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  • 23.11.2011 21:14

  • von Stefan Ziegler

Barth: "Ich lenkte zu früh ein..."

SEAT-Pilot Fredy Barth schildert seine Eindrücke zum Unfall in Macao und spricht über seinen Aufenthalt im Krankenhaus und über seine Besucher

(Motorsport-Total.com) - Das zweite Freie Training von Macao stand ganz im Zeichen des schweren Unfalls von Fredy Barth. Der schweizer Rennfahrer war im kurvenreichen zweiten Sektor heftig in die Banden eingeschlagen und blieb danach erst einmal bewusstlos in seinem havarierten Auto zurück. Erst nach der Bergung durch die Streckenposten und nach einer Untersuchung im Krankenhaus gab es grünes Licht - Barth ist okay. Im Interview schildert der 31-Jährige, was ihm beim Macao-Event im Einzelnen widerfuhr.

Titel-Bild zur News: Fredy Barth

Fredy Barth war schon am Tag nach seinem Unfall wieder recht guter Dinge

Frage: "Fredy, du hattest im zweiten Freien Training von Macao einen heftigen Crash. Wie kam es zu diesem Unfall?"
Fredy Barth: "Ich lenkte etwas zu früh ein und touchierte die Wand auf der rechten Seite. Dann flog ich nach links ab. Ab dem Einschlag in die Wand weiß ich nichts mehr. Erst im Krankenhaus gibt es wieder einige Bilder. Franz Engstler war ja dort und sagte mir, er sei auch auf der Strecke bei mir gewesen. Das wurde mir aber erst danach wieder bewusst. Ansonsten kann ich mich an nicht sehr viel erinnern."

Frage: "Wie schnell warst du in dieser Passage? Kannst du das grob einschätzen?"
Barth: "Nun, es ist eine Stelle, die im vierten Gang und bei Vollgas genommen wird. Da reden wir von 150, 160 km/h. Etwas dergleichen."

Frage: "Du scheinst nach dem Crash voll auf dem Gas geblieben zu sein, wie einige Beobachter berichteten..."
Barth: "Wahrscheinlich war ich da nicht mehr ganz da...(lacht; Anm. d. Red.)"

Frage: "Führte das zur Überhitzung des Motors und letztendlich zur Flammenbildung an deinem Auto?"
Barth: "Nein. Der Brand kam daher, dass der Motor kaputt war. Die Achse und die komplette Aufhängung, alles war zerbröselt."

"Die Achse und die komplette Aufhängung, alles war zerbröselt." Fredy Barth

"Der Motor fiel vollkommen heraus, die Achswelle steckte im Getriebe und der Motorblock riss. All dies führte letztendlich zum Brand. Irgendwie schien der Motor aber trotzdem noch zu laufen. Er läuft zwar nicht schnell, aber... (lacht; Anm. d. Red.)"

Frage: "Schön, dass du schon wieder Witze machen kannst..."
Barth: "Sarkasmus war schon immer meine Stärke."

Frage: "Weißt du, wie du aus dem Auto gekommen bist?"
Barth: "Nein. Ich kann mich ganz vage daran erinnern, dass mich jemand herausgezogen hat. Ich kann mich auch ganz vage daran erinnern, selbst noch kurz gestanden zu haben, ehe ich mich hinlegte und den Helm öffnen wollte."

"Da meinten alle: 'Oh, sei vorsichtig damit...' Ich nahm die Brille ab und dergleichen. Das weiß ich noch. Ich wurde auch gefragt, ob sie die Ärmel meines Rennanzugs aufschneiden dürften. Ich sagte nur: 'Klar, schneidet auf.' Solche Dinge."

Frage: "Die ersten Nachrichten zu deinem Zustand nannten eine Gehirnerschütterung sowie eine Rückenprellung..."
Barth: "Hinzu kam noch eine Rauchvergiftung. Im Krankenhaus wurde ich untersucht, der Rücken ist okay. Das war mehr oder weniger in Ordnung, alles ganz. Es war natürlich alles etwas grün und blau und tat auch ein bisschen weh."


Fotos: Fredy Barth, WTCC in Macao


"Aufgrund der Gehirnerschütterung musste ich halt ruhig liegen. Ich wurde immer wieder gefragt, ob mir übel sei. Es war aber okay. Dann kamen noch ein EKG an die Reihe und eine Messung des Blutsauerstoff-Gehalts. Es war aber eigentlich alles okay. Ich wurde über Nacht dabehalten und nachts um vier Uhr ging dann auch der Puls langsam zurück, der Blutdruck wieder herunter."

Frage: "Wie erging es dir sonst im Krankenhaus? Hattest du Besucher?"
Barth: "Es war eine große Zusammenkunft im Krankenhaus. Verschiedene Leute waren da, was schön war. Franz Engstler kam vorbei, Michel Nykjaer war da, Alain Menu."

"Robert Dahlgren war zwangsläufig da (Dahlgren verunglückte im Qualifying und musste ebenfalls zur Untersuchung ins Krankenhaus; Anm. d. Red.). Er schaute ebenfalls kurz vorbei. Ansonsten bekam ich noch viele Nachrichten."

"Klar fragst du dich, wie du an diese Sache herangehen würdest." Fredy Barth

Frage: "Hat sich durch den Unfall etwas an deiner Meinung über Macao verändert?"
Barth: "Ich habe mir schon vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, wenn ich erneut auf diese Strecke gehen müsste. Klar fragst du dich, wie du an diese Sache herangehen würdest."

"Das ist eine mentale Frage, denke ich. Würde ich jetzt ins Auto steigen, denke ich, dass ich nicht unbedingt schlechter fahren würde. Müsste ich gegen mein Inneres ankämpfen? Ganz klar. Mir gefällt Macao. Im Nassen ist es aber sehr, sehr heftig."