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  • 05.07.2009 13:45

  • von Stefan Ziegler

Tarquini gewinnt Chaos-Rennen in Porto!

SEAT-Pilot Gabriele Tarquini holte sich den Sieg im ersten Rennen - Heftiger Unfall zwischen Sergio Hernández und Jaap van Lagen in Runde eins

(Motorsport-Total.com) - Turbulenter hätte die erste Runde auf dem Circuito da Boavista wohl kaum verlaufen können: Schon unmittelbar nach dem Start krachte es erstmals ordentlich, einige Kurven später folgte dann der nächste schwere Unfall - kaum war das 99. Rennen der WTCC-Geschichte gestartet, da musste es auch schon wieder gestoppt und später neugestartet werden. SEAT-Pilot Gabriele Tarquini behielt einen kühlen Kopf und sicherte sich den Sieg vor Rob Huff (Chevrolet) und Titelverteidiger Yvan Muller (SEAT).

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Der Pole-Position ließ Gabriele Tarquini in Portugal den Sieg in Lauf eins folgen

Schon die Startphase hatte es mächtig in sich: Als die 24 Piloten im Formationsflug auf die Zielgerade zuflogen, war die Spannung förmlich zum Greifen nah - und entlud sich prompt in einem wilden Crash auf Höhe der Boxengasse. Jaap van Lagen (Lada) und Sergio Hernández (BMW) gerieten aneinander und landeten heftig in den Leitplanken - Hernández hatte bei diesem Horrorcrash Glück im Unglück und blieb augenscheinlich unverletzt. Sein BMW 320si war verständlicherweise komplett im Eimer.#w1#

Abbruch: Massencrash in der Startrunde

An der Spitze bekam man von diesen Geschehnissen freilich überhaupt nichts mit. Gabriele Tarquini (SEAT) konnte den Start für sich entscheiden und raste vorneweg. Dahinter wagte Yvan Muller (SEAT) einen Angriff auf Rob Huff (Chevrolet), musste aber zurückstecken. Das tat Augusto Farfus (BMW) nicht und touchierte einmal mehr einen Konkurrenten. In diesem Fall erwischte der Brasilianer Chevrolet-Fahrer Alain Menu, der sich in die Reifenstapel drehte und einen Massencrash auslöste.

Während Farfus noch am havarierten Cruze vorbeifahren konnte, rutschte Mehdi Bennani (SEAT) seitlich in das Heck des Chevrolets und auch Lokalmatador Tiago Monteiro (SEAT) wurde umgedreht. Damit war die Fahrbahn dicht und für Diego Puyo (SEAT), James Thompson, Kirill Ladygin (beide Lada), Tom Boardman (SEAT) und Kristian Poulsen (BMW) gab es keine Ausweichmöglichkeit mehr - die Genannten beschädigten ihre Fahrzeuge bei dieser Aktion mehr oder weniger stark.

Sergio Hernandez

Sergio Hernández und sein Auto waren schon nach wenigen Sekunden draußen Zoom

Der Rennleitung blieb aufgrund dieser Ereignisse keine andere Wahl, als Rote Flaggen zu schwenken und das Rennen abzubrechen. In der Zwischenzeit wurde das Ausmaß der Schäden auf der Zielgeraden ersichtlich: Neben dem BMW Fahrzeug von Hernández, dessen linke Fronthälfte beim Aufprall total zerstört wurde, war auch die Mauer nicht mehr in einwandfreiem Zustand. Einer der schweren Betonblöcke hatte sich gefährlich verschoben, weswegen ein Bautrupp anrücken musste.

Die Teams nutzten die Bergungs- und Arbeitsphase dazu, ihre Rennwagen auf den Neustart des 99. WM-Laufs seit 2009 vorzubereiten, während Hernández mit Verdacht auf Fußbruch in das Streckenhospital gebracht wurde. Unter den Augen von WTCC-Promoter Marcello Lotti wurden die Aufräumarbeiten vorangetrieben und die Streckenposten verteilten ausgiebig Bindemittel auf der
Zielgeraden. Die meisten Piloten blieben indes ruhig und einsam in ihren Autos sitzen.


Fotos: Rennwochenende in Porto, Sonntag


Priaulx und Müller bescheren Farfus Rang acht

Nach einer knappen halben Stunde gab die Rennleitung grünes Licht für den Neustart - hinter dem Safety-Car und mit einer zusätzlichen Rennrunde. Somit kam Bruno Correia bei seinem ersten Wochenende als permanenter Pilot des WTCC-Sicherheitsfahrzeugs gleich ausgiebig zum Einsatz und führte das nun erheblich dezimierte Starterfeld um 12:12 Uhr Ortszeit zu einer zweiten Einführungsrunde um den 4,720 Kilometer langen Kurs.

Tarquini konnte seine Führung beim Neustart erfolgreich verteidigen und rauschte mit Huff im Heck um die Strecke - dieses Mal gingen die verbliebenen Rennfahrer allerdings betont gesittet zu Werke. In der Reihenfolge Tarquini, Huff, Muller, Andy Priaulx (BMW), Monteiro, Farfus, Nicola Larini (Chevrolet) und Jörg Müller (BMW) nahm das WM-Feld das Rennen wieder auf, ehe Tarquini sich bei seiner Flucht vor Huff einen kleinen Schnitzer erlaubte und die Schikane abkürzte.

Robert Huff, Yvan Muller

Rob Huff hielt Yvan Muller erfolgreich in Schach und sicherte sich den Rang zwei Zoom

Kurioserweise sah die Rennleitung darin keinen Regelverstoß - schickte dafür aber Farfus mit einer Durchfahrtsstrafe in die Boxengasse, weil er beim ersten Startversuch für Chaos gesorgt hatte. Diese Entscheidung der Stewards sollte für den weiteren Rennverlauf noch Folgen haben. Chevrolet hatte indes den havarierten Wagen von Menu wieder flott gemacht und schickte den Schweizer zu einigen Testrunden auf die Piste, um den Zustand des Fahrzeugs zu überprüfen.

Mit dem Ausgang des Rennens hatte Menu freilich nichts mehr zu tun, wohl aber Priaulx. Der dreimalige Weltmeister wurde in der letzten Runde bedrohlich langsam und auch Müller verlor an Tempo. Von hinten raste Farfus heran, wurde von seinen Markenkollegen durchgewinkt und sicherte sich dadurch auf den letzten Rennmetern noch P8 und damit die Pole-Position für Lauf zwei - Priaulx und Müller hatten ihre Punktpositionen für Farfus einfach aufgegeben!

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Tarquini gewinnt den 99. Lauf der WTCC seit 2005

An der Spitze brachte Tarquini seinen neunten Rennerfolg ins Ziel, der aufgrund seines Schikanen-Manövers aber nicht ganz lupenrein war. Huff klassierte sich 2,934 Sekunden dahinter als Zweiter, Muller holte sich mit 7,848 Sekunden Abstand auf Tarquini Rang drei. Monteiro, Larini, Jordi Gené und Rickard Rydell (beide SEAT) komplettierten die Top 8, die von Farfus beschlossen wurde. Priaulx und Müller landeten abschließend außerhalb der Punkte auf P9 und P11.

Dazwischen wurde noch Wiechers-Pilot Stefano D'Aste auf Rang zehn (BMW) vorstellig, der ein bislang hervorragendes Wochenende mit dem Rennsieg zu vergolden wusste. Der Privatier bescherte seinem deutschen Rennstall den zweiten Saisonsieg und geriet dabei niemals in Gefahr, die Topposition in der Independents' Trophy noch an Konkurrent Tom Coronel (SEAT) zu verlieren. Der Niederländer wurde als 13. abgewinkt, Tabellenleader Félix Porteiro (BMW) wurde 14.

Robert Huff, Gabriele Tarquini, Yvan Muller, Stefano D'Aste

D'Aste, Huff, Tarquini, Muller und Jaime Puig freuen sich über das Rennergebnis Zoom

Kein gutes Rennen erwischten hingegen Franz Engstler und Kristian Poulsen (beide BMW), die nach der turbulenten Anfangsphase hatten Federn lassen müssen. Poulsen kam schließlich als 17. über die Linie, Engstler blieb nur P20. Damit lag der deutsche Privatier sogar noch hinter dem Lada-Duo James Thompson (18.) und Kirill Ladygin (19.), die gemeinsam mit Engstler die Schlusslichter im Rennklassement des ersten Laufs bildeten.

Die Startaufstellung für Lauf 2 (Top 10):

01. Augusto Farfus (BMW)
02. Rickard Rydell (SEAT)
03. Jordi Gené (SEAT)
04. Nicola Larini (Chevrolet)
05. Tiago Monteiro (SEAT)
06. Yvan Muller (SEAT)
07. Rob Huff (Chevrolet)
08. Gabriele Tarquini (SEAT)
09. Andy Priaulx (BMW)
10. Stefano D'Aste (BMW)