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  • 18.12.2011 18:09

  • von Stefan Ziegler

Rückblick 2011: Chevrolet

Die Titelverteidigung gelang mit Bravour: Chevrolet drückte der WTCC-Saison 2011 seinen Stempel auf und siegte souverän - Teil 7 des Rückblicks

(Motorsport-Total.com) - 344 Rennrunden, zahlreiche packende Zweikämpfe, sechs strahlende Laufsieger und ein erfolgreicher Titelverteidiger: Die WTCC begeisterte im abgelaufenen Rennjahr durch engen Motorsport und viele spektakuläre Szenen. Von Südamerika über Europa nach Asien - Chevrolet hatte die Konkurrenz von Anfang an sehr gut im Griff und setzte sich letztendlich deutlich gegen BMW, SEAT und Volvo durch.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller, Alain Menu, Robert Huff

Chevrolet fuhr 2011 mit drei Werksautos an die Spitze der WM-Gesamtwertung

Doch so souverän die Herstellerwertung entschieden wurde, so erbittert kämpften die Piloten um die Fahrerkrone. Yvan Muller, Rob Huff und Alain Menu lieferten sich ein sehr beeindruckendes Duell, das schließlich in einem ungeheuer spannenden Finale mündete. 'Motorsport-Total.com' blickt nun zurück auf die WTCC-Saison 2011 und zeichnet den Jahresverlauf nach. Heute: Weltmeister Chevrolet.

Für die Titelverteidiger begann das neue Rennjahr, wie das vorangegangene geendet hatte - mit einer klasse Leistung der drei Chevrolet-Piloten. Huff, Menu und Muller drückten allerdings nicht nur dem Auftaktevent in Brasilien ihren Stempel auf, sondern auch den weiteren Veranstaltungen. Letztendlich bedeutete dies den vorzeitigen Gewinn der Herstellerwertung und die Dominanz in der Fahrerwertung.

Chevrolet fährt von Rekord zu Rekord

Aus der Sicht von Chevrolet war es eine Saison der Rekorde: Das Pilotentrio siegte in 21 der 24 WM-Läufe, eroberte 52 Podestplätze, holte sämtliche Pole-Positions, knallte 19 Mal die schnellste Runde auf den Asphalt und verbrachte 253 Umläufe in Führung. Dass der Titelgewinn in der Markentabelle so früh wie nie zuvor erfolgte, war die logische Konsequenz aus einem sehr souveränen Auftreten.

Chevrolet spielte 2011 vermeintlich in einer eigenen Liga, doch eine Prozession gab es trotzdem nicht. Huff, Menu und Muller lieferten sich einen spannenden Kampf um den Fahrertitel, wobei nicht selten Lackaustausch an der Tagesordnung war. Speziell Huff und Muller wussten zu begeistern, indem sie an der Spitze des WTCC-Feldes für beste Unterhaltung sorgten und ein beinhartes Duell austrugen.

Yvan Muller, Robert Huff

Rob Huff und Yvan Muller kamen sich nicht nur in der Startaufstellung sehr nahe Zoom

Dem Personal am Kommandostand war manchmal sicherlich nicht ganz wohl zumute, denn gleich mehrfach kam es zu kleinen Kollisionen zwischen den Teamkollegen. Dies wurde aber auch bewusst gestattet - eine Stallregie gab es nicht. "Unterm Strich machten sie es unter sich aus", sagt Chevrolet-Sportchef Eric Neve. "Sie ließen den Sport sprechen." Harmonisch war das jedoch nicht immer.

Keine Stallregie bei Chevrolet

In Monza schied Menu nach einer Berührung mit Muller aus, in Brünn und Porto ging Huff nach leichten Kollisionen mit Muller in Führung, während Muller in Donington Park austeilte und so an Huff vorbeigelangte. Die Stimmung im Team litt aber offenbar nicht an diesen Scharmützeln: "Am Ende der Saison sind sie noch immer Freunde und der Wettbewerb fand nur auf der Strecke statt", meint Neve.

Und das, obwohl Huff und Muller bis zuletzt um den Fahrertitel kämpften. Die Entscheidung fiel in Macao zugunsten von Muller - um drei Pünktchen. "Es war eine unglaubliche Saison, die zunächst nicht allzu gut für mich begonnen hatte", erklärt der Franzose. Nach einem schwierigen Start raffte sich Muller im Sommer auf, wies Huff mehr und mehr in die Schranken und siegte schließlich knapp.

Yvan Muller, Alain Menu, Robert Huff

Dank Yvan Muller, Alain Menu und Rob Huff (v.l.) dominierte Chevrolet die WTCC Zoom

Letzterer fuhr "die Saison meines Lebens" und zeigt sich trotz seiner Niederlage "glücklich und stolz", ein Teil des Chevrolet-Teams zu sein. "Natürlich bin ich enttäuscht vom Platz zwei in der Gesamtwertung. Ich tat aber mein Möglichstes. Ich kam nach Macao, stellte das Auto auf die Pole-Position und gewann beide Rennen." Es reichte trotzdem nicht und Huffs großer Traum fand kein Happyend.


Fotos: WTCC-Höhepunkte 2011: Chevrolet


Huff und Menu landen 2011 hinter Muller

"Wenn ich auf meine Saison zurückblicke, dann gab es da ein paar kleinere Fehler, die mich unterm Strich genau die drei Punkte kosteten, die mir jetzt fehlen", sagt der Brite, zeigt sich aber schon jetzt betont kämpferisch: "Wir werden uns in der Winterpause hinsetzen und schauen, wo wir uns noch einmal verbessern können. Wir wollen im neuen Jahr noch stärker auftreten", gibt Huff zu Protokoll.

Der Dritte im Bunde, Menu, musste sich im Endspurt ohne Titelchance hinter seinen Teamkollegen anstellen. "Ich gratuliere Yvan und Rob zu ihren tollen Saisons", meint der Schweizer, den einige Ausfälle und durchwachsene Rennen aus der Riege der WM-Anwärter geworfen hatten. Das Pech klebte Menu 2011 zwar nicht so sehr an den Schuhen wie 2010, Fortuna war ihm aber selten hold.

Yvan Muller, Alain Menu, Robert Huff

Ein gewohntes Bild: Die drei Chevrolet-Werksautos fahren gleich an die Spitze Zoom

Gemischte Ergebnisse erzielte Chevrolet auch in der Privatierwertung. Bamboo Engineering brachte zwei Chevrolet Cruze 1,6T für Darryl O'Young und Yukinori Taniguchi an den Start, wobei Letzterer kaum in Erscheinung treten konnte. O'Young fuhr indes über weite Strecken auf gutem Niveau, musste seine Titelhoffnungen bei den Privatfahrern allerdings schon vor dem Finale begraben.

Bamboo und Chevrolet nehmen Kurs auf mehr

Taniguchi sorgte mehr für spektakuläre Unfälle als für zählbare Ergebnisse, schlug sich aber auf ihm gut bekannten Kursen durchaus achtbar. Unterm Strich spricht Teamchef Richard Coleman jedoch von einer "schwierigen Saison", weil Bamboo auch unter den Gewichtsregeln zu leiden hatte. O'Young und Taniguchi fuhren schließlich mit dem gleichen Ballast wie die drei Chevrolet-Werkspiloten.

"Unser Jahr stand ganz im Zeichen dieser Situation", meint Coleman. "Waren die BMW-Fahrzeuge einmal mit viel Ballast unterwegs, waren wir mehr als konkurrenzfähig. Leider hatten wir fast von Anfang an das maximale Kompensationsgewicht im Auto." Manchmal habe man auch einfach nur Pech gehabt. "Sportlich sind wir halt so lange nicht zufrieden, bis wir beide Titel gewonnen haben."

Yukinori Taniguchi, Darryl O'Young

Der Chevrolet Cruze 1,6T - hier die beiden Bamboo-Autos - war der Klassenprimus Zoom

Darauf ist auch das Werksteam gepolt, wenn im März 2012 die neue Saison beginnt. "Ich rechne damit, dass Chevrolet auch dann das Team ist, das es zu schlagen gilt", sagt Weltmeister Muller. Er baue in diesem Zusammenhang auf den Vorsprung, den seine Mannschaft nach wie vor habe. "Die anderen werden aber sicherlich sehr hart arbeiten", meint Muller - nicht zuletzt Huff und Menu...¿pbvin|0|4239|Chevrolet|0|1pb¿

Der WTCC-Saisonrückblick 2011:

01. Das erste Saisondrittel
02. Das zweite Saisondrittel
03. Das letzte Saisondrittel
04. Die Privatierwertung
05. Fakten und Zahlen zur Saison
06. Yvan Muller
07. Chevrolet
08. BMW
09. SEAT
10. Volvo
11. Team Engstler
12. Team Wiechers