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Kolumne: Warum löst ihr das FCY-Problem nicht?

Zu viele WEC-Rennen werden durch Gelbphasen entschieden - Das Problem ist altbekannt - Heiko Stritzke versteht nicht, warum im Winter nicht gehandelt wurde

Titel-Bild zur News: Full-Course-Yellow

Full Course Yellow: Es herrscht Handlungsbedarf, und das seit gestern! Zoom

Liebe Freunde der vierstelligen PS-Zahlen,

großen Grund zur Beschwerde sollte man nach dem WEC-Fest in Spa-Francorchamps eigentlich nicht haben. Ein tolles Rennen mit Spannung bis zum Schluss, erstklassigem Racing vor einer Rekordkulisse und einem Kampf zwischen Toyota und Porsche, der länger offen war als gedacht. Oder etwa doch? Man verzeihe mir, wenn ich jetzt die mieslaunige deutsche Spaßbremse mimen sollte, aber für mich war es eine sportliche Lotterie - und das bei weitem nicht zum ersten Mal in der WEC.

Wir können froh sein, dass der Sieg noch in der Familie geblieben ist. So lautet die Schlagzeile wenigstens noch "Doppelerfolg für Toyota". Richtig aber wäre: "Sieg für den falschen Toyota". Was gibt das bitte für ein Bild einer Meisterschaft ab, wenn der Sieger sich erst einmal erklären muss, warum er nicht der Schnellste war? Sebastien Buemi machte schon in der laufenden Übertragung darauf aufmerksam. Bilder, die eine Meisterschaft, die eine schwierige Phase durchläuft, wahrlich nicht braucht.

Anthony Davidson legte auf der Pressekonferenz nach: "Silverstone war ein verdienter Sieg für uns, heute war es eine andere Geschichte. Wir hatten heute keine Antwort auf den Speed der Nummer 7." Die Unglücksraben zeigten, dass sie in Medientrainings gut aufgepasst haben. "Es ist ein tolles Resultat für das Team", heißt es unisono aus den Mündern von Mike Conway und Kamui Kobayashi (Warum nochmal kritisieren Fans die heutzutage formatlosen Fahrer? *Hüstel*). Die Wahrheit ist: Beide hätten am liebsten gekotzt.


Fotos: WEC in Spa-Francorchamps, Samstag


Das Problem zusammengefasst

Für alle, die das Spa-Rennen nicht gesehen haben, sei die Problematik noch einmal kurz zusammengefasst: Der Toyota #7 führt vom Start weg, verliert aber nach 95 Runden die Führung, weil er einen Boxenstopp unter grün absolviert und genau mit Rausfahren aus der Boxengasse eine Full Course Yellow (FCY) ausgerufen wird. Der Toyota #8 stoppt unter gelb und verliert viel weniger Zeit, weil alle nur 80 km/h fahren. Und kaum zu glauben: 25 Runden später passiert genau dasselbe noch einmal. So macht die #8 insgesamt mindestens eineinhalb Minuten auf das Schwesterfahrzeug gut. Am Ende betrug der Vorsprung marginale zwei Sekunden.

Problem seit Jahren bekannt

Die Full Course Yellow war bei ihrem ersten Einsatz in Fuji 2014 ursprünglich dazu gedacht gewesen, ein faireres Mittel als das Safety-Car zu finden. Abstände werden eingefroren, niemand hat einen Nachteil. Gute Idee, aber zu kurz gedacht. Durch Boxenstopps unter Gelb hat sich der ACO einen erstklassigen Lotteriefaktor erschaffen. Die Rennen werden künstlich durcheinandergeworfen, wie man es sonst nur im US-Rennsport sieht (das Gelbphasen-Konzept der IndyCar-Serie ist genauso für den Allerwertesten).

Nun haben wir das Problem ja nicht erst seit gestern: Wir reden seit spätestens 2015 über diese Problematik. Keiner wird mir erzählen können, die Ereignisse aus Spa seien nicht absehbar gewesen. Liebe Verantwortliche, halten euch die zähen Verhandlungen mit Peugeot dermaßen auf Trab, dass ihr den Blick für das Sportliche ganz verloren habt? Warum ist die FCY-Regelung noch immer so unausgegoren wie zu Beginn des Konzepts? Seit zwei Jahren schaut ihr dem Treiben nun zu, ohne etwas zu unternehmen. Was, wenn eine Weltmeisterschaft durch eine solche FCY entschieden wird? Die Pressemitteilungen würde ich gern sehen.


WEC Spa 2017: Rennhighlights

Einfache Lösung wird nicht umgesetzt

Nun wäre die Lösung simpel wie genial: Wenn eine FCY ausgerufen wird, wird die Boxengasse geschlossen. Wer keinen Sprit mehr hat, darf reinkommen, um ganz kurz nachzufüllen. Da ohnehin alle 80 km/h fahren, ist dies ein Nachteil von ein paar Sekunden, den das betroffene Team in Kauf nehmen müsste. Unter Grün darf dann wieder gestoppt werden. Ist doch ein sportlich wesentlich angenehmeres Konzept als der Status Quo, in dem ein Team fast eine ganze Runde verliert, weil es zweimal Pech hat, oder?

Aber warum ist nichts geschehen? Jeder weiß über die Problematik Bescheid und jeder weiß, wie man sie einfach lösen kann. Ist es etwa einigen ACO-Herren ganz recht, einen Unberechenbarkeits-Faktor im Spiel zu haben? Wenn dem so ist, richtet ihr die Meisterschaft erfolgreich zu Grunde. Die Langstrecken-Weltmeisterschaft hat es sicher nicht nötig, Spannung mittels künstlicher Elemente zu erzeugen.

Lucas di Grassi, Loic Duval, Oliver Jarvis

Audi verlor in der Vergangenheit mehrere Rennen durch Gelbphasen Zoom

Da die Regelmacher bei diesem Thema bisher die Flexibilität eines Stahlgussambosses zeigen, können wir nur hoffen, dass es in diesem Jahr nicht noch einmal zu solch ungünstig gelegenen Gelbphasen kommt. Nur schafft Hoffnung keine Tatsachen. In diesem Sinne, mögen uns derartige Zufallsfaktoren in Le Mans erspart bleiben.

Gerald Dirnbeck

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