut auf den Restart vorbereitet sein. Das ist meine Aufgabe."

Wenn dem Safety-Car der Sprit ausgeht

Allerdings immer nur, wenn auf der Strecke zuvor etwas richtig schief gelaufen ist. Doch darauf hat es Correia nicht abgesehen. Ihm wäre es lieber, er müsste während eines Rennens nicht in Aktion treten, auch wenn das seiner Rennfahrer-Natur widerspricht. "Unfälle will niemand sehen", meint er. Ein defekter Reifenstapel oder dergleichen reicht aber auch, um Correia und das Safety-Car zu aktivieren.

Oder ein turbulentes Rennwochenende mit total überforderten Streckenposten, wie es in Marrakesch 2010 der Fall war. "Damals legte ich bei nur einer Veranstaltung über 350 Kilometer zurück", berichtet Correia und muss schmunzeln. "FIA-Präsident Jean Todt gratulierte mir sogar dazu, dass ich alle Rennen gewonnen hatte." Mehr Safety-Car-Runden als bei diesem Event hatte es noch nie gegeben.

Robert Huff

In Marrakesch ging es 2010 auf und abseits der Strecke drunter und drüber ... Zoom

Mit kuriosen Konsequenzen: "Zwischendurch ging uns der Sprit aus", gesteht Correia. Zwischen den Rennaktivitäten auf der Strecke war daher Improvisation gefragt. "Ich musste das Fahrzeug wieder auftanken. An der Strecke gab es aber keine Tankstelle, sodass ich den Kurs verlassen musste. Ich fuhr mit einer lokalen Helferin also zu einer Station und dort tankten wir das Safety-Car auf."

Correia arbeitet an eigenen Renneinsätzen

Problem gelöst? Weit gefehlt! "Ich war in voller Montur und hatte natürlich kein Geld dabei, weil ich ja nicht für den Sprit des Safety-Cars aufkommen muss", sagt Correia und witzelt: "Ich gab daher meine Begleiterin in Zahlung." Keine Angst: Die Dame des Rennkomitees sorgte an der Tankstelle lediglich dafür, dass die Rechnung beglichen wurde. Correia kämpfte indes mit ganz anderen Schwierigkeiten.

"Als ich wieder an der Strecke war, wollten mich die Sicherheitsleute erst nicht wieder reinlassen. Das war schon sehr lustig", findet der 34-Jährige. "Ich hatte meine Akkreditierung natürlich dabei, doch das Auto hatte keine. Das braucht es aber auch nicht, denn es ist ja das Safety-Car." Und als solches klar zu erkennen. Dennoch dauerte es laut Correia "rund 20 Minuten, bis ich endlich wieder hinein durfte".

Stefan Ziegler mit Bruno Correia

'Motorsport-Total.com'-Redakteur Stefan Ziegler mit Safety-Car-Pilot Bruno Correia Zoom

Ein gutes Stichwort: Denn seine Tätigkeit als Safety-Car-Fahrer bei der WTCC kann Correia offenbar nicht vom Rennfahrer-Virus kurieren. Am Gasfuß juckt es ihn noch immer gewaltig: "Ich arbeite daran, bald ein paar Langstrecken-Rennen bestreiten zu können", verrät der Portugiese. In der Zwischenzeit genießt er seinen Job in der WTCC und sagt grinsend: "Da liege ich ja auch immer in Führung ..."

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