• 18.01.2009 09:59

  • von Stefan Ziegler

Die Geschichte der WTCC (2)

2009 bestreitet die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC ihre fünfte Saison - 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf die ersten Meisterschaftsjahre

(Motorsport-Total.com) - Nur drei Rennserien weltweit dürfen sich mit dem FIA-WM-Siegel des Automobil-Weltverbandes schmücken. Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC komplettiert dabei das Trio um Formel 1 und Rallye-WM WRC. Seit 2005 engagieren sich bis zu 30 Piloten in den actionreichen Sprintrennen rund um den Globus - die WTCC erfreut sich seither stetig ansteigender Beliebtheit. Sieben Wochen vor dem Start in die neue Saison lässt 'Motorsport-Total.com' die vier vergangenen Saisons der WTCC Revue passieren.

Titel-Bild zur News: WTCC Start in Okayama

Vier ereignisreiche Jahre liegen bereits hinter den Tourenwagen-Cracks der WTCC

Von 2005 bis 2007 wurden den Zuschauern äußerst spannende Rennen geboten - doch am Jahresende gab es stets nur zwei große Sieger: Andy Priaulx und BMW hielten sich erst erfolgreich Alfa Romeo und später SEAT vom Hals, ehe 2008 die große Wende im Kräfteverhältnis eintrat: Dank TDI-Power und einem starken Teamwork stürzten Yvan Muller und SEAT die amtierenden Champions vom Thron und eroberten beide WM-Titel.#w1#

2005 - Andy Priaulx ist die neue Nummer eins

Alfa Romeo gegen BMW lautete das große Duell in der ersten Saison der neugeschaffenen WTCC. Dirk Müller (BMW) startete mit hervorragenden Leistungen ins Jahr, siegte zum Auftakt in Monza und ließ in Imola und Spa-Francorchamps noch zwei weitere Triumphe folgen. Andy Priaulx (BMW) robbte sich gegen Ende der Saison an seinen Markenkollegen heran und machte mit den Plätzen eins und zwei in Oschersleben entscheidend an Boden gut. Der Dritte im Bunde war Fabrizio Giovanardi (Alfa Romeo), der insgesamt vier Saisonsiege verbuchen konnte.

Beim letzten Rennwochenende in Macao kam es schließlich zum großen Titelshowdown zwischen Müller (86 Punkte), Priaulx (85) und Giovanardi (81). Gleich bei der ersten Auflage der Tourenwagen-WM in ihrer heutigen Form mussten also die beiden letzten WM-Läufe im Kalender die Entscheidung bringen. Während Priaulx sich in beiden Rennen schadlos hielt und jeweils als Zweiter über die Ziellinie fuhr, verfehlten Müller und Giovanardi die Punkteränge und somit den Titel. Andy Priaulx war erster Tourenwagen-Weltmeister der Neuzeit.

James Thompson gewinnt den Start

Alfa-Pilot James Thompson führt das WTCC-Feld in Oschersleben um den Kurs Zoom

In der Privatierwertung zeigte der Deutsche Marc Hennerici auf Wiechers-Sport die beste Gesamtleistung und sicherte sich am Saisonende mit fünf Siegen und fünf weiteren Podestplätzen den WM-Titel in der Independents' Trophy. Deutlich abgeschlagen auf den Plätzen folgten Giuseppe Cirò (Italien) und der Niederländer Tom Coronel, die für Proteam Motorsport und GR Asia ins Lenkrad griffen. Während Cirò vor allem durch konstante Ergebnisse Punkte sammelte, bestach Coronel schon 2005 durch fünf Rennerfolge.

2006 - Endspiel in Macao: Priaulx zum Zweiten

Als frischgebackener Weltmeister kam Priaulx nach Monza, wo er die zweite WTCC-Saison mit einem Sieg im ersten Rennen begann. Schnell kristallisierte sich heraus, dass auch 2006 mit dem Briten zu rechnen sein würde. Drei weitere Siege ließ der BMW Fahrer folgen, bis er mit 59 Punkten punktgleich mit Jörg Müller (Deutschland) in Macao vorstellig wurde. Somit hatten erneut zwei BMW Piloten gute Chancen auf den Titel, doch Alfa Romeo-Fahrer Augusto Farfus (Brasilien) lag an der Spitze des Klassements.

Mit 60 WM-Punkten auf seinem Konto hatte Farfus die beste Ausgangsposition für die beiden abschließenden Sprintrennen des Jahres. Seine drei Saisonsiege standen ebenfalls drei Erfolgen von Müller gegenüber - doch Priaulx landete im ersten Rennen den vorentscheidenden Treffer und gewann Lauf eins, während Farfus und Müller nicht über die Ränge fünf und sechs hinauskamen. Im zweiten Rennen punktete Farfus überhaupt nicht, aber Müller holte zehn Zähler. Weil Priaulx Fünfter wurde, verteidigte er seinen Titel knapp.

Andy Priaulx; Mario Theissen; Jörg Müller

Macao 2006: Jörg Müller gewinnt den WM-Lauf, Andy Priaulx Titel Nummer zwei Zoom

"Major Tom" Coronel sollte auch in der zweiten Saison der Tourenwagen-WM eine Hauptrolle im Privatfahrer-Feld spielen: Zehn Saisonsiege und acht weitere Podestränge bedeuteten am Jahresende 178 Punkte und den überlegenen Sieg in seiner Kategorie - sein Rennstall GR Asia behielt schlussendlich auch in der Teamwertung die Oberhand. Das Proteam-Duo um Luca Rangoni und Stefano D'Aste (beide Italien) brachte es zusammen auf fünf Siege und die WM-Plätze zwei und drei.

2007 - Mullers Panne beschert Priaulx den Titel

Auch bei der dritten Auflage der Tourenwagen-WM reisten wieder zahlreiche Titelanwärter nach Macao - die Hauptrollen sollten allerdings die Vertreter dreier Marken spielen: James Thompson (Großbritannien) griff für Alfa Romeo nach dem WM-Titel, Yvan Muller (Frankreich) ging für SEAT zu Werke und Titelverteidiger Priaulx fuhr einmal mehr im BMW. Während sich Thompson nur noch Außenseiterchancen einräumen durfte, spielte sich das große Duell an der Spitze zwischen Priaulx und Muller ab - bis das Pech einen der beiden Kontrahenten aus dem Rennen warf.

Muller hatte in seinem SEAT das Heft in Macao fest in der Hand und lag in Lauf eins souverän an der Spitze. Die Benzinpumpe seines Motors hielt den Belastungen aber nicht mehr Stand und ging eine Runde vor Rennende in die Knie. Muller fiel aus und konnte aufgrund des Schadens an seinem Fahrzeug auch in Lauf zwei nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Davon profitierte Priaulx, der sich mit P8 im ersten Rennen die Pole-Position für das zweite Rennen sicherte. Den Sieg ließ der Brite folgen - und den dritten WM-Titel nach 2005 und 2006.

Rennstart in Monza 2007

Geschichtsträchtiger Kurs: Start frei! zu den WM-Rennen im italienischen Monza Zoom

Im Vorjahr noch Dritter, 2007 ganz vorne: D'Aste und Wiechers-Sport waren in dieser Saison das Maß aller Dinge in der Independents' Trophy - wenn auch nur knapp, denn Rangoni verpasste den Titel am Ende hauchdünn mit zwei Zählern. Mit Pierre-Yves Corthals (Belgien) machte erstmals ein SEAT-Privatier Ansprüche auf Toppositionen in der Meisterschaft geltend, mit Sergio Hernández (Spanien) klopfte ein aufstrebender Youngster an die Türen der routinierten Fahrer im Privatier-Feld - und holte sich P4.

2008 - Das Jahr der Revanche für Yvan Muller

2008 sollten schließlich andere Farben dominieren. SEAT schickte Vizeweltmeister Muller und seine Teamkollegen mit Dieselmotoren in die insgesamt 24 Rennen des Jahres und war somit der Konkurrenz vermeintlich um eine Nasenlänge voraus. Frontrunner bei Chevrolet war in diesem Jahr Rob Huff (Großbritannien), der das Tempo der Spitzenreiter gegen Ende der Saison allerdings nicht mehr mitgehen konnte. Auch Titelverteidiger Priaulx musste bereits beim vorletzten Rennen des Jahres alle Hoffnungen begraben.

Mit einer Nullnummer in Okayama wurde schließlich auch Gabriele Tarquini (SEAT) zum Außenseiter degradiert und reiste mit einem Rückstand von 14 Punkten auf WM-Leader Muller nach Macao - wo wieder einmal die Entscheidung fallen musste. Schon im ersten Rennen machte Muller alles klar und sicherte sich ein Jahr nach der großen Enttäuschung den Fahrertitel in der Tourenwagen-WM. Schlussendlich behielt Muller mit 26 Punkten Vorspung deutlich die Oberhand - und wurde erster Champion mit Dieselmotor.

Gabriele Tarquini; Yvan Muller

Gabriele Tarquini und Yvan Muller duellierten sich 2008 um den WM-Titel Zoom

Nach einer guten Debütsaison 2007 ließ Hernández 2008 den Titel in der Independents' Trophy folgen. Proteam-Kollege D'Aste schied nach einer kontroversen Strafe auf eigenen Wunsch aus dem Titelkampf aus, wodurch Debütant Franz Engstler (Deutschland) mit einem sensationellen Sieg beim letzten Saisonrennen in Macao noch den zweiten WM-Platz der Privatfahrer eroberte und D'Aste auf P3 verwies. Corthals kam - ohne in Okayama und Macao überhaupt anzutreten - am Jahresende auf Rang vier.

Die Champions 2005-2008

Fahrer-Weltmeister:
2005 - Andy Priaulx (Großbritannien), BMW Team UK, BMW 320i
2006 - Andy Priaulx (Großbritannien), BMW Team UK, BMW 320si
2007 - Andy Priaulx (Großbritannien), BMW Team UK, BMW 320si
2008 - Yvan Muller (Frankreich), SEAT Sport, SEAT Leon TDI

Konstrukteurs-Weltmeister:
2005 - BMW (BMW 320i)
2006 - BMW (BMW 320si)
2007 - BMW (BMW 320si)
2008 - SEAT (SEAT Leon TDI)

Independents' Trophy Fahrer:
2005 - Marc Hennerici (Deutschland), Wiechers-Sport, BMW 320i
2006 - Tom Coronel (Niederlande), GR Asia, SEAT Toledo/Leon
2007 - Stefano D'Aste (Italien), Wiechers-Sport, BMW 320si
2008 - Sergio Hernández (Spanien), Proteam Motorsport, BMW 320si

Independents' Trophy Teams:
2005 - Proteam Motorsport (BMW 320i)
2006 - GR Asia (SEAT Toledo/Leon)
2007 - Proteam Motorsport (BMW 320si)
2008 - Proteam Motorsport (BMW 320si)