• 06.01.2011 18:50

  • von Stefan Ziegler

Hat sich das neue Punktesystem bewährt?

Zur Saison 2010 übernahm die WTCC das neue Zählerschema der Formel 1 und lobte 25 Punkte für einen Rennsieg aus - Stimmen aus dem Fahrerlager

(Motorsport-Total.com) - In der Winterpause 2009/2010 überraschte der Automobil-Weltverband (FIA) mit der Ankündigung, das Punktesystem der Formel 1 zu revolutionieren. Statt wie bisher zehn Punkte, sollte der Sieger eines Grand Prix' künftig 25 Zähler erhalten, was zur Saison 2010 auch in die Tat umgesetzt wurde. Die anderen Weltmeisterschaften unter dem Banner der FIA zogen selbstverständlich nach.

Titel-Bild zur News: Robert Huff

Dieser Augenblick ist nun 25 Punkte wert: Rob Huff feiert seinen Sieg in Macao

Somit mussten sich im vergangenen Jahr auch die WTCC und ihre Fans mit dem neuen Schema auseinander setzen, das insgesamt zehn Piloten pro Rennen mit WM-Punkten belohnt. Yvan Muller (Chevrolet) sammelte daher auf seinem Weg zum Titel insgesamt 331 Zähler, Rob Huff (Chevrolet) und Gabriele Tarquini (SR) brachten es 2010 mehrfach auf den Wochenend-Bestwert von 40 Punkten.

Aber was sagen eigentlich die unmittelbar Beteiligten zu den Auswirkungen dieser Regeländerung? 'Motorsport-Total.com' hat sich im Fahrerlager der Tourenwagen-WM umgehört und einige Meinungen eingeholt - unter anderem von SEAT-Sportchef Jaime Puig, der ein erklärter Fan des neuen Schemas ist: "Der Sieg wird nun etwas besser belohnt und das ist auch gut so", meint der Markenvertreter.

Zu viele Fahrer auf dem Siegerpodest?

"Ich habe allerdings keine Berechnung angestellt, wie die WM nach der alten Punktetabelle ausgegangen wäre. Vollkommen klar ist jedenfalls, dass alle Meisterschaften das gleiche System verwenden sollten", sagt Puig. Zumindest innerhalb der WTCC war dies nicht der Fall, denn sowohl die Privatiers als auch die Rookies wurden gemäß der bis 2009 gültigen Regeln mit Punkten bedacht.

Im vergangenen Jahr habe es aber ohnehin zu viele Wertungen gegeben, findet Puig. "In meinen Augen sollten wir lediglich eine Trennung zwischen Herstellern und Privatfahrern haben. Eine eigenständige Rookiewertung braucht es nicht. In anderen Meisterschaften ist der Status eines Neulings vielmehr symbolischer Natur. Unterm Strich macht es eh kaum einen Unterschied."

"In meinen Augen sollten wir lediglich eine Trennung zwischen Herstellern und Privatfahrern haben." Jaime Puig

Wiechers-Teammanager Dominik Greiner vertritt die gleiche Ansicht, obwohl sein Fahrer Mehdi Bennani 2010 ebenfalls zu den WM-Debütanten zählte. "Von der Rookiewertung halte ich nicht allzu viel. Für meinen Geschmack standen im vergangenen Jahr definitiv zu viele Piloten auf dem Podium. Als unbedarfter Zuschauer konnte man dabei schnell den Überblick verlieren", erläutert Greiner.¿pbvin|0|3365|wtcc|0|1pb¿

Die Statistiken verlieren ihren Wert

Dem Umstieg auf das Punktesystem der Formel 1 kann der Wiechers-Teammanager indes einiges abgewinnen: "Durch das neue Schema sind natürlich alle bisherigen Statistiken fast unbrauchbar geworden. Im Nachhinein halte ich es aber für richtig, dass die FIA dieses Punktesystem auch in der WTCC eingeführt hat", meint Greiner. "Wie man sieht, ziehen derzeit ja viele Rennserien nach."

Dieser Ansicht kann sich BMW Motorsport Direktor Mario Theissen anschließen: "Das neue Punktesystem bewährte sich so gut und so schlecht wie in der Formel 1. Im Prinzip finde ich es gut, dass man eine stärkere Differenzierung zwischen dem Ersten und dem Zweiten und abgestuft nach hinten hat. Das ist aus meiner Sicht richtig." Einzig die "ewigen Ranglisten" müssen darunter leiden.

"Das neue Punktesystem bewährte sich so gut und so schlecht wie in der Formel 1." Mario Theissen

"Das Negative ist, dass man Punktzahlen nicht mehr mit denen aus dem Vorjahr vergleichen kann", sagt Theissen. So ist es zum Beispiel zu erklären, dass Muller nun nicht nur den Zählerrekord über eine Saison, sondern auch insgesamt inne hat. Der Franzose sammelte in seiner WTCC-Karriere 711 Punkte und liegt damit knapp vor Andy Priaulx (BMW Team RBM), der auf 677 WM-Zähler kommt.