• 08.10.2012 16:51

  • von Dominik Sharaf

Latvala: "Loeb macht nicht die Fehler, die ich begehe"

Der Ford-Pilot gesteht einen Fehler ein, zeigt sich aber mit dem zweiten Platz der Frankreich-Rallye insgesamt zufrieden - Sieg in Spanien als Ziel

(Motorsport-Total.com) - Jari-Matti Latvala scheint nach über 100 Teilnahmen an Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) in der Form seines Lebens. Dem Sieg in Wales ließ der Finne am Wochenende den zweiten Rang in Frankreich folgen, lag nur 15,5 Sekunden hinter Sebastien Loeb, fuhr sein bestes Karriereresultat auf Asphalt ein und schob sich auf Rang drei der WM-Gesamtwertung. "In Deutschland waren wir fast zwei Minuten zurück. Ich denke, das bedeutet einen Fortschritt", betont Latvala.

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala schmiss seine Siegchance in den Straßengraben Zoom

Dabei befand sich der 27-Jährige im Elsass nicht unbedingt auf geliebtem Terrain. "Ich mag es, auf Asphalt zu fahren, solange er sauber ist wie eine Rennstrecke. Meine größte Schwäche sind dreckige Etappen, da muss ich mich verbessern", zeigt sich Latvala selbstkritisch. Anlass dazu gab der Samstagmorgen, der ihn alle Chancen auf den achten WRC-Erfolg seiner Laufbahn kostete. "Ich wusste, dass die lange Prüfung wichtig sein würde, wenn es um den Sieg geht", erinnert er sich.

Ein Patzer zu viel

Unter Druck beging Latvala einen folgenschweren Fehler: "Ich war wohl zu zuversichtlich, dass es trocken sein würde. Als ich aus dem Freien in den Wald kam, war es feucht, das hat mich überrascht. Ich wusste aus dem Gebetbuch, dass es teilweise rutschig sein würde, aber nicht an welchen Stellen", beschreibt der Ford-Pilot. "Die Bremsen blockierten und ich bog in die Kurve ein, mit zu viel Geschwindigkeit. Wir sind in die Böschung gerauscht und zum Stillstand gekommen."

Zwar fuhr der Fiesta RS WRC weiter, Spitzenzeiten waren mit dem Auto nach dem Unfall aber nicht mehr möglich. "Ich habe auf den Startknopf gedrückt - es hat funktioniert, aber es befand sich zu viel Dreck am Wagen und die Vibrationen waren grausam. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder Vertrauen gefasst hatte", beschreibt Latvala die Momente nach dem Crash und gibt sich Loeb geschlagen: "Deswegen hat Sebastien gewonnen - er macht nicht die Fehler, die ich begehe."

In Spanien auf dem Lieblingsbelag

Immerhin: Latvala hatte aus dem Vorfall gelernt und sich tags drauf im Zweikampf mit Landsmann Mikko Hirvonen um den Silberrang behauptet. "Am Ende der vorletzten Prüfung - eine neue in dieser Rallye - ähnelt die Bergaufpassage einer Rennstrecke. Ich hatte schon am Morgen erkannt, dass es eine starke Etappe für mich werden könnte", sagt er. "Am meisten unter Stress stand ich, als die Zwischenzeit am Ende des Abschnitts zeigte: 'Hirvonen liegt vier Sekunden vorne.'"

Dabei fuhr der Mann aus Toysa am Limit: "Zur Mitte der Prüfung hatte ich gedacht: 'Ich fahre so gut es geht und kann nicht mehr tun'. Glücklicherweise haben sich die Dinge gewendet." Geht es nach Co-Pilot Miikka Anttila, dürfte das gerne so bleiben. "Sardinien ist eine der Lieblingsrallyes von Jari-Matti und wir haben dort schon gewonnen", blickt er voraus. "Wir haben eine kleine Chance auf den Sieg. In Spanien liegt uns der Asphalt noch mehr als irgendwo anders in dieser Saison", schielt er auf Saisonsieg Nummer drei.


Fotos: WRC: Rallye Frankreich