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  • 22.09.2009 19:40

  • von Stefan Ziegler

Tarquini: "Ich habe bis zum Ende voll attackiert"

WM-Spitzenreiter Gabriele Tarquini im Interview über das Rennwochenende in Italien, den Sieg im ersten Lauf und die Aussichten in der Gesamtwertung

(Motorsport-Total.com) - Aus eins mach' sieben: Gabriele Tarquini sammelte in Imola 18 Punkte und konnte seinen Vorsprung in der Gesamtwertung ausbauen. Nun liegt der italienische Rennfahrer sieben Zähler vor seinem Teamkollegen Yvan Muller - und freut sich auf eine Neuauflage des WM-Duells von 2008. Im Interview spricht SEAT-Pilot Tarquini über seinen Heimsieg und die neue Situation in der Fahrertabelle.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini stand beim Heimrennen in Imola gleich zweimal auf dem Podium

Frage: "Gabriele, am Samstag hast du dir die Pole-Position geholt, am Sonntag folgte der Sieg in Lauf eins. Im Hinblick auf die Gesamtwertung war das ein sehr wichtiger Erfolg..."
Gabriele Tarquini: "Ja. Ehrlich gesagt habe ich allerdings überhaupt nicht an den Titel oder an die Gesamtwertung gedacht. Es ist einfach so wichtig, von der Spitze aus ins Rennen zu gehen. Auf diese Weise kannst du in den ersten Kurven sämtlichem Ärger aus dem Weg gehen - vor allem beim Fliegenden Start."#w1#

"Die Fahrzeuge kommen mit hoher Geschwindigkeit an der ersten Kurve an und das ist immer eine sehr gefährliche Situation. Ich wurde prompt von hinten angestoßen, doch glücklicherweise wurde das Auto dabei nicht beschädigt und ich konnte weiterfahren. Der Schlüssel zum Erfolg ist manchmal eben die Qualifikation. In dieser Saison läuft es diesbezüglich sehr gut für mich. Das verschafft mir immer eine Extraportion Geschwindigkeit für die Rennen."

Frage: "Nachdem du die erste Runde überstanden hattest, ging es für dich nur noch darum, Yvan und die restlichen Verfolger zu kontrollieren. Aber das war sicherlich keine einfache Aufgabe, oder?"
Tarquini: "Nein. Ich muss auch hinzufügen, dass ich überhaupt nichts kontrolliert habe. Ich habe ständig in den Rückspiegel geschaut. Rob war unheimlich schnell - vor allem im zweiten Rennabschnitt. Als Führender musst du da natürlich schon sehr genau aufpassen, den Wagen nicht noch zu verlieren."

"Ich habe ständig in den Rückspiegel geschaut." Gabriele Tarquini

"Das gilt vor allem für die Bremspunkte. Die Geschwindigkeit konnte ich aber nicht kontrollieren. Ich habe einfach von der ersten Kurve bis zum Ende voll attackiert. Unser Glück war, dass es zwei Safety-Car-Phasen gab. Der Restart ist da zwar immer eine sehr schwierige Angelegenheit. Für unser Auto ist so eine Möglichkeit aber sehr willkommen, um die Reifen etwas abzukühlen."

Frage: "Vor diesem Rennen hattest du nur einen Punkt Vorsprung auf Augusto. Jetzt hat sich dein Vorsprung deutlich vergrößert. Kannst du die Dinge nun etwas ruhiger angehen lassen?"
Tarquini: "Nein. Ich denke, dass man bei jedem Rennwochenende 13 bis 14 Punkte abgreifen sollte, wenn man um den Titel fahren will. In Imola müssen wir eben sehr gut punkten, weil wir beim nächsten Rennen darum kämpfen müssen, diesen Schnitt zu halten."


Fotos: WTCC in Imola


Frage: "Du hast nun sieben Punkte Vorsprung auf deinen Teamkollegen Yvan..."
Tarquini: "Das ist natürlich deutlich besser als zuvor. Vor Imola hatte ich nur einen Punkt Vorsprung auf Augusto. Ich fühle mich nun wesentlich sicherer, wo doch mein Teamkollege jetzt hinter mir liegt. Mein Traum ist, wieder mit Yvan um den Titel zu kämpfen - wie schon im vergangenen Jahr. Ich bin mir aber sehr sicher, dass Augusto nach diesem schlechten Wochenende wieder zurückkommen wird."

Frage: "Platz eins und Platz zwei - insgesamt war das ein sehr positives Wochenende für dich..."
Tarquini: "Einfach fantastisch! Es ist schlichtweg bombastisch, 18 Punkte einzufahren. Großartig ist aber auch, dass wir viele Punkte für die Herstellerwertung geholt haben. Das ist traumhaft. Vor Imola wussten wir, dass uns diese Strecke entgegen kommen würde."

"Oschersleben war hingegen eher ein BMW Kurs und dennoch habe ich dort 14 Punkte geholt. Die Qualifikation eröffnet dir manchmal eben eine gute Möglichkeit, reichlich WM-Zähler abzugreifen. In Oschersleben hatte ich diesbezüglich viel Glück, denn das Qualifying war verregnet. Das hat mir schwer geholfen. In Imola war es hingegen trocken und auch da war unser Auto sehr gut."

"Die Qualifikation eröffnet dir manchmal eine gute Möglichkeit, reichlich WM-Zähler abzugreifen." Gabriele Tarquini

"Vor allem in den ersten Runden war das Fahrzeug schlichtweg prima. Das lag aber vielleicht auch daran, dass der schnellste BMW nicht mit dabei war. Daher sind wir sehr schnell an die Spitze gelangt. Nach ein paar Runden sind wir ja schon an Alain vorbeigefahren. Wir wussten, dass wir speziell in den ersten Umläufen eine gute Geschwindigkeit haben würden."

Frage: "Ein Schlüsselmoment deines Rennens beinhaltete Rob Huff. Was ist da genau zwischen euch passiert?"
Tarquini: "Das war schon in der ersten Runde zwischen den beiden Rivazza-Kurven. Er ist schlecht aus der ersten Ecke herausgekommen und ich versuchte, auf der Innenseite an ihm vorbeizukommen. Er wusste wohl nicht, dass ich neben ihm war, und wahrscheinlich hat er meinen Angriff an dieser Stelle auch nicht erwartet. Da habe ich ihn berührt."