• 29.05.2011 18:02

  • von Armin Gastl

Loeb schafft das Unmögliche: Argentinien-Sieg!

Trotz seiner Ein-Minuten-Strafe holte Sebastien Loeb in Argentinien noch den Sieg vor Mikko Hirvonen - Sebastien Ogier nach seinem Überschlag Platz nur noch Dritter

(Motorsport-Total.com) - Sebastien Loeb kann es selbst noch gar nicht glauben: Nach einem spannenden und dramatischen Sonntag holte er sich doch noch seinen sechsten Argentinien-Sieg in Folge. Im Ziel nach 378,15 Wertungskilometern hatte der Citroen-Star 2,4 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten, Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Loeb

Sebastien Loeb hat die Rallye Argentinien am Ende doch noch gewonnen

Loebs Teamkollege Sebastien Ogier, der als Führender mit einem Vorsprung von 43 Sekunden in die letzten vier Prüfungen gestartet war, musste sich am Ende mit Platz drei begnügen. Der junge Franzose hatte sich am Morgen überschlagen und musste sich mit einem arg demolierten Citroen DS3 WRC durch die letzten Prüfungen retten. Sein Vorsprung schmolz dahin, im Ziel hatte er schließlich einen Rückstand von 7,3 Sekunden auf Sieger Loeb.

Citroen-Privatier Petter Solberg beendete die Rallye Argentinien auf dem vierten Platz. Der Norweger sicherte sich aber die drei Extra-Punkte für die Bestzeit in der abschließenden Powerstage. Hirvonen war Zweitschnellster und kassiert zwei Sonderpunkte, Loeb holte als Drittschnellster noch einen weiteren Zähler.

Loeb hatte seine Hoffnungen auf den Sieg schon am Freitag aufgegeben, als er eine Strafminute aufgebrummt bekam, weil er in einer Zeitkontrolle eine Minute zu früh eincheckte. Der Franzose monierte, dass er die Anhaltetafel nicht sehen konnte, weil zu viele Leute davor standen. Citroen bat die Rennleitung, die Zeitstrafe zurückzunehmen. Doch das geschah nicht. Loeb startete als mit großem Rückstand in den Samstag - und begann mit einer eindrucksvollen Aufholjagd.

Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala hatte die Rallye bis zum Samstagnachmittag angeführt Zoom

Sein Ziel war zunächst, noch irgendwie den Anschluss an das Podium zu schaffen. Während er am Freitag noch Schwierigkeiten mit den Bedingungen hatte und Zeit verlor, konnte Loeb ab dem Samstagvormittag wie ein Uhrwerk fahren. Am Abend hatte er sich auf den dritten Platz verbessert und nahm sich vor, Mikko Hirvonen noch vom zweiten Platz zu verdrängen. Doch den Sieg hatte er abgehakt, sein Rückstand von 47 Sekunden auf Ogier war zu groß.

Dass Loeb am Ende trotz aller Widrigkeiten doch noch gewinnen konnte, hat er zum einen sicher seinem Ausnahmekönnen zu verdanken. Zum anderen aber auch der unfreiwilligen Schützenhilfe seiner Rivalen. Ford-Pilot Jari-Matti Latvala hatte die Rallye bis zum Samstagnachmittag angeführt, doch dann zog er sich vorne links einen Schaden an der Sportstange zu. Der Finne musste aufgeben, startete heute mit Strafminuten unter SupeRally-Reglement und wurde am Ende noch Siebter.

Durch Latvalas Missgeschick hatte Ogier die Führung vor Solberg übernommen, Loeb war zu diesem Zeitpunkt Vierter. In der letzten Samstagsprüfung erwischte es mit Solberg einen weiteren Siegkandidaten. Die Servolenkung in seinem Citroen versagte, der Norweger verlor eine Minute und rutschte zurück auf den vierten Platz. Damit lag Loeb als Dritter schon auf Podiumskurs. Und heute Morgen hatte er dann plötzlich wieder die Chance auf den Sieg, als Ogier sich überschlug und den fast sicheren Sieg wegwarf.


Fotos: WRC: Rallye Argentinien


Loeb holte immer weiter auf seinen Teamkollegen auf, und hatte vor der abschließenden Powerstage nur noch 3,3 Sekunden Rückstand. Gleichzeitig versuchte er auch, den minimalen Vorsprung auf Hirvonen zu halten - denn der Finne hätte durchaus auch noch Chancen auf den Sieg gehabt, wenn Loeb durch einen Fehler ein paar Sekunden verloren hätte. Auf den letzten drei Kilometern machte der Citroen-Star dann alles klar - und feiert nun ungläubig seinen Sieg.

Sebastien Ogier

Sebastien Ogier warf den sicheren Sieg am letzten Morgen weg Zoom

"Das ist wirklich unglaublich! Denn wir hatten diese Strafe von einer Minute, und da haben wir gedacht, dass unsere Siegchancen dahin sind", bekennt Loeb. "Seit gestern haben wir dann richtig hart gekämpft. Klar, unsere Rivalen hatten auch ein paar Schwierigkeiten - und jetzt stehen wir hier und haben die Rallye zum sechsten Mal gewonnen. Das ist wirklich unglaublich. Ich hätte gestern wirklich nicht gedacht, dass ich überhaupt noch eine Chance habe, um den Sieg mitzukämpfen. Es ging hier auch darum, heil durchzukommen, denn es war noch sehr tückisch, viele Sprünge, Kuppen. Ja, es ist ein unglaublicher Sieg." Sein bester Sieg sei es aber nicht, betont Loeb: "Denn ich habe gewonnen, weil sich mein Teamkollege überschlagen hat."

Ford-Pilot Hirvonen könnte rein vom Papier her eigentlich zufrieden sein: Platz zwei mit wenigen Sekunden Rückstand auf den Sieger. Doch der Finne ärgert sich, da er das ganze Wochenende nicht das Tempo fahren konnte, das er wollte. "Es war ein seltsames Wochenende, ich hatte wirklich Probleme mit dem Speed", bilanziert er. "Es ist natürlich gut, dass wir auf dem Podium stehen, aber es war ein schwieriges Wochenende."

Unterdessen ist der Frust bei Ogier richtig groß. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Sieg durch einen Fehler verschenkt hat. 43 Sekunden wären ein komfortables Polster gewesen. Doch in der ersten Prüfung am Morgen ging er zu aggressiv in eine Kurve, überschlug sich und konnte froh sein, es noch als Dritter ins Ziel zu schaffen. "Nach meinem Fehler habe ich mein Bestes versucht, aber das Auto war dann unfahrbar, natürlich war das dumm", ärgert er sich. Dass er als Dritter trotzdem noch 15 wichtige Punkte holen konnte, tröstet Ogier nicht: "Ja, aber es ist trotzdem scheiße."

Privatier Solberg war gestern Abend untröstlich, als ihn die kaputte Servolenkung aller Hoffnungen auf den Sieg oder das Podium beraubte. Doch immerhin kann er sich jetzt über den Sieg in der Powerstage freuen. "Das war sehr gut! Ich habe alles gegeben, aber meine Reifen waren schon ziemlich hinüber", berichtet er.

Petter Solberg

Petter Solberg fiel wegen einer defekten Servolenkung zurück Zoom

Der fünfte Platz ging an Stobart-Pilot Mads Östberg. "Ich bin sehr zufrieden", erklärt der Norweger. "Das ist eine sehr schwierige Rallye, und mein Ziel war, in die Top 6 zu kommen. Nun ist der fünfte Platz daraus geworden. Ich freue mich aber nicht darüber, wie das zustande gekommen ist, denn ich habe ja davon profitiert, dass ein Ford-Kollege zurückgefallen ist." Durch Latvalas Spurstangenschaden war auch Östberg einen Platz weiter nach vorn gerutscht. Hinter ihm belegte Lokalmatador Federico Villagra im Munchi's-Ford den sechsten Rang.

Latvala muss sich mit Platz sieben begnügen - und damit trösten, dass er die Pace zum Siegen hätte, wenn er einmal ohne Probleme durchkommen würde. "Ich hoffe, dass ich jetzt dann mal gewinne", seufzt er. "Ich war schon so oft nah dran an einem Sieg, und dann ist immer irgendetwas passiert. ich würde so gern einen Sieg holen."

Hinter dem Ford-Werkspiloten belegte Matthew Wilson im Stobart-Ford den achten Platz. Er war als Siebter in den Sonntag gestartet, bekam aber in der ersten Prüfung am Morgen technische Probleme. Damit verlor er seine Position an Latvala. Böse Zungen munkeln, dass da auch ein bisschen das Markeninteresse von Ford eine Rolle gespielt haben könnte - sprich, dass Wilson den Werkspiloten passieren lassen musste.

Der Sieg in der P-WRC ging an den Neuseeländer Hayden Paddon (Subaru Impreza), der in der Gesamtwertung den neunten Platz belegte. "Absolut wunderbar! Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier gewinnen kann. Die maximale Punktzahl für die Meisterschaft zu holen, ist großartig", freut sich Paddon. "Meine Performance war nicht zu 100 Prozent zufriedenstellend, aber es ist ein tolles Ergebnis für das Team. Die Saison ist noch lang, und wir müssen sie Rallye für Rallye angehen. Aber der Sieg ist absolut fantastisch!" Platz zwei in der P-WRC ging an Patrik Flodin (ebenfalls Subaru), der in der Gesamtwertung Zehnter wurde.