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  • 11.08.2017 14:06

  • von Roman Wittemeier

Joest-Teamchef: DPi nach Le Mans "nicht so einfach"

Joest-Rennleiter Ralf Jüttner betrachtet den Abschied der LMP1-Werke aus der WEC mit Sorge: "Wird Peugeot wirklich kommen? Ich bezweifle es"

(Motorsport-Total.com) - Nach der Ankündigung von Porsche, das LMP1-Programm in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zum Ende dieses Jahres zu stoppen, geht die Szene in eine ungewisse Zukunft. Als Herstellerteam wird 2018 einzig Toyota in der Topkategorie fahren, sollten sich die Japaner unter den veränderten Voraussetzungen überhaupt für eine Fortsetzung des Engagements aussprechen. Das Buhlen um Neueinsteiger wie beispielsweise Peugeot war bislang nicht von Erfolg gekrönt.

Titel-Bild zur News: Ralf Jüttner

Joest-Teamdirektor Ralf Jüttner glaubt nicht an einen privaten LMP1-Boom Zoom

"Werden ACO und FIA jetzt alles daran setzen, Toyota zu halten? Werden sie bleiben? Und was passiert denn dann? Kommt Peugeot wirklich? Ich bezweifle es", drückt Joest-Rennleiter Ralf Jüttner seine Sorge um die Zukunft der LMP1-Klasse im Interview mit 'sportscar365.com' aus. "Wenn Toyota sich zum Abschied entscheidet, dann haben wir eine ganz neue Situation. Dann müssen FIA und ACO mit etwas Neuem kommen - und zwar sehr schnell. Das wird nicht einfach."

Jüttner, dessen Joest-Mannschaft ab 2018 die DPi-Geschicke von Mazda in der nordamerikanischen IMSA-Serie in die Hand nehmen wird, sieht keine schnellen Lösungen für die WEC und Le Mans. "Die DPi könnten die Lösung sein, sogar eine schnell verfügbare. Aber es ist nicht so einfach wie es zu Beginn scheinen mag", mahnt der erfahrene Einsatzleiter, der sich im Zuge des Audi-Ausstiegs Ende 2016 aus der WEC hatte verabschieden müssen.

"Man kann kann jetzt nicht einfach sagen, dass 2018 ach so viele private LMP1-Autos kommen. Manche Leute träumen von acht Fahrzeugen. Ich wäre überrascht, wenn es am Ende tatsächlich überhaupt drei oder vier sind. Dann die DPi-Autos zu nehmen und sie gegen die privaten LMP1 fahren zu lassen, ist nicht so leicht", so Jüttner. "Man müsste diese Autos schneller machen als die LMP2 - und man weiß, wie schnell diese schon sind."

"Wenn man die DPi-Autos in Le Mans vier bis fünf Sekunden schneller haben möchte als die LMP2, dann stößt man ganz schnell an Grenzen. Motoren und andere Dinge werden kaputt gehen", erklärt der 60-jährige Joest-Teamdirektor. "Es ist knifflig. Ich bin froh, dass ich nicht in der Haut der Regelmacher stecke." Jüttner ist bis heute ein Fan der großen Herausforderung LMP1-Hybrid. Auf der anderen Seite kritisiert er: "Vielleicht haben die Verantwortlichen zu lange die Augen verschlossen."


Fotostrecke: Der Audi R18 (2016) im Detail

"Es lief alles ganz gut. Man hat mit der EoT einen guten Job gemacht, es gab tolle Kämpfe zwischen Diesel und Benzinern - alles fein. Aber man hat die Kosten komplett unterschätzt", so der Techniker. "Es war klar, dass etwas passieren muss. Mit dem Ausstieg von Audi und Porsche hat man das jetzt auf die harte Tour erfahren müssen. Zudem ist Le Mans innerhalb der WEC zu stark. Wer Le Mans gewinnt, ist auch fast schon Weltmeister. Da ist die IMSA besser aufgestellt. Man hat dort mit Daytona, Sebring, Petit Le Mans, Watkins Glen und anderen Rennen einfach mehr Highlights im Kalender."