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  • 23.09.2016 17:33

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Sorgenfalten bei Porsche: Audi in Austin erstmals schneller

Porsche mag elf der letzten zwölf Rennen in der WEC gewonnen haben, trotzdem gibt es leichte Sorgenfalten in Weissach - WM-Titel muss abgesichert werden

(Motorsport-Total.com) - Nach wie vor ist Porsche in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) das Maß der Dinge in der LMP1. Elf der vergangenen zwölf Rennen gingen an die Marke aus Stuttgart, lediglich in Spa-Francorchamps musste das Porsche Team Audi den Vortritt lassen. Trotzdem ist die Stimmung bei Porsche nach dem Lone Star Le Mans in Austin ein wenig getrübt: Audi hatte das schnellere Auto. Die Frage ist nun: War das lediglich der Hitze geschuldet, oder haben die Ingolstädter tatsächlich etwas gefunden?

Titel-Bild zur News: Romain Dumas, Neel Jani, Marc Lieb

Muss Porsche audi den Rest der Saison vor sich her jagen? Zoom

'Motorsport-Total.com' sprach in Austin exklusiv mit Marc Lieb, Fritz Enzinger und Neel Jani über die Situation. Noch immer überwiegt die Freude, doch Lieb warnt bereits: "Es war schon in den vergangenen zwei Rennen sehr eng, aber ich glaube - das ist mein persönlicher Eindruck - dass wir zum ersten Mal einen Schritt zurück sind. Es sieht so aus, dass die Audis einen Tick schneller sind als wir. Speziell bei höheren Temperaturen haben sie einen Vorteil. Wenn es tagsüber heiß ist, liegen wir ein bisschen zurück." Austin ist traditionell eine Strecke, auf der Audi stark ist. Trotzdem war die Performance der R18 eine Warnung.

Porsche-LMP1-Leiter Enzinger weiß ebenfalls, dass er sein Team auf dem Boden halten muss. "Wir bekommen es jetzt irgendwie seit zwei Jahren serviert", so sein Kommentar zum fünften Saisonsieg aus sechs Rennen. Trotzdem ist bei Porsche für die drei Asien-Rennen weiter harte Arbeit angesagt. "Wir haben sogenannte Info-Veranstaltungen, bei denen alle Leute zusammenkommen", erklärt er. "Alsodass diejenigen, die in Weissach stationiert sind, alle neuesten Information (Erkenntnisse von der Strecke vom letzten Rennwochenende; Anm. d. Red.) erhalten. Das dauert nicht länger als eine Stunde. Es ist ein gemeinsames Frühstück, dann geht jeder wieder seiner Arbeit nach."

Auf dem Fuji Speedway erwarten die Teilnehmer weniger warme Bedingungen. Doch eine lange Gerade wiederum spielt Audi in die Hände. "Der Audi ist auf den Geraden stärker und wir in Kurven. Wir haben da mehr Abtrieb, der Audi mehr Dampf am Ende der Geraden, wenn der Hybrid-Boost weg ist", weiß Lieb. Auch in Schanghai lauert eine lange Gerade, aber auch mehr schnelle Kurven, in denen Porsche den überlegenen Abtrieb ausspielen kann.

In der WM-Wertung genießen derzeit Lieb, Romain Dumas und Neel Jani noch einen Vorsprung von 37,5 Punkten in der WM-Wertung. Nach drei ziemlich verkorksten Rennen profitieren sie vor allem davon, dass die Konkurrenz immer wieder über ihre eigenen Füße stolpert, wie Audi zuletzt mit der offenen Tür in Austin. Die Unbekannte im WM-Kampf ist Toyota, die speziell beim Heimrennen in Japan alles daran setzen werden, erstmals seit fast zwei Jahren wieder zu gewinnen. Neel Jani will aber endlich wieder selbst das Zepter in die Hand nehmen.


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Er hat bereits eine Taktik für die letzten drei Rennen. Zwar sind 37,5 Punkte Vorsprung auf den Audi #8 noch ein sicheres Polster, doch ein Rennen bereitet dem Schweizer Sorgen: "Bahrain könnte unser größtes Problem werden. Wir dürfen dort nicht mehr unter Druck stehen." Das bedeutet also zwei Rennen Zeit, um die WM-Wertung vorzuentscheiden. Dazu müsste die #2 den Vorsprung nur halten. "Wenn wir mit mehr als 25 Punkten Vorsprung nach Bahrain gehen, ist die Sache gegessen", weiß Jani. Audi wird jedoch alles daran setzen, eine Entscheidung in der Wüste zu erzwingen.