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  • 26.09.2017 15:19

  • von Roman Wittemeier

Neue Teams für die LMP1: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt?

Mit einem Boost für die privaten LMP1-Autos soll der Wettbewerb an der Spitze der WEC auch 2018/19 spannend bleiben: Wie ACO und FIA Teams anlocken wollen

(Motorsport-Total.com) - Die Verantwortlichen von ACO, FIA und WEC haben auf den bevorstehenden Abschied von Porsche aus der LMP1-Klasse reagiert. Der Rennkalender wurde umfangreich angepasst, die Regularien für die größte Prototypenklasse werden überarbeitet. Ziel ist es, die privaten LMP1-Autos auf das gleiche Niveau zu bringen wie die Werksautos von Toyota. Der Vorteil des Hybridsystems im TS050 soll sich nur noch in erhöhter Reichweite niederschlagen.

Titel-Bild zur News: Michael Rossi, Oliver Webb, Dominik Kraihamer, James Rossiter

2018 soll der Enso CLM P1/01 Nismo von ByKolles auf Toyota-Hybrid-Niveau fahren Zoom

Wie man die Privaten so schnell machen will, ist derzeit noch nicht im Detail bekannt. Es gibt erhebliche Zweifel, ob ein solches Vorhaben nur mit höheren Energiezuweisungen (mehr Treibstoff) umsetzbar ist. Nach aktuellem Stand betrifft die bevorstehende Neuregelung ohnehin nur ByKolles und SMP. Gleichzeitig arbeitet man im Hintergrund aber weiterhin daran, zusätzliche LMP1-Mannschaften in die Szene zu locken - und zwar auf zwei Wegen.

Einerseits versucht man aktuell in der WEC und der ELMS engagierte Teams für einen Start in der höchsten Klasse zu begeistern. "Wir wollen, dass es in der LMP1 keine Teams mehr gibt, die nur noch das Starterfeld auffüllen", so ACO-Präsident Pierre Fillon. "Jeder soll seine Chance haben. Wir wollen damit Teams anlocken, die derzeit die LMP2-Klasse im Auge haben oder jene, die bereits dort sind und mit dem Schritt in die LMP1 noch zögern. Alle müssen realisieren: Jetzt ist der richtige Moment dafür!"

Ob der Zeitpunkt wirklich passend ist, sei angesichts der bevorstehenden Neuausrichtung der LMP1-Klasse ab 2020 mal dahingestellt. Auch ACO und FIA richten ihre Blicke bereits auf die Zukunft unter einem gänzlich veränderten Regelwerk, nachdem man das recht absurde Konstrukt für 2020 ("Plug-in-Hybrid") wieder verworfen hat. Abseits der aktuellen Teams auf der Langstrecke will man andere Hersteller und Teams anlocken. Dies soll bei einem Meeting der FIA geschehen.

Ford, McLaren und Alpine: Das große LMP1-Zögern

Bei der kommenden Sitzung der Herstellerkommission des Automobil-Weltverbandes wollen FIA und ACO die offene Frage in die Runde stellen, ob es denn seitens der verschiedenen Marken ein Interesse an einem LMP1-Programm gibt - und falls ja, unter welchen Voraussetzungen. Unter anderem McLaren und Ford hatten jüngst schon bekundet, dass sie sich ein solches Engagement unter gewissen Bedingungen vorstellen könnten. Die beiden Hersteller wollen auf Basis des DPi-Reglements kommen.

"Auch wir haben vorgeschlagen, dass man alles auf die Basis der DPi aufsetzen sollte, aber wir wurden nicht gehört", klagt Alpine-Vizechef Bernard Olivier sein Leid gegenüber 'endurance-info.com'. "Wir müssen uns das alles ganz genau anschauen, bevor wir entscheiden." Alpine möchte den Sprung in die LMP1-Klasse wagen, wenn ein solches Programm mit überschaubaren Kosten zu stemmen ist. Dies ist bislang äußerst ungewiss. Mehr Informationen erwartet man sich vom Meeting der Technical Working Group (TWG) am 6. Oktober.

"Wir müssen mal abwarten, was das alles für uns bedeutet", gibt sich TMG-Boss Rob Leupen zurückhaltend. Die Zukunft des Toyota-LMP1-Programmes steht derzeit noch in den Sternen. Erst im Oktober soll in Japan entschieden werden. "Man hat gesagt, dass man das Interesse von Herstellern abklopfen möchte. In wenigen Tagen trifft sich die Hersteller-Kommission der FIA. Da soll das passieren. Wenn es Interessenten gibt, dann ist es ganz wichtig, dass auch wir in diesen Gesprächen mit dabei sind", mahnt der Niederländer.


Fotostrecke: Vision 908/4: Langheck-Porsche reloaded

Aus Sicht von Leupen dürfe sich die Geschichte des ursprünglichen LMP1-Reglements für 2020 nicht wiederholen. Bei der Formulierung dieser Regeln hatte man unter anderem Wünsche von Peugeot berücksichtigt und die LMP1-Hersteller wie Toyota und Porsche damit überrascht - nicht im positiven Sinne. "Wir dürfen nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Dafür sind wir zu lange dabei und haben entsprechend viel eingebracht in die Serie", sagt Leupen. "Da erwarte ich, dass wir mit am Tisch sitzen."