• 11.09.2014 21:27

Zweite Feuertaufe für neuen Michelin in Down Under

Michelin bringt nach Finnland zum zweiten Mal seinen neuen Reifen mit, mit dem Volkswagen & Co. nach dem Sieg greifen - Vorschau auf die Rallye Down Under

(Motorsport-Total.com) - Fällt am kommenden Wochenende bereits die Entscheidung in der Rallye-Weltmeisterschaft? Beim australischen WM-Lauf könnte Michelin-Partner Volkswagen vorzeitig die Titelverteidigung in der Herstellerwertung feiern. Der Schotter-Event am anderen Ende der Welt verspricht spektakuläre Action und Hochspannung pur.

Titel-Bild zur News: Julien Ingrassia, Sebastien Ogier

Volkswagen will in Australien die Konstrukteurs-WM einfahren Zoom

Von Trier nach Coffs Harbour ist es nicht gerade ein Katzensprung: Nach dem deutschen WM-Lauf in den Weinbergen an der Mosel startete der Tross der Rallye-Weltmeisterschaft zu einer echten Weltreise. Dabei galt es, Fahrzeuge, Reifen, Ausrüstung und Teams auf die andere Seite des Erdballs zu verfrachten - eine Distanz von rund 16.500 Kilometern. Denn am kommenden Wochenende findet an der australischen Ostküste der zehnte Saisonlauf statt. Die logistische Meisterleistung ist geglückt - jetzt müssen die weltbesten Lenkradartisten in Down Under mit ihren rund 300 PS starken Turbo-Allradlern Höchstleistungen abrufen.

Dabei stehen am kommenden Wochenende vor allem zwei Fahrer unter besonderer Beobachtung: Die beiden Volkswagen-Piloten Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala liefern sich in ihren Michelin bereiften VW Polo R WRC seit Monaten ein packendes Duell im Kampf um den Fahrer-Weltmeistertitel. Bei der Rallye Deutschland zeigten sowohl Ogier als auch Latvala Nerven und schieden jeweils in Führung liegend nach Unfällen aus. In Australien dürfte sich der spannende Fight der Teamkollegen fortsetzen: Volkswagen erteilte einer Stallregie eine klare Absage. Möge der Schnellere gewinnen...

Volkswagen bald am Ziel?

Dabei steht für die Mannschaft um Motorsport-Direktor Jost Capito durchaus viel auf dem Spiel: Dem amtierenden Rallye-Markenweltmeister fehlen lediglich fünf Punkte zur Titelverteidigung - und die Konkurrenz ist stark. Denn möglicherweise kommt der Schnellere an diesem Wochenende gar nicht aus dem VW-Lager. Auch Citroen, Ford und Hyundai - die allesamt ebenfalls auf Pneus von Michelin setzen - dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf den Sieg machen.

Mit seinem Triumph bei der Rallye Deutschland bescherte Hyundai-Pilot Thierry Neuville seinem Team den ersten WM-Sieg. Nur einen Steinwurf von seiner belgischen Heimat entfernt stellte der Youngster zudem eindrucksvoll unter Beweis, dass die mit Pneus von Michelin bestückten i20 WRC inzwischen zur absoluten Weltspitze aufgeschlossen haben. Mads Östberg und Kris Meeke zählen in ihren Michelin bereiften Citroën DS3 WRC ebenfalls zu den heißen Favoriten auf den Sieg.


Fotos: WRC: Rallye Australien, Shakedown


Auch Ford-Pilot Mikko Hirvonen, der nach der Rallye Deutschland seinen Rücktritt zum Ende der Saison bekanntgab, dürfte auf den Schotterpisten ein Wörtchen um die Top-Platzierungen mitreden wollen. Der Finne errang in Australien 2006 seinen ersten Triumph und gewann auch die nächsten beiden Ausgaben. Sein Arbeitgeber, das Team M-Sport, feiert an diesem Wochenende ein besonderes Jubiläum: 250 WM-Läufe hat die Mannschaft von Malcolm Wilson seit 1997 bestritten.

H4 oder S4?

Statt Asphalt und verwinkelten Weinberg-Passagen stehen in Australien Schotter und ultraschnelle Prüfungen durch dichte Wälder sowie über weitläufige Landstraßen auf dem Programm. Michelin rüstet seine Partnerteams mit dem neuen Schotterpneu LTX Force aus, der seine Feuertaufe bereits bei der Rallye Finnland mit Bravour bestanden hat.

Die Partnerteams von Michelin können bei der Rallye Australien zwischen zwei Laufflächenmischungen wählen: Die härtere H4-Version eignet sich vor allem für schroffe Untergründe und Temperaturen über 15 Grad Celsius, wohingegen die weichere S4-Variante auf nachgiebigeren Bodenbelägen und bei Temperaturen unter 15 Grad Celsius ihr volles Potential entfaltet.

Michelin-Reifen

Auf die richtige Reifenwahl kommt es auch in Australien an Zoom

Wie bei allen Schotter-Events dürfen die WM-Fahrer beim zehnten Saisonlauf laut Reglement maximal 20 Reifen benutzen - ein zusätzlicher Satz darf im Shakedown genutzt werden. Dabei können die Driftprofis auf ein Kontingent von 24 härteren H4 und 16 der weicheren S4-Reifen zurückgreifen. Erstere dürften auf den überwiegend schroffen australischen Schotterpisten die erste Wahl darstellen. Je nach Wetterlage und Strategie könnten die Teams allerdings auch auf den S4-Pneus setzen - zumal Mischbereifungen in der Rallye-Weltmeisterschaft erlaubt sind und sie den Crews weitere taktische Möglichkeiten eröffnen.

In deR Kürze liegt die Würze

Die Rallye Australien ist der siebte Schotter-Lauf der Saison. Dreh- und Angelpunkt dieser Veranstaltung ist die kleine Küstenstadt Coffs Harbour. Der Event zeichnet sich durch sein besonders kompaktes Format aus: Die 20 Wertungsprüfungen führen über 319,58 Kilometer, die Gesamtdistanz ist mit nur 946,54 Kilometern eine der kürzesten der gesamten Saison. Bei den Piloten ist dieser Event sehr beliebt: Der australische WM-Lauf wurde bereits mehrfach mit dem begehrten Titel "Beste Rallye des Jahres" ausgezeichnet.

Traditionell zählt der Lauf am anderen Ende der Erde zu den schnellsten Schotter-Events des Jahres. Er zeichnet sich durch einen Mix aus weitläufigen Landstraßen und engen Waldpassagen aus. Auf den schnellen Landstraßen ist der lose Untergrund - anders als zum Beispiel in Griechenland - nicht mit großen Felsbrocken gespickt. Die Fahrbahnoberfläche besteht vielmehr aus zahlreichen murmelähnlichen Kieselsteinen.

Die Piloten müssen daher keine materialschonende Fahrweise an den Tag legen, sondern können fast nach Herzenslust Vollgas geben. Doch Vorsicht: Ähnlich wie bei der Rallye Finnland säumen auch in Australien zahlreiche Bäume die Wertungsprüfungen. Wer es hier übertreibt oder mit einem ungenauen Aufschrieb am Limit unterwegs ist, lernt Eukalyptus und Co. von ihrer unangenehmen Seite kennen.


Rallye Australien - Shakedown mit Volkswagen

Sebastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen wollen in Australien wieder angreifen Weitere Rallye-Videos

Ein ganz eigener Charakter

Die engen Waldpassagen weisen hingegen einen anderen Charakter auf. Hier müssen die Artisten am Volant auch Ausschau nach harten Wurzeln oder spitzen Felsen und Steinen halten, die bisweilen aus der Fahrbahn ragen und das Fahrzeug beschädigen können.

"Down Under ist eine Fahrzeugabstimmung zwischen Rallye Mexiko und Rallye Finnland gefragt", erklärt Volkswagen-Fahrer Jari-Matti Latvala. "Am ersten Tag, an dem vermehrt enge, technische Passagen durch den Wald anstehen, ist es eher wie in Mexiko. Der zweite Tag mit seinen breiten, schnellen und weit gezogenen Passagen ist eher wie in Finnland. Wir brauchen also zwei verschiedene Setups: eins weicher, eins härter."

Eine weitere Herausforderung sind die zahlreichen "blinden" Einlenkpunkte. Da die Kurven oft hinter einer Kuppe liegen, ist ein perfekter Aufschrieb auf diesen Wertungsprüfungen unerlässlich. Am Samstag erwartet die weltbesten Lenkradartisten mit der 48,92 Kilometer langen WP "Nambucca" eine der längsten Prüfungen der gesamten Saison.

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