• 02.06.2010 16:00

  • von Tiago Monteiro

Monteiro-Kolumne: "Ein Podium wäre drin gewesen"

Neue Kolumne bei 'Motorsport-Total.com': SR-Pilot Tiago Monteiro schreibt über seine Eindrücke aus Monza und die beiden aufregenden Italien-Rennen

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Tiago Monteiro pilotiert in dieser Saison einen Dieselwagen für das neue SR-Team

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

herzlich willkommen zu meiner ersten Kolumne!

Unser letztes Rennwochenende wurde in Monza ausgetragen. Mit diesem Kurs verbinde ich viele Erinnerungen an meine Zeit in der Formel 1. Monza ist ungeheuer geschichtsträchtig und so herrlich gelegen, dass es immer ein großes Vergnügen ist, dorthin zu reisen - obwohl die Strecke meiner Meinung nach nicht gerade zu den aufregendsten Kursen zählt.

Monza ist schnell, gar keine Frage. Vielleicht ist diese Rennbahn die schnellste der Welt, aber eigentlich sind nur die Ascari-Schikane und die beiden Lesmo-Kurven wirklich interessant. Der Rest besteht aus harten Bremszonen und langsamen Schikanen. Ich zähle Monza daher nicht zu meinen Lieblingskursen, aber als professioneller Rennfahrer musst du mit jedem Kurs klarkommen. Ob dir die Strecke gefällt oder nicht - schnell sein musst du halt überall!#w1#

Als wir dieses Mal in Monza ankamen, fragten wir uns, wie es um die Geschwindigkeit unserer SEAT-Autos im Vergleich zu BMW und Chevrolet bestellt sein würde. Aufgrund unserer Erfolge bei den beiden Auftaktevents hatten wir ein Extragewicht von 40 Kilogramm erhalten. Im Freien Training waren wir trotzdem recht konkurrenzfähig, doch die Qualifikation war anschließend eine schwierigere Geschichte: Der beste SEAT erreichte den sechsten Rang.

Mein Zeittraining verlief ziemlich mies. Ich beging einige Fehler und machte wohl auch etwas zu viel Druck. Unsere Strategie hat ebenfalls nicht funktioniert. Zu allem Überfluss bekam ich auch noch eine Strafe und wurde um fünf Plätze zurückgestuft, weil ich die Schikane gleich dreimal abgekürzt hatte. Au Backe! Mir war also klar: Die Rennen würden eine große Herausforderung werden. Ich wollte aber dennoch in die Top 8 vorstoßen, um zumindest im zweiten Lauf eine gute Startposition zu haben.

Gabriele Tarquini

Der Reifenschaden meines Stallgefährten Gabriele Tarquini gab uns zu denken... Zoom

Das ist mir nach vielen harten Zweikämpfen auch beinahe gelungen - ich wurde Neunter. Nur ein Rang mehr und ich hätte Rennen zwei von der Pole-Position aus beginnen können. In diesem Fall hätte mein Wochenende sicherlich einen ganz anderen Verlauf genommen! Für diesen zweiten Lauf mussten wir das Setup unseres Fahrzeugs etwas anpassen, weil wir aufgrund der diversen Reifenschäden auf den letzten Runden doch einige Sorgen hatten.


Fotos: Tiago Monteiro, WTCC in Monza


Wir veränderten die Einstellungen, um den linken Vorderreifen etwas zu entlasten. Klar ist aber: Wären uns die Reifen nicht um die Ohren geflogen, SEAT hätte sowohl das erste als auch das zweite Rennen gewinnen können! Ich versuchte - in Anbetracht der Umstände - möglichst gut zu starten, in der ersten Schikane auf der Strecke zu bleiben und bloß nicht abzukürzen. Ich war mir sicher: Ich hätte sonst sofort wieder eine Strafe kassiert...

Unterm Strich wurden die Fahrer, die in der Schikane geradeaus gefahren sind und dadurch einen Vorteil erzielen konnten, doch nicht bestraft. Das stimmt dich natürlich nachdenklich! Ich verbrachte das gesamte Rennen im Zweikampf mit verschiedenen Piloten. Wir hatten viele spannende und sehr faire Duelle, wodurch ich die Zielflagge letztendlich auf Rang sieben sah. Das hat mein Wochenende in gewisser Weise gerettet, denn ich kam ja von so weit hinten.

Tiago Monteiro

Monza erwies sich in dieser Saison leider als kein besonders gutes Pflaster für mich Zoom

Insgesamt bin ich aber doch enttäuscht, weil ich keine besseren Möglichkeiten hatte. Ich denke nämlich, dass ein Podium drin gewesen wäre. Wieder einmal hat sich Monza allerdings nicht allzu positiv in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich habe viel übrig für die großartige Geschichte und das "Mysterium Monza", aber meine Lieblingsstrecke ist dieser Kurs halt noch immer nicht...

Als nächstes steht Zolder auf dem Programm. An diesen Rennplatz habe ich deutlich bessere Erinnerungen, denn dort gewann ich 2004 beide Rennen zur World Series by Nissan, ehe ich diese Meisterschaft als Gesamtzweiter hinter Heikki Kovalainen beschließen konnte. Es wäre schön, einige von Euch in Zolder zu treffen. Hoffentlich können wir Euch dort eine gute Show bieten!

Macht's gut!

Euer

Tiago Monteiro

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