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  • 20.10.2016 10:25

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Audi: Entscheidung über LMP1-Ausstieg noch offen

Wolfgang Ullrich will einen WEC-Ausstieg von Audi nicht bestätigen und verweist auf laufende Projekte - Toyota-Technikchef lacht über angeblichen Ausstieg

(Motorsport-Total.com) - Das sportlich hochwertige WEC-Wochenende auf dem Fuji Speedway wurde durch Medienberichte überschattet, nach denen Audi nach der Saison 2017 sich aus der LMP1-Kategorie zurückziehen könnte. Auch nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' wird der Volkswagen-Vorstand das Piech-Relikt der zwei Marken in Le Mans angesichts der aktuellen Krise nicht länger dulden. Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich dementiert derweil, dass eine Ausstiegsentscheidung bereits gefallen sei.

Titel-Bild zur News: Oliver Jarvis

Die endgültige Entscheidung um einen Audi-Ausstieg ist noch nicht gefallen Zoom

"Das Vorstandsmeeting, in dem normalerweise über die Motorsportprogramme entschieden wird, hat noch nicht stattgefunden", sagt der 67-Jährige. "Daher ist noch nichts entschieden worden, das wird noch kommen. Ich bin ein Optimist und freue mich auf die Zukunft. Wir gehen den normalen Weg, wie wir es mit unserem Programm immer tun." Audi betont immer wieder, dass die Engagements stets nur um ein Jahr verlängert werden - bei einer Vorstandssitzung im Herbst. Ein Ausstieg kann damit noch gar nicht beschlossen sein.

"Wir haben so viele Presseberichte über die vergangenen Jahre hinweg gesehen und das Gute ist, dass sich die negativen nie bewahrheitet haben", sagt Ullrich weiter. In der Tat war Audi jahrelang immer wieder von diversen Publikationen in die Formel 1 geschrieben worden, doch das LMP1-Engagement überlebte sämtliche Ausstiegs-Behauptungen. Auch LMP1-Chef Stefan Dreyer bezieht sich darauf und sagt gegenüber 'Sportscar365': "Das ist nichts Neues, es geht doch jedes Jahr so."

Arbeiten an 2018er-Boliden gehen weiter

Diesmal liegt der Fall jedoch anders: Die Formel 1 ist mitnichten ein Thema, das jetzige Szenario ist dem Abgasskandal geschuldet - einem Druckmittel der USA in den TTIP-Verhandlungen. Und mit der Formel E gibt es einen Gegenspieler, der für die WEC noch gefährlicher als die Formel 1 werden könnte. Die Budgets betragen nur einen Bruchteil der LMP1-Kosten. Für einen Konzern, der in der Krise steckt, wäre so weiter die Forschung an Elektroantrieben möglich, ohne einen dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr ausgeben zu müssen. Deshalb gibt auch Dreyer zu: "Klar ist die Situation schwieriger als in der Vergangenheit, wir müssen abwarten."

Wolfgang Ullrich

Ullrich musste sich nicht zum ersten Mal zu einem möglichen Ausstieg äußern Zoom

Bis dahin gingen auch die Arbeiten am 2018er-Auto weiter mit Volldampf voran, versichert Dreyer. Wenn die Evolution der LMP1-Regularien greift, wird nicht nur ein neues Monocoque, sondern auch ein weiteres Hybridsystem fällig. Schwieriges Terrain für den konzeptionell bedingt schwereren Dieselmotor. Daher macht Audi hinter den Kulissen Druck. Nicht gerade das Verhalten eines Akteurs direkt vor dem Ausstieg, findet Toyota-Technikchef Pascal Vasselon, der gegenüber 'Daily Sportscar' grinst: "Wenn ich sehe, wie verbissen Audi bei den 2018er-Regularien kämpft, würde ich sagen, dass sie 2018 hier sind."

Der Dieselmotor gilt in der Autobranche als Auslaufmodell. Zu schwer, zu dreckig - trotz aller Verbesserungen in jüngster Zeit. Bereits früher in dieser Saison sagte Ullrich zu 'Motorsport-Total.com': "Aktuell ist diesbezüglich nichts für uns relevant." In Japan äußerte er sich erneut pro Selbstzünder: "Wir glauben, dass der Diesel weiterhin einer der effizientesten Verbrennungsmotoren ist, den man bekommen kann. Und sie können sauber sein, es ist nur eine Frage der Entwicklung. Und solange Effizienz als Schlüsselfaktor für Emissionen gilt, denken wir, dass der Diesel im Motorsport eine gute Lösung ist."


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Vasselon glaubt, dass die Ausstiegsgerüchte Audi sogar in die Karten spielen würden. "Es könnte doch eine schöne Strategie eines Herstellers sein, jeden glauben zu lassen, dass man aussteigen könnte. Dann hat man in Verhandlungen eine stärkere Position..."