• 31.03.2011 19:30

Hintergrund: Ein Rennsonntag mit Polestar in Übersee

Nicht nur auf der Strecke wird um die Bestzeit gekämpft, auch in der Boxengasse ist Tempo gefragt: Der Wettlauf gegen die Zeit am Rennsonntag

(Motorsport-Total.com) - Wenn im zweiten Rennen die Zielflagge fällt, ist das Wochenende für die Fahrer und ihre Fans vorbei, denn im Anschluss an die Ehrenrunde sind nur noch die Siegerehrung und einige Mediengespräche zu bewältigen. Für die Mechaniker der Teams beginnt indes ein Rennen gegen die Zeit - speziell in Übersee. Die Fahrzeuge wollen nämlich gewartet, verpackt und wieder nach Hause geschickt werden.

Titel-Bild zur News: Robert Dahlgren

Sonntagmorgen in der Polestar-Box: Noch ist das Treiben nur wenig geschäftig...

Bis es so weit ist, haben die WTCC-Mannschaften aber schon mehr als einen üblichen Acht-Stunden-Tag hinter sich: An der Rennstrecke ticken die Uhren einfach anders. Dies musste auch die Polestar-Crew von Robert Dahlgren feststellen, als sie im brasilianischen Curitiba erstmals als Stammteam in der Tourenwagen-WM in Erscheinung trat. Prompt wartete eine Mammutaufgabe auf die Mechaniker.

Frühstück um 5:30 Uhr früh

Ihr Rennsonntag startete bereits um 5:30 Uhr Ortszeit mit einem gemeinsamen Frühstück und dem ersten Briefing. Eine Stunde danach begann die Mannschaft damit, sich voll und ganz dem Volvo C30 und den Vorbereitungen für das Warmup zu widmen, das ab 8:15 Uhr zu absolvieren war. Um für diese letzte Trainingseinheit gerüstet zu sein, führten die Mechaniker eine Reihe von Checks durch.

Öldruck und Wassertemperatur wurden gemessen und die elektronischen Systeme an Bord überprüft, ehe Dahlgren in seinem Rennwagen Platz nahm und noch einmal probeweise um den Kurs in Curitiba fuhr. Nach einer Viertelstunde wurde der schwedische WTCC-Pilot wieder samt Auto in seiner Box vorstellig, wo die Crew noch einmal einige Setupänderungen und weitere Kontrollen vornahm.

Rechtzeitig vor dem ersten Rennen machten sich die Mechaniker noch ein Bild vom Reifendruck, der Benzinmenge, der Temperatur des Motors und der Fahrwerks-Höhe, um Dahlgren anschließend zum ersten Mal 2011 in die Startaufstellung zu schicken. Um 13:05 Uhr nahm das Abenteuer WTCC für Polestar seinen Auftakt, gegen 15 Uhr waren der Spuk und WM-Rennen zwei schon wieder vorbei.


Fotos: Robert Dahlgren, WTCC in Curitiba


Der C30 wird gewartet und repariert

Die Mechaniker hatten unmittelbar nach der Zieldurchfahrt aber schon wieder alle Hände voll zu tun, obwohl Dahlgren sein Fahrzeug im Parc Ferme abgestellt hatte. Noch während der Schwede aus seinem Auto kletterte, seine Handschuhe und seinen Helm ablegte und sich auf den Fußweg zurück ins Fahrerlager machte, war seine Crew schon mit dem Abbau des Kommandostands beschäftigt.

Um 17:30 Uhr stand schließlich wieder der C30 im Zentrum der Aufmerksamkeit: Die Parc-Ferme-Bedingungen wurden aufgehoben und die Mannschaft holte den Rennwagen ab. Für sie begann rund zweieinhalb Stunden nach dem Fallen der Zielflagge ein ganz eigenes Rennen, denn das Fahrzeug musste für die lange Rückreise nach Europa vorbereitet werden - allerdings "nur" unter anderem.

Robert Dahlgren

Genau wie Robert Dahlgren auf dem Kurs, so arbeiten auch die Mechaniker am Limit Zoom

Zunächst waren die Ingenieure des Teams gefragt, um die gesammelten Informationen zu sichern und den Datenspeicher des Autos zu leeren. Anschließend nahmen die Mechaniker das Fahrzeug auseinander - sprichwörtlich. Motor und Getriebe wurden ausgebaut, ebenso die Aufhängung, die Lenkung und weitere technische Elemente. Verschleißteile wurden durch neue Komponenten ersetzt.

Die Zielflagge fällt am Montagmorgen

Die Crew markierte die gebrauchten Teile und verpackte sie für den Transport nach Schweden, wo die Elemente in der Teamzentrale einer genauen Untersuchung unterzogen werden. Der Motor wurde indes vor Ort kontrolliert, aber nicht auseinandergebaut. Letzteres erlaubt das Regelwerk erst nach jedem zweiten Wochenende. Eine genaue Inspektion des C30 rundete den Arbeitstag in Curitiba ab.

Als vorläufig letzte Amtshandlung an ihrem WTCC-Fahrzeug verpackten die Mechaniker von Polestar ihr Auto in einen Seefracht-Container, der sich gegenwärtig schon auf der Schiffsreise von Brasilien nach Belgien befindet. Dort wird das Team den Volvo im April wiedersehen. Als die Container-Tür im Fahrerlager des Autodromo ins Schloss fiel, hatten die Mechaniker aber sicher Anderes im Sinn.

Zum Beispiel ein ausgiebiges Frühstück, denn immerhin zeigten die lokalen Uhren bereits 9:30 Uhr am Montagmorgen an! Die Arbeitszeit der Polestar-Crew betrug in diesem Moment schon satte 28 Stunden. Nach einer kleinen Stärkung wurde schließlich noch die restliche Ausrüstung verladen, ehe die Mannschaft auf dem Zwölf-Stunden-Flug nach Göteborg ihre wohlverdiente Schlafpause bekam...