powered by Motorsport.com
  • 14.07.2010 17:15

  • von Tiago Monteiro

Monteiro-Kolumne: "Die Emotionen schäumten über"

SR-Fahrer Tiago Monteiro in seiner Kolumne bei 'Motorsport-Total.com' über seinen Heimsieg in Portimão und den Kampf gegen die große Hitze

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Danke an meine Fans! Diesen Pokal habe ich Eurer tollen Unterstützung zu verdanken!

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

zunächst einmal muss ich mich für die verspätete Kolumne entschuldigen. Das ist halt eine Folgeerscheinung meiner guten Ergebnisse vom vergangenen Rennwochenende - ich bin also aus gutem Grund etwas spät dran!

Der jüngste WM-Event ging in meinem Heimatland Portugal über die Bühne und fand auf einer wirklich erstaunlichen Rennstrecke statt: Das Autódromo Internacional do Algarve ist modern, technisch und macht sehr viel Spaß! Tritt man zuhause an, hat man natürlich immer etwas mehr Druck, was für mich aber ganz hervorragend zu funktionieren scheint. Meinen bis dato letzten Sieg hatte ich schließlich ebenfalls in Portugal erzielt - in Estoril 2008.#w1#

An dieser Stelle möchte ich meine Fans aber daran erinnern, dass ich im vergangenen Jahr mindestens zwei gute Gelegenheiten ausgelassen habe, um meinem Team beim Titelgewinn zu helfen. Ein Heimrennen bedeutet jedenfalls, dass sich viele Freunde, Fans, deine Familie, Sponsoren und die Reporter um dich scharen. An einem solchen Wochenende ist man überaus beschäftigt und muss sich bemühen, einige ruhige Momente zum Entspannen und Konzentrieren zu finden.

Ich scheine unter Druck allerdings zu regelrechter Hochform aufzulaufen - und das trotz der großen Hitze, die wir in Portimão erdulden mussten. Wir hatten es vielleicht mit den heißesten Bedingungen des Jahres zu tun: Die Luft hatte 38 Grad Celsius, der Asphalt 57 Grad und im Cockpit waren es 68 Grad. Das war richtig hart! Aufgrund des Kurslayouts und der Temperaturen waren wir zudem in Sorge um unseren Reifenverschleiß. Wir waren aber von Anfang an konkurrenzfähig.


Fotos: Tiago Monteiro, WTCC in Portimão


Erst ein Unfall, dann die Pole-Position

Eigentlich hatten wir gedacht, dass die Strecke eher BMW entgegen kommen würde, doch in den Trainings befand ich mich stets in den Top 4 und die SEAT-Autos waren richtig stark. Pünktlich zum Qualifying war die Hitze fast unerträglich und der Druck hatte ebenfalls zugenommen. Ich fuhr aus der Box und wurde auf meiner ersten Runde von Andy Priaulx getroffen. Er drehte mein Fahrzeug herum und ich dachte schon: 'Jetzt ist alles aus. Ich muss mein Heimrennen von ganz hinten beginnen.'

Auf einen Schlag schien mein Wochenende gelaufen zu sein. Der Aufprall war derart heftig, dass mir sogar kurz die Luft wegblieb! Wie durch ein Wunder konnte ich mein beschädigtes Auto aber zurück in die Box fahren, wo meine Mechaniker schlichtweg herausragende Arbeit leisteten, um mich wieder auf die Strecke zu bringen. Ich konnte es kaum glauben! Ich atmete erst einmal tief durch, denn mir blieben noch drei Minuten, um eine fliegende Runde auf den Asphalt zu knallen.

Tiago Monteiro

Meine Verfolger heizten mir in Lauf eins ganz schön ein, doch ich blieb vorne! Zoom

Ich wusste nicht, ob mein Rennwagen in einem guten Zustand war - doch das klärte sich wenig später auf: Ich fuhr in der ersten Teilsession die schnellste Rundenzeit und schnappte mir im Top-10-Finale prompt auch die Pole-Position. Ich war überrascht und erleichtert zugleich! Von einem solchen Resultat hätte ich kaum zu träumen gewagt. Der Start zum ersten Rennen lief prima und ich konnte davon profitieren, dass Muller, Tarquini und Huff hinter mir miteinander im Clinch lagen.

Portugal bejubelt den Heimsieg

Ich baute eine kleine Lücke auf, doch zur Rennhälfte ließen meine Vorderreifen spürbar nach. Ich bekam ein paar Probleme und nahm etwas Tempo heraus. Muller schloss sofort auf, setzte mich zwei bis drei Runden lang unter Druck und wagte zwei zögerliche Überholversuche. Ich hatte die Dinge aber unter Kontrolle, konnte wieder einen Abstand zwischen uns legen und überstand die zwei letzten Runden ohne Probleme. Am Ende feierte ich meinen ersten Saisonsieg 2010!

Die Emotionen schäumten in der Auslaufrunde geradezu über, denn das Publikum jubelte mir zu und die Streckenposten fielen vor mir auf die Knie! Muller und ich sprangen nach der Siegerehrlich noch in den Pool im Fahrerlager, um uns etwas Abkühlung zu verschaffen. Zwischen den Rennen blieb dann genug Zeit, um ausgiebig zu feiern, einige Autogramme zu schreiben und ein paar Fotos zu machen. Den zweiten WM-Lauf nahm ich schließlich vom achten Platz aus in Angriff.

Tiago Monteiro

Familienfoto nach den Rennen: In Portimão war ich ein ungeheuer stolzer Vater! Zoom

Dieses Rennen hat überaus viel Spaß gemacht, denn die Top 10 kämpften vom Start bis zur Zieldurchfahrt ohne Unterlass um die Positionen. Es gab viele Überholmanöver und ich arbeitete mich bis auf Rang vier nach vorne. Ein Konkurrent touchierte mich allerdings, sodass ich vier Plätze verlor und letztendlich als Achter über die Linie kam. Beschweren kann ich mich aber nicht, denn ich habe an diesem Wochenende sehr viele Punkte geholt und konnte in der WM etwas aufholen.

Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war ich vollkommen aus dem Häuschen! Besonders, wo doch meine Familie anwesend und mein kleiner Sohn erstmals überhaupt an der Rennstrecke mit dabei war. Als nächstes steht das Wochenende in Brands Hatch auf dem Programm. Dort werden wir unseren Rivalen erneut einen heißen Tanz bieten - und hoffentlich weitere Punkte einstreichen!

Macht's gut!

Euer

Tiago Monteiro

PS: Besucht mich doch einmal auf meiner Homepage oder schaut Euch meine Facebook-Seite an!