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  • 13.04.2018 17:55

  • von Markus Lüttgens & David Evans

FIA-Präsdient Todt sieht WRC weiter als Langstreckendisziplin

Geht es nach Jean Todt, sollten die Läufe der Rallye-WM weiterhin Langstrecken-Elemente enthalten: Unvorhersehbarkeit sorge für mehr Spannung

(Motorsport-Total.com) - Welches ist das richtige Format für die Läufe der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC)? Darüber streiten die Beteiligten seit langem. Während es auf Seiten der Hersteller Forderungen nach kompakteren Rallyes mit kürzeren Prüfungen gibt, trauert FIA-Präsident Jean Todt ein wenige seinen aktiven Zeiten als Beifahrer hinterher, in denen die Rallyes in den 1970er- und 1980er-Jahren noch echte Marathon-Veranstaltungen waren.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt ist ein Fan langer Wertungsprüfungen Zoom

Damals waren Prüfungen von 50 Kilometern und mehr, mit denen die Fahrer am vergangenen Wochenende bei der Rallye Frankreich auf Korsika konfrontiert waren, nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und für Todt gehören solche Prüfungen, bei denen die Crews teilweise mehr als eine halbe Stunde lang unterwegs sind, zum Rallyesport dazu.

"Für mich ist der Rallyesport kein Sprint, sondern sollte eine Langstreckendisziplin sein", sagt Todt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ganz persönlich würde ich mir Nachtprüfungen wünschen. Ich fände es gut, wenn die Leute mitten in der Nacht Rallyes sehen könnten. Ich würde mir auch mehr Serviceparks wünschen", sagt Todt, gibt aber zu: "Ich verstehe auch, dass das eher die Vergangenheit des Rallyesports als seine Zukunft ist."

Hersteller wollen kürzere Prüfungen

Denn Todt ist einer der wenigen, die die WRC noch als Ausdauersport sehen. Im vergangenen Dezember hatte der mittlerweile zurückgetretene FIA-Rallye-Direktor Jarmo Mahonen ein kürzeres und standardisiertes Format für die WM-Rallyes vorgeschlagen. Und auch die Hersteller präferieren Rallyes mit kürzeren Prüfungen.

"Einige Teams sträuben sich vehement gegen längere Etappen, und im vergangenen Jahr hatte man das Gefühl, dass sie damit in Paris und Genf (bei der FIA; Anm. d. Red.) offene Türen einrennen", sagt ein Rallyeveranstalter zu 'Motorsport-Total.com'. Auch Toyota-Teamchef Tommi Mäkinen ist der Meinung, moderne WRC-Autos seien nicht für die Langstrecke gebaut und plädiert daher für kürzere Prüfungen.


Fotos: WRC: Rallye Frankreich 2018


Todt hingegen findet, dass die WRC durch längere Prüfungen spannender würde. "Ich fand die erste (49,03 Kilometer lange; Anm. d. Red.) Prüfung auf Korsika toll, weil es dort mehr Unwägbarkeiten gibt. Sie bekommen während der Prüfung keine Informationen, daher macht wirklich der Fahrer den Unterschied aus", so der FIA-Präsident.

Todt: Rennwagen sind zu zuverlässig

"Wissen Sie, was eines meiner Probleme mit dem heutigen Rennsport ist?", fährt Todt fort. "Die Autos sind zu zuverlässig. Schauen Sie sich die Formel 1 an. Dort ist alles effizient, es wird unglaublich viel mit Simulatoren gearbeitet, die Autos fallen kaum noch aus. Das ist meiner Meinung nach nicht gut für den Sport. Ich mag es lieber, wenn alles etwas unvorhersehbar ist, so muss der Rennsport sein."

Eine weniger hohe Zuverlässigkeit könne man nach Meinung von Todt aber auch durch eine Regeländerung erreichen. "Vielleicht sollten wir weniger Motoren, Kraftübertragungen oder Getriebe pro Saison zulassen, dann würde es günstiger. Yves (Matton, FIA-Rallyedirektor; Anm. d. Red.) muss darüber mit den Teams reden und dann Vorschläge machen", so der FIA-Präsident.

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