Citroen steht mit dem Rücken zur Wand

Mikko Hirvonen rutscht in Sardinien in einen Graben und geht leer aus - Teamchef Yves Matton ist mit der Performance nicht zufrieden und denkt über Loeb nach

(Motorsport-Total.com) - Citroen musste bei der Sardinien Rallye die nächste Schlappe gegen Volkswagen wegstecken. Den Speed von Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala konnten die Fahrer des französischen Teams nie gehen. Mikko Hirvonen kämpfte lange um den zweiten Platz. Der Finne startete mit der Bestzeit in den zweiten Tag, doch dann ging in WP 9 alles schief: "Zu Beginn der 'Terranova'-Prüfung kam nach etwa einem Kilometer eine Haarnadel. Ich bremste etwas zu spät und das Auto rutschte in den tiefen Straßengraben", berichtet der Vizeweltmeister das Missgeschick.

Titel-Bild zur News: Mikko Hirvonen

Mikko Hirvonen wird voraussichtlich auch in diesem Jahr nicht Weltmeister werden Zoom

"Ich rutschte nicht weit hinein, vielleicht einen Meter. Obwohl uns viele Zuschauer versuchten zu helfen, brachten wir das Auto nicht mehr zurück auf die Strecke. Das war sehr frustrierend, weil das Auto überhaupt nicht beschädigt war. Ich bin sehr enttäuscht, dass mir dieser dumme Fehler unterlaufen ist, weil das Auto perfekt funktionierte. Das Team hat super gearbeitet und ich war auf dem Weg zu Platz zwei", ärgert sich Hirvonen.

Es wurde aber nichts mit dem Podestplatz. Konkurrent Ogier strich die maximale Punkteausbeute ein. Citroen musste sich mit dem vierten Platz von Dani Sordo zufriedengeben. Der DS3 ist hinter den Polo zurückgefallen. Abgesehen von den beiden Siegen von Ausnahmekönner Sebastien Loeb gab es für Citroen in diesem Jahr nicht viel zu holen. Der WM-Titel ist in weite Ferne gerückt. Hirvonen hat bereits 93 Punkte Rückstand und auch in der Herstellerwertung fällt Citroen immer weiter hinter Volkswagen zurück. Praktisch braucht bei Citroen niemand mehr an den WM-Titel denken.

Eine niederschmetternde Situation für Hirvonen, der schon oft als "ewige Nummer zwei" bezeichnet wurde. Er ist in diesem Jahr die Nummer eins bei Citroen, doch Volkswagen macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Dazu kommt auch Pech, wie der Ausrutscher in die Schneebank in Schweden und jetzt in Italien der Straßengraben. Als bei Ogier in Griechenland alles schiefging, konnte Hirvonen auch kein Kapital schlagen. Bei keiner einzigen Rallye in diesem Jahr hat er mehr Punkte als Ogier gesammelt.


Fotos: Citroen, WRC: Rallye Italien


"Ich bin für das Team enttäuscht, denn ich habe wichtige Punkte für die Herstellerwertung weggeworfen. Das ist enttäuschend", sagt Hirvonen geknickt. "Das Auto funktionierte sehr gut. Ich war mit dem Handling sehr zufrieden. Das Team hat super gearbeitet und es tut mir leid, dass ich es nicht ins Ziel geschafft habe. Ich wusste, dass ich um Platz zwei gegen Thierry kämpfen kann. Dani war auch nicht so weit weg. Es kündigte sich ein toller Tag an. Das gesamte Wochenende fühlte sich an, dass ich nahe am Limit fahre. Ein kleiner Fehler kann alles zerstören."

Matton ist nicht zufrieden

Citroen-Motorsportchef Yves Matton war vor der Saison sicher, dass man auch ohne Loeb um den WM-Titel kämpfen kann. Die Realität sieht anders aus. "Zunächst müssen wir weiterarbeiten. Wir sind im Moment nicht erfolgreich" gibt der Belgier bei 'World Rally Radio' offen zu. "Wenn es die Möglichkeit gibt Punkte aufzuholen, dann machen wir es nicht, so wie an diesem Wochenende. Es passieren Fehler der Fahrer oder von unserer Seite. Wir schaffen es derzeit nicht."

"Wir werden weiterarbeiten und versuchen, dass unsere Fahrer für Finnland in der besten Situation sind. Für sie ist es auch schwierig. Mikko war Zweiter, aber lag mehr als 40 Sekunden hinter Ogier zurück. Wir waren uns vor dem Start der Rallye sicher, dass Mikko hier in Sardinien näher dran sein würde. Wir müssen hart arbeiten. Finnland ist eine besondere Rallye. Vielleicht ist das unsere Chance. Im Vorjahr haben Seb Loeb und Mikko um die ersten beiden Plätze gekämpft. Ich hoffe, dass uns unsere Abstimmung aus dem Vorjahr helfen wird."


Citroen auf Sardinen

Citroen klammert sich an einen Strohhalm. Für Hirvonen ist Finnland die wichtige Heimveranstaltung. "Zur Zeit ist es schwierig die Pace von Volkswagen zu gehen. Deine Heimrallye ist immer etwas Besonderes. Ich kenne die Rallye sehr gut. Hoffentlich hilft das, damit wir näher dran sind", wirft der 32-Jährige nicht die Flinte ins Korn. "Ich werde jetzt eine kleine Pause haben. Dann analysieren wir alles, damit wir konkurrenzfähiger werden. Anschließend haben wir noch einen Test für Finnland."

Mikko Hirvonen

Mikko Hirvonen konnte das Tempo von Sebastien Ogier nicht gehen Zoom

Kommt Loeb?

Citroen muss die nächsten Schritte machen. Hirvonen und Sordo können teilweise das Volkswagen-Tempo Fahrer, aber dafür müssen sie extrem ans Limit gehen, während Ogier diese Zeiten relaxt fahren kann. "Wir sind natürlich nicht zufrieden", sagt Matton über die derzeitige Performance. "Die drei Rallyes Sardinien, Finnland und Deutschland sind sehr wichtig, damit wir so nahe wie möglich an Volkswagen dranbleiben. Bei einer dieser drei Rallyes haben wir wieder Punkte verloren."

"Das ist nicht gut, aber wenn es bei einer Rallye funktioniert, dann kommt auch etwas Gutes dabei heraus. Unsere beiden Fahrer haben eine gute Pace und das Auto funktioniert sehr gut. Das Auto ist schnell und es gibt nicht viele Probleme. Wir haben auch gesehen, dass unsere Zuverlässigkeit sehr gut ist. Das wird uns helfen, aber wir kämpfen gegen einen Gegner, der genau weiß wie es funktioniert", erkennt Matton die Leistung von Konkurrent Volkswagen an.

Yves Matton

Teamchef Yves Matton erlebt derzeit keine rosigen Zeiten Zoom

Es stellt sich immer wieder die Frage nach Loeb. In Frankreich wird er wieder in den DS3 steigen, doch muss Citroen angesichts der derzeitigen Situation den Weltmeister für mehr Einsätze zurückholen? "Im Moment nicht. Er wäre natürlich eine Hilfe. Ich werde mit ihm sprechen, ob er noch eine oder zwei weitere Rallyes fahren will", sagt Matton. "Wir haben im Moment noch nicht darüber gesprochen. Es hängt von der Zukunft ab, ob wir Tourenwagen fahren werden oder nicht. Ich würde sagen, dass es diesbezüglich in den nächsten Tagen und Wochen eine Antwort geben wird. Dann werden wir sehen, was wir mit Seb machen können."

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