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  • 29.09.2017 08:16

  • von Markus Lüttgens & David Evans

Citroen gibt zu: Moral ist auf dem Tiefpunkt

Die schwachen Resultate in der Rallye-WM schlagen der erfolgsverwöhnten Citroen-Mannschaft aufs Gemüt: "Müssen den Schalter umlegen"

(Motorsport-Total.com) - Mehr als ein Jahrzehnt lang war das Motorsportprogramm von Citroen eine einzige Erfolgsgeschichte. Zwischen 2004 und 2012 gewann der französische Hersteller in der Fahrer- und Markenwertung der Rallye-WM nicht weniger als 17 WM-Titel, anschließend dominierte Citroen von 2014 bis 2016 die Tourenwagen-WM fast zu Tode. Doch 2017 riss nach der Rückkehr in die Rallye-WM diese Erfolgsserie.

Titel-Bild zur News: Sebastien Loeb

Citroen sucht in der WRC nach einem Weg aus der Krise Zoom

Erst ein Sieg durch Kris Meeke und ein weiteres Podiumsresultat stehen nach zehn von 13 Rallyes zu Buche, ansonsten war die Saison der Franzosen von zahlreichen Rückschlägen geprägt. Und das schlägt der erfolgsverwöhnten Mannschaft zunehmend aufs Gemüt, wie der technische Direktor Christophe Besse im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zugibt.

"Wir müssen allen im Team wieder Selbstvertrauen geben, nicht nur den Fahrern. Das Team ist es nicht gewohnt, auf diesem Niveau zu operieren, das ist daher für alle schwierig", sagt der Franzose. Zweifel an den Fähigkeiten seiner Kollegen hat Besse keineswegs. "Wir haben ja nicht zufällig 17 WM-Titel gewonnen", verweist er auf die Bilanz von Citroen in der Rallye-WM.

Wo liegt beim C3 WRC der Hund begraben?

Daher sei er aktuell auch ein wenig in der Rolle des Psychologen gefragt und hofft, dass sein Team durch ein Erfolgserlebnis wieder in die Spur kommt. "Wenn wir hier den Schalter umlegen können, kann uns in diesem Jahr noch ein gutes Ergebnis gelingen, mit dem wir zeigen können, dass das Auto nicht so schlecht ist, wie es auf den ersten Blick aussieht", so Besse.

Allerdings liegt bei Citroen der Hund weiterhin im C3 WRC begraben, der die Fahrer weiterhin mit seinem unberechenbaren Fahrverhalten triezt. Allerdings tappt Citroen auch zu diesem späten Zeitpunkt der Saison bei der Suche nach der Ursache dafür noch ziemlich im Dunklen. "Man kann nicht genau sagen, wo das Problem liegt", gibt Technikchef Besse zu. "Wenn die Fahrer mit mir sprechen, sagen sie, dass es kein großes Problem gibt. Es ist nicht so, dass irgendwas im Auto versteckt ist und dann alles klar ist, sobald man es findet."


Sebastien Loeb testet auf Schotter

Doch ohne die Ursache zu kennen, kann Citroen das Problem nicht lösen, sondern nur die Symptome bekämpfen. "Wir müssen beim Auto Prioritäten festlegen. Aber was Priorität haben soll, weiß ich nicht", erklärt Besse schonungslos offen. "Das Hauptproblem scheint die fehlende Konstanz des Autos zu sein. Ich glaube nicht, dass das ein großes technisches Problem ist, aber dadurch verlieren die Fahrer das Vertrauen, und es wird immer schlimmer."

Homologations-Joker als Trumpf?

"Wir haben viel an der Achsgeometrie und zusammen mit Öhlins an den Dämpfern gearbeitet. Aber es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns, wir haben vielleicht erst die halbe Wegstrecke zurückgelegt", so der Technikchef. Für den Rest des Weges hat Citroen noch einige Homologations-Joker in der Hinterhand, mit denen man Änderungen am Chassis vornehmen kann, ohne den kompletten Homologations-Prozess erneut komplett zu druchlaufen.

"Wir haben in diesem Jahr noch zwei Joker und im nächsten Jahr fünf, aber wir können nicht alle am Beginn des Jahres nutzen, sondern müssen einige aufsparen. Wir müssen uns sicher sein, was wir tun, die Teile testen und sichergehen, dass sie richtig funktionieren", sagt Besse.

Die Deadline für die Weiterentwicklung ist bei Citroen der 1. März 2018, denn danach folgt mir der Rallye Mexiko die erste Schotterrallye im WRC-Kalender und damit nach den Läufen in Monte-Carlo und Schweden der erste Performance-Test. Ist der Citroen C3 WRC bis dahin nicht konkurrenzfähig, droht eine weitere frustrierende WRC-Saison.