• 20.02.2012 23:45

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Was der Honda-Einstieg für die WTCC bedeutet

Ein Schritt mit Signalwirkung oder nur ein Strohfeuer? Redakteur Stefan Ziegler schreibt über den geplanten Einstieg von Honda in die WTCC

Titel-Bild zur News: Honda Civic

Der neue Honda Civic: Der Konzern aus Japan steigt 2012 in die WTCC ein

Liebe WTCC-Fans,

mal ehrlich: Mit einer solchen Nachricht hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet! Mich hat die Bekanntgabe von Honda übrigens ebenso überrascht wie wahrscheinlich viele von Euch. Ich finde es aber klasse, dass sich ein so namhafter Hersteller noch vor dem Beginn der diesjährigen Saison schon für das Folgejahr festlegt. Hut ab, Honda - dieser mutige Schritt will etwas heißen!

Aber was bedeutet die Ankündigung der japanischen Marke eigentlich für die WTCC? Marcello Lotti sieht im geplanten Einstieg von Honda in erster Linie eine Bestätigung. Der WM-Promoter arbeitete in den vergangenen Jahren stets daraufhin, einige große Namen für seine Rennserie zu gewinnen. Mit überschaubarem Erfolg, wie man hinzufügen muss - der große Ansturm blieb bislang nämlich aus.

Und jetzt steht in Honda der größte Motorenhersteller der Welt kurz davor, mindestens zwei Autos in der Tourenwagen-WM an den Start zu bringen. Das ist eine Entwicklung, die sich zuletzt nicht gerade abgezeichnet hatte. Ein kleiner Rückblick: Im Anschluss an die Saison 2009 verabschiedete sich das SEAT-Werksteam aus der WTCC, nur ein Jahr später stellte auch BMW sein Werksengagement ein.

Die Saison 2011 stand wohl auch deswegen ganz im Zeichen von Chevrolet, die als einziges Team mit Werksunterstützung leichtes Spiel hatten. Außer dem US-amerikanischen Konzern waren "nur" BMW, SEAT und Volvo mit Fahrzeugen vertreten, die allerdings allesamt von privaten Rennställen eingesetzt wurden. Es waren zwar vier Marken am Start, aber stabil wirkte die WTCC deshalb nicht.

Auch, weil sich manche Hersteller mächtig zierten, den Schritt in die Tourenwagen-WM zu vollziehen. Das wohl beste Beispiel dafür ist Volvo: Ursprünglich hätte im Herbst 2011 eine Entscheidung zum WTCC-Programm verkündet werden sollen, doch diese ließ bis Februar auf sich warten. Es herrschte Funkstille - und plötzlich tritt Honda auf den Plan und stellt aus dem Nichts seine Rennpläne vor!

Sechs Marken in der Tourenwagen-WM

Das ist wirklich eine Sensation, finde ich. Und sehr wahrscheinlich ein Schritt mit Signalwirkung, denn die bisher trüben Aussichten für die Tourenwagen-WM scheinen auf einen Schlag richtig gut zu sein: Weil auch Ford und Lada ab 2012 auf privater Ebene im Starterfeld aktiv sein werden, steigt die Zahl der engagierten Marken rapide an: In der neuen Rennsaison werden es wohl deren sechs sein.

Hinzu kommt: Lada scheint alles daran zu setzen, ab 2013 erneut ein Werksprogramm in der WTCC zu absolvieren. Und vielleicht findet Ford ja so viel Gefallen an diesem neuen Wettbewerbs-Umfeld, dass bald ein Werksteam aus Nordamerika in Erscheinung tritt. Die Voraussetzungen dafür wären ja vorhanden: In diesem Jahr debütiert die WTCC in den USA, in Chevrolet ist ein Großrivale am Start.

Honda Civic

Der Honda Civic (hier aus der BTCC) wird bald auch in der WTCC zu sehen sein Zoom

Zwei gute Gründe, um sich zumindest mit dem Gedanken zu tragen, nicht einfach nur die Entwicklung des 1,6-Liter-Turbomotors zu finanzieren, sondern selbst ins Geschehen einzugreifen. Vielleicht spielt dabei ja auch eine Rolle, dass die Tourenwagen-WM mit Rennen in Afrika, Asien, Europa, Nord- und Südeuropa alle relevanten Märkte abdeckt. All dies scheint zumindest Honda überzeugt zu haben.

Honda als Impulsgeber für die WTCC?

Nur zur Erinnerung: Für das japanische Unternehmen ist das WTCC-Projekt der erste Werkseinsatz seit dem Formel-1-Ausstieg 2008. Marcello Lotti und seine Meisterschaft dürfen sich also glücklich schätzen, einen richtig dicken Fisch an Land gezogen zu haben. Weitere könnten folgen und damit auch dafür sorgen, dass die Tourenwagen-WM ihren Ruf als "Motorsport-Mauerblümchen" verliert.

Das Konzept dieser Meisterschaft ist sicherlich Geschmackssache und mitunter hat die WTCC die Kritik, die ihr zuteil wird, auch vollkommen verdient. Die Zulassung und Einstufung der Dieselautos, die Absage von WM-Läufen, der auf zwölf Events begrenzte Kalender, die nur 50 Kilometer kurzen Sprintrennen, die fragwürdigen Qualifying-Regeln - diese Rennserie hat eine unruhige Geschichte.

Stefan Ziegler

Ich halte den Einstieg von Honda für ein positives Signal für die Tourenwagen-WM Zoom

Dabei darf man meiner Meinung nach aber nicht vergessen: Die WTCC ist erst wenige Jahre alt. Und dafür, dass sie gewissermaßen von Anfang an und immer wieder totgesagt wurde, präsentiert sich die Tourenwagen-WM erstaunlich fit und rüstig. Deshalb glaube ich: Der Einstieg von Honda stellt eine große Chance dar. Und vielleicht ist es der Impuls, auf den die WTCC schon immer gewartet hat...

Beste Grüße & viel Vorfreude auf Honda!

Euer


Stefan Ziegler


PS: Bei Twitter findet Ihr mich unter @MST_StefanZ