• 20.05.2009 12:17

  • von Stefan Ziegler

Treml: "Das habe ich in 30 Jahren Rennsport nicht erlebt"

Engstler-Teammanager Kurt Treml im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über den Safety-Car-Crash von Pau und die Folgen für das deutsche Privatteam

(Motorsport-Total.com) - Mit einem großen Knall endete für Franz Engstler das zweite Sprintrennen in Pau. Der deutsche Privatier hatte bis dahin eine furiose Leistung gezeigt und war gleich nach dem Start in Führung gegangen - bis das Safety-Car seine Fahrbahn kreuzte und Engstler in die Mauer warf. Unmittelbar nach dem zweiten WM-Lauf von Frankreich sprach 'Motorsport-Total.com' exklusiv mit Teammanager Kurt Treml über die ungeheuren Geschehnisse beim vierten Rennwochenende des Jahres.

Titel-Bild zur News: Kurt Treml

Nach Lachen war Teammanager Kurt Treml in Frankreich nicht immer zumute...

Frage: "Kurt, im zweiten Rennen gab es einen kuriosen Unfall zwischen Franz Engstler und dem Safety-Car. Wie haben sie diese Situation erlebt?"
Kurt Treml: "Ich habe gleich auf dem Monitor gesehen, dass es eine Safety-Car-Phase geben wird und habe diese Information noch in derselben Sekunde an Franz durchgegeben. Gemeinsam mit der Rennleitung habe ich die Geschehnisse noch einmal nachvollzogen - der Einschlag erfolgte sieben Sekunden später."#w1#

Die Sensation war schon zum Greifen nah...

"Ganz abgesehen davon, dass das Safety-Car auf eine Art und Weise auf die Strecke gefahren ist, wie ich es in 30 Jahren Motorsport noch nie gesehen habe, kommt anscheinend dazu, dass das Sicherheitsfahrzeug ohne Anweisung vom Renndirektor auf die Strecke gefahren ist. Das ist natürlich tragisch und traurig. Fakt ist allerdings, dass es nun einmal passiert ist. Der Franz hatte keine Chance, da noch auszuweichen - und das hat mir auch jeder bestätigt. Nachweißlich hatte er bei der Topspeedmessung in der Kurve vor der Boxenanlage 198,7 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho. Da ist es für einen Fahrer unmöglich, in der Richtung zu reagieren."

"Über den Safety-Car-Piloten kann ich gar nichts sagen, außer dass der sein Lebtag wohl noch nie in einem Safety-Car gesessen ist. Ich kenne ihn nicht, ich kann das nicht beurteilen und es steht mir auch nicht zu. Fest steht nur: So etwas habe ich in 30 Jahren Rennsport noch nicht erlebt. Der Franz ist absolut unschuldig. Abgesehen vom sportlichen Misserfolg kommt natürlich hinzu, dass unser Auto richtig platt ist. Wir waren ja sehr gut unterwegs. Wir hatten im zweiten Qualifying einen Satz Slicks aufgespart und hatten so für das zweite Rennen einen neuen Reifensatz."

"So etwas habe ich in 30 Jahren Rennsport noch nicht erlebt." Kurt Treml

"Ich glaube, das konnte man auf der ersten Runde sehen. Franz hat sich sofort vom Chevrolet abgesetzt. Wir hätten noch drei Runden pushen können und dann hätte uns meiner Meinung nach keiner mehr eingefangen. Aber 'hätte, wäre, wenn' nützt uns jetzt alles nichts mehr. Wir müssen einfach nach vorne schauen. Für ein Privatteam ist es allerdings schon eine Sensation, ein WM-Rennen anzuführen. Wir arbeiten weiter sehr hart, aber so eine Chance wird sich so schnell vermutlich nicht wieder ergeben."

Das WTCC-Fahrerlager leidet mit Franz Engstler

Frage: "Das Fahrerlager spricht durch die Bank von einer hervorragenden Leistung von Franz Engstler und hätte ihm den Erfolg sehr gegönnt..."
Treml: "Das stimmt. Das muss ich unseren Wettbewerbern und Konkurrenten hoch anrechnen. Ich wusste nicht, wie viele Sympathien wir im Fahrerlager genießen. Außer SEAT war jeder Hersteller bei mir, hat mir auf die Schulter geklopft und hat gesagt 'Kopf hoch'. Auch Chevrolet selbst."

"Der Alain Menu war hier und hat gesagt: 'Ich hätte ihn nicht gekriegt.' Das ist das Positive, was ich aus diesem Rennwochenende mitnehme. Der erste Lauf war absolut okay, wir sind taktisch gefahren. Der zweite Platz bei den Privatfahrern und Siebter in der WM - das ist prima. Die Vorzeichen für Lauf zwei hätten besser fast nicht sein können. Alles hat uns in die Karten gespielt."

Franz Engstler

Ausgerechnet vom Safety-Car wurde Franz Engstler in Pau von der Piste geräumt Zoom

Frage: "Wie geht es jetzt weiter für ihr Team? Der Wagen muss sicherlich generalüberholt werden..."
Treml: "Ab in den LKW und Vollgas zurück. Wir sind gerade dabei, den Schaden zu analysieren und werden im Laufe des Tages dann noch alle fehlenden Teile per Email bestellen. Unser LKW-Fahrer hat mir versprochen, dass er am Dienstag in Wiggensbach sein wird. Dann legen wir los und haben sechs Tage Zeit - denn am Montag darauf müssen wir schon wieder Richtung Valencia aufbrechen."

Kristian Poulsen mit starker Leistung in Pau

Frage: "Kristian Poulsen hat im zweiten Lauf endlich ein Erfolgserlebnis verbuchen können. Ihr Kommentar dazu?"
Treml: "Das freut mich besonders. Kristian hat in den vergangenen vier Rennen null Punkte gemacht und war jedes Mal unschuldig draußen - wirklich jedes Mal unschuldig. An diesem Wochenende hat er im Training richtig mit sich gehadert. Er konnte auf dieser Strecke keinen Mix finden zwischen Vorsicht und Risiko."

"Er hat sich also unter Wert geschlagen, konnte sich dann allerdings im Rennen steigern. Er hat einen Superjob gemacht, erreichte im zweiten Lauf P10 und den zweiten Rang in der Privatierwertung. Damit hat er uns in der Teamwertung wertvolle Punkte gerettet. Das freut mich auch sehr für ihn. Endlich hat er einmal sein Erfolgserlebnis bekommen. Bei dem hohen sportlichen Einsatz viermal keine Punkte zu holen war schon bitter für ihn."

Frage: "Sie haben an diesem Wochenende definitiv gezeigt, was für sie drin gewesen wäre..."
Treml: "Ich denke, dazu muss man sagen, dass das vergangene Jahr für uns ein Einstiegsjahr war. Wir haben daher natürlich für diese Saison eine klare Zielsetzung ausgegeben. Dabei haben wir logischerweise auch von den neuen Regeln profitiert, die einen Privatfahrer pro WM-Punkt mit drei Trophy-Zählern belohnen."

"Wir werden natürlich unter Hochdruck weiterarbeiten." Kurt Treml

"Nur eine Woche vor Beginn der Meisterschaft wurde wir darüber hinaus mit Félix Porteiro, einem ehemaligen Werksfahrer, konfrontiert - und auch Tom Coronel war plötzlich wieder ein Privatier. Dadurch wurde dieses Jahr auch für uns zu einer komplett neuen Saison. Jetzt müssen wir einfach schauen, wie sich die kommenden Rennen entwickeln. Wir werden natürlich unter Hochdruck weiterarbeiten und wollen versuchen, uns noch einmal eine solche Chance zu erarbeiten."

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