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  • 30.11.2016 16:08

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Technologie vs. Kosten: WEC vor schwierigem Balanceakt

Nach dem Ausstieg von Audi steht die WEC vor einer schwierigen Entscheidung: Wie weit dürfen die Kosten sinken, ohne das Alleinstellungsmerkmal zu verlieren?

(Motorsport-Total.com) - Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) steht vor ihrer ersten richtigen Bewährungsprobe: Nachdem sich Audi Ende der Saison 2016 aus der Meisterschaft zurückgezogen hat, ist die LMP1-Klasse in ihrer ersten Krise seit dem Peugeot-Rückzieher von 2012 angekommen. Anders als damals steht die Meisterschaft mittlerweile aber im internationalen Fokus. Es muss schnell Ersatz gefunden werden. Peugeot hat sein Interesse mehrfach bekundet, will aber nur zum Discountpreis einsteigen.

Titel-Bild zur News: Toyota TS050 Hybrid

Technik vor kostengünstig: Porsche und Toyota wollen weiter dicke Hybriden Zoom

Um die LMP1 kostengünstiger zu machen, haben FIA und ACO das LMP1-Reglement erst einmal um zwei weitere Jahre verlängert. Ursprünglich einmal für 2017 geplant, wird das Reglement mit drei Hybridsystemen und einer 10MJ-Klasse jetzt frühestens 2020 eingeführt. Ob Peugeot das reicht? Die Franzosen werden alles geben, um den Preis für den Einstieg weiter zu drücken und sind dabei in einer starken Verhandlungsposition. Schließlich geht es um den Fortbestand der WEC. Nur: Wie weit darf die WEC den Herstellern entgegenkommen, ohne sich zu prostituieren? Oder ihr Alleinstellungsmerkmal als technologisch fortschrittlichste Motorsportkategorie zu verlieren?

Porsche-Teamchef Andreas Seidl beschreibt den schwierigen Spagat: "Wir möchten gerne einen neuen Hersteller haben und gleichzeitig dieses Niveau der Technologie in der WEC halten. Das ist der Grund, warum wir das machen und das ist etwas, was wir definitiv nicht aufgeben dürfen." Porsche hat als Krösus des Langstreckensports natürlich eine klare Priorität: "Wir sind hier, weil wir Technologien für zukünftige Straßenautos entwickeln wollen. Das ist für uns sehr wichtig." Und das heißt: Hybridtechnik, Downsizing, Hochvoltsysteme. Und kein Discount-LMP1.

Auch Toyota will am Hightech-Konzept festhalten

Toyota hat zwar weniger Budget zur Verfügung, doch auch in Köln sieht man es ähnlich wie Porsche. "Uns ist wichtig, dass wir hier Technologie entwickeln können", sagt Rob Leupen im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir können uns nicht zurückentwickeln, das wäre Kapitalvernichtung. Wir können uns nur weiterentwickeln. Wenn die Serie meint, man müsse sich in eine andere Richtung bewegen, muss man sich überlegen, ob das das Richtige ist." Eine ganz klare Drohung in Richtung der Organisatoren.

Damit wischen sowohl Porsche als auch Toyota den vor kurzem geäußerten Wunsch von Peugeot, mit einem LMP1 ohne Hybridantrieb anzutreten, beiseite. Und der ACO wird einen Teufel tun, Toyota oder Porsche zu verärgern, da die Engagements dieser beiden Hersteller derzeit gefestigt sind, solange der Technologietransfer gesichert ist (und keine Krise die Konzerne gefährdet).


Fotostrecke: 1999-2016: Audi bei den 24h Le Mans

Eine Möglichkeit für Peugeot wäre ein versteckter Werkseinsatz hinter der Fassade von Welter Racing. So wurde es schon Mitte der 90er-Jahre bei den 24 Stunden von Le Mans gehandhabt. Toyota-Testfahrer Alexander Wurz erteilt dieser Variante aber eine Absage: "Was unmöglich wäre aus meiner Sicht: Wenn man Privatteams geringes Gewicht und riesige Tanks zugestehen würde, damit sie mit einem Budget von 20 Millionen Euro so schnell fahren können wie die Werke. Das wäre doch absurd. Das wird keiner wollen."

"Wir sind hier, weil wir Technologien für zukünftige Straßenautos entwickeln wollen." Andreas Seidl

Wenn Peugeot Langstreckensport betreiben will, werden die Franzosen kaum an der Hybridtechnologie vorbeikommen. Wurz glaubt aber, dass die Kosten von ganz alleine sinken werden: "Die ersten Jahre waren wie im Wilden Westen. Jetzt kommt man auf einen gesünderen Weg, indem man die Technik mal für ein paar Jahre einfriert. So wird es ermöglicht, dass ein neuer Hersteller Fuß fassen kann. Die Kosten werden gesenkt." Die Frage bleibt, ob potenzielle Einstiegs-Kandidaten ihm das abkaufen werden. Es bleibt eine Gratwanderung.

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