Richards: "Brauchen gemeinsame Ziele für WRC-Zukunft"

David Richards macht sich Gedanken über die Zukunft der Rallye-WM - Alle beteiligten Parteien sollen an einem Strang ziehen

(Motorsport-Total.com) - Prodrive-Chef David Richards verfügt über viel Erfahrung im Rallye-Sport. Der Brite war genau wie FIA-Präsident Jean Todt einmal Beifahrer eines Weltklassepiloten. An der Seite von Ari Vatanen gewann Richards die Weltmeisterschaft im Jahr 1981. Später führte er die Subaru-Mannschaft mit den Fahrern Colin McRae, Richard Burns und Petter Solberg zu Weltmeisterehren. Mit MINI ist der 59-Jährige in die WRC zurückgekehrt. Nach einigen mageren Jahren befindet sich die WM im Umbruch. Mit MINI und VW kommen neue Hersteller und Todt will als FIA-Präsident das Gesicht der Meisterschaft verändern.

Titel-Bild zur News: David Richards

Prodrive-Boss David Richards fordert ein gemeinsames Ziel für die WRC

Auch Richards hat sich seine Gedanken zur aktuellen Situation und zur Zukunft des Sports gemacht. "Es gibt derzeit verschiedene Meinungen. Jeder hat seine berechtigte Meinung. Die FIA und die Hersteller haben ihre Ansichten, aber auch die Fans haben ihre Meinungen. Ich habe den Eindruck, dass alle in etwas verschiedene Richtungen gehen. Hoffentlich geschieht das mit der gleichen Motivation und es gibt das gleiche Endziel, damit das Spektakel wieder so wie in der Vergangenheit wird", wird Richards von 'iRally' zitiert.


Fotos: WRC: Rallye Australien


"Wir brauchen eine gemeinsame Meinung und müssen uns gemeinsame Ziele setzen. Viel zu oft habe ich überhastete Entscheidungen gesehen, nach dem Motto; 'Kommt lasst uns dies einfach probieren und verändern wir jenes.' Man hat das aber nie rational untersucht. Wir reden heute zum Beispiel über die Verlängerung der Rallyes. Ich müsste der Erste sein, der sagt, dass das wunderbar ist. Ari und ich genossen die Akropolis, als sie noch fünf Tage dauerte."

"Aber passt das in die heutige Zeit? Ist das für die aktuellen Medien geeignet? Ist das für das aktuelle Umfeld richtig und wie können wir den Erfolg messen?", stellt Richards in den Raum. Die Rankreich-Rallye wird zum ersten Mal als Pilotprojekt komplett im Internet übertragen werden. "Man kann natürlich etwas ändern, aber man muss sich überlegen, welchen Sinn eine Änderung bewirken soll, und was man überhaupt erreichen will."

Wie bekommt man eine größere Aufmerksamkeit?

"Angetrieben sollten Änderungen von der Frage sein, ob es für die Fans besser wird und dem Sport eine größere Aufmerksamkeit zuteil wird. Kommt unser Sport wieder auf die Titelseiten der Zeitungen?", findet Richards. "Man muss das alles diskutieren. Es wird jetzt seit einigen Jahren an der Feinabstimmung der Rallye-WM gearbeitet. Es gibt Leute, die meinen, dass es falsch läuft und das große Spektakel der Vergangenheit verloren gegangen ist."

Volkswagen Polo R WRC

Mit Volkswagen kommt 2013 ein weiterer Hersteller in die Rallye-WM Zoom

"Die Realität sieht aber folgendermaßen aus: Wenn man ein großes Publikum erreichen will, und ich meine jetzt nicht die Hardcore-Fans, dann haben wir unsere Ziele erreicht. Wir haben die Bandbreite vergrößert, auch wenn die Berichterstattung das nicht vermuten lässt. Das ist natürlich auch auf bestimmte Märkte zu begrenzen. In Frankreich zum Beispiel ist die Rallye-WM viel beliebter als die Formel 1. Das liegt aber am Loeb-Faktor und daran, dass sie keinen Formel-1-Fahrer haben."

"Es ist generell nicht gut, wenn alle in verschiedene Richtungen arbeiten. Es müssen sich alle an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Sicht finden." Mit Todt ist ein Rallye-Mann an der Spitze der FIA. Ex-Pilotin Michele Mouton steht dem Franzosen als Managerin zur Seite. "Man muss seine Meinungen genau kennen", sagt Richards über Todt. "Wir müssen genau wissen, welche Veränderungen für Jean richtig sind. Er hat viel Erfahrung. Zuerst müssen wir aber genau wissen, was er will und welche Vorteile sich daraus ergeben könnten."

WRC eine Randsportart

Vermarkter North One Sport hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, dem Sport eine globale Medienpräsenz zu verschaffen, obwohl das Zuschauerpotenzial durchaus vorhanden ist. "Man muss das realistisch sehen", sagt Richards. "Die Sportberichterstattung wird vom Fußball dominiert. Es ist sehr einfach den Fußball zu kommunizieren. Es ist ein globaler Sport, der es sehr gut macht."

Sebastien Loeb

Durch Loeb und Citroen ist Frankreich zu einem Rallye-Land geworden Zoom

"Dann gibt es die Olympischen Spiele. Im Motorsportbereich ist das die Formel 1. Man muss das realistisch sehen. Rallye ist ein Minderheitensport. Generell bekommen wir für einen Minderheitensport viel Medienpräsenz. Abgesehen von der Formel 1 und der MotoGP bekommt keine andere Motorsportserie soviel Aufmerksamkeit wie die Rallye-WM. Generell sieht es nicht so schlecht aus, wie manche Leute tun."

Am gemeinsamen Rallye-Tisch sitzen viele verschiedene Parteien. Da gibt es die FIA, Vermarkter North One Sport, die Hersteller, Michelin und so weiter. "Es gibt viele gemeinsame Meinungen, aber auch unterschiedliche Ansichten, wie wir das gleiche Ziel erreichen können. Ich habe zum Beispiel großes Vertrauen in Jarmo Mahonen, der viele Jahre die 1.000-Seen-Rallye in Finnland organisiert hat."


Fotos: Der Volkswagen Polo R WRC


"Er ist jetzt der Vorsitzende der Rallye-Kommission. Ich hoffe, dass er sich stark einbringt und die verschiedenen Parteien an einen Tisch bringt. Ich denke, das ist seine Rolle. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Ingredienzien haben, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Der Weg dorthin könnte aber schwierig sein."