• 20.03.2009 13:28

  • von Britta Weddige

Stohl: "Die IRC wird sich die Hände reiben"

Manfred Stohl und Raimund Baumschlager können mit den Entscheidungen des FIA-Weltrats zur Zukunft der WRC nicht viel anfangen: Zu vieles erscheint "absurd"

(Motorsport-Total.com) - Der FIA-Weltrat hat die Weichen für die Zukunft der WRC gestellt, allerdings nur zu einem kleinen Teil. Denn das Thema, das den Herstellern besonders unter den Nägeln brennt, wurde wieder einmal vertagt: der Kalender. Nur in Sachen Technik gab es Entscheidungen: 2010 dürfen WRC- und S2000-Fahrzeuge in der WRC fahren, ab 2011 nur noch S2000-Boliden, die per Aero-Kit aufgerüstet werden. 2011 und 2012 gibt es keine leistungsstarken Turbomotoren. Erst ab 2013 könnte es 1,6-Liter Turbos geben - vielleicht.

Titel-Bild zur News: Manfred Stohl

Manfred Stohl kann den Entscheidungen der FIA nicht viel abgewinnen

Österreichs Rallye-Experten haben leicht irritiert auf die Entscheidungen des Weltrats reagiert. "WRC und Super 2000 in der WRC? Welchen Sinn soll das haben?" - das fragte Manfred Stohl im Interview mit unseren Kollegen von 'motorline.cc'. "Die World Rally Cars und die Super 2000-Autos in der WRC - das ist absurd", fuhr Stohl fort! "Wer soll da 2010 mit einem Super 2000-Auto antreten?"#w1#

Dieser Meinung schließt sich Raimund Baumschlager an: "Mit einem Super 2000 hast du absolut keine Chance gegen ein WRC, da kannst du maximal das Feld auffüllen." Der BRR-Chef vermutet politische Hintergründe hinter dieser Entscheidung: "Wahrscheinlich wollte man einfach die beiden in der WM vertretenen Hersteller bei der Stange halten, indem man ihnen erlaubt hat, bis zum Sommer 2010 noch die WRC-Boliden einzusetzen, bis sie dann ein S2000-Auto fertig gebaut und entwickelt haben."

Für Stohl ist klar: "Jetzt werden sich die Betreiber der IRC die Hände reiben - der Beschluss ist optimal für sie." Denn nun muss die IRC nicht mehr fürchten, dass ihre Hersteller mit ihren S2000-Fahrzeugen in die WRC abwandern. Diese Gefahr hätte bestanden, wenn in der Weltmeisterschaft wie geplant schon ab 2010 nur mit S2000-Boliden gefahren wäre.

Will man die Hersteller bei der Stange halten, sollte aber auch bald eine Entscheidung in Sachen Kalender fallen. Denn ist das Thema, das zum Beispiel Ford am meisten unter den Nägeln brennt. Es wurde jedoch erneut vertagt. Im Weltrat wurde zwar erneut vorgeschlagen, dass man ab kommendem Jahr die Wintersaison einführt. Sprich: Die Saison 2010 wird nur im ersten Halbjahr gefahren, im August 2010 beginnt dann die neue Saison 2010/11. Eine Entscheidung ist aber immer noch nicht gefallen.

Der frühere WRC-Pilot Stohl schüttelt den Kopf: "Was wurde dann eigentlich bei der Sitzung beschlossen? In Wirklichkeit hätte sich der Weltrat das Geld für die Versammlung sparen können." Nicht ganz: Denn für die Formel 1 wurden bei der Sitzung umfangreiche neue Regeln auf den Weg gebracht. Das neue Wertungssystem ist dabei nur ein kleiner Teilaspekt des Pakets, das für die Formel 1 beschlossen wurde. Doch die WRC schien wieder einmal nur ein Randthema zu sein - obwohl auch hier die Zeit allmählich drängt, wenn die Weltmeisterschaft für die Zukunft eine solide Basis bekommen soll.

Immerhin gibt es auch Positives, dass die beiden Rallyeexperten der Weltsratssitzung abgewinnen können. Baumschlager findet das Aero-Kit gut und sieht auch kein Problem darin, dass es vorerst keine Turbos gibt. Auch gut findet er, dass man wieder von dem Plan abgekommen ist, die Drehzahl der S2000-Motoren in der Weltmeisterschaft um 500 rpm zu erhöhen: "Das wäre sauteuer geworden und hätte gar nichts gebracht."

Stohl begrüßt, dass zumindest für 2013 Pläne bestehen, 1,6-Liter-Turbos einzuführen: "Das ist zur Abwechslung einmal ein guter Ansatz. Denn die Hersteller wollen auch in der Serie kleine, aber aufgeladene Motoren - der Turbomotor ist der Motor der Zukunft."