• 12.09.2016 11:54

Durch die Hitze der Nacht: Porsche ist heiß auf Texas

Porsche rechnet beim WEC-Rennen 2016 in Austin nicht mit einem leichten Spiel wie im Vorjahr: Konkurrenz rückt näher, Hitze und Zeitplan nagen an Kräften

(Motorsport-Total.com) - Nur 14 Tage nach dem Sieg für den Porsche 919 Hybrid in Mexiko-Stadt startet die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Austin. Dort steht am Samstag auf dem Circuit of The Americas (CoTA) der sechste von neun WM-Läufen an - für Porsche die nächste Runde in der Mission Titelverteidigung. Das anspruchsvolle Kurvenband gilt als der gelungenste der modernen Formel-1-Kurse. Es werden relativ hohe Außentemperaturen um 30 Grad Celsius erwartet. Heftige Regenfälle sind jederzeit möglich.

Titel-Bild zur News: Timo Bernhard, Mark Webber, Brendon Hartley

Wollen in Texas einen weiteren WEC-Sieg: Webber, Bernhard und Hartley Zoom

Die Startzeit sorgt für weitere Herausforderungen: Das 6-Stunden-Rennen beginnt erst um 17:00 Uhr Ortszeit (24:00 Uhr MESZ) - um 19:32 Uhr geht bereits die Sonne unter. Titelverteidiger Porsche kommt als Führender in der Hersteller-Weltmeisterschaft nach Texas. In der laufenden Saison, dem dritten Einsatzjahr des innovativen Porsche 919 Hybrid, erzielte das Team bislang vier Siege: Silverstone, Le Mans, Nürburgring und Mexiko-Stadt.

Porsche hat in fünf Rennen 201 WM-Punkte gesammelt, Audi 158 und Toyota 112. In der Fahrerweltmeisterschaft haben die diesjährigen Le-Mans-Sieger Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb ihren Vorsprung auf 41 Zähler gegenüber dem bestplatzierten Toyota-Trio ausgebaut. Mit 74,5 Punkten folgt die erste Audi-Crew auf Position drei. Das zweite Porsche-Werksfahrer-Trio - Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber - hat sich mit zwei Siegen in Folge auf den fünften Tabellenplatz verbessert. Die amtierenden Weltmeister haben derzeit 53,5 Punkte auf dem Konto.

"Die WM ist in diesem Jahr extrem hart umkämpft und bei noch vier ausstehenden Läufen völlig offen", sagt Fritz Enzinger, Leiter LMP1. "Die WEC-Langstreckenrennen sind bis zu den letzten Minuten Wettkampf auf allerhöchstem Niveau - sportlich und technisch. In Mexiko lagen im Qualifying vier LMP1 innerhalb von rund drei Zehntelsekunden, und nach dem Rennen standen Fahrer von allen drei engagierten Werken auf dem Podium. Wir werden gejagt und dürfen nicht nachlassen in der Verteidigung beider Weltmeistertitel."


WEC Mexiko 2016: Die Highlights

Die besten Szenen aus dem 6-Stunden-Rennen der WEC 2016 in Mexiko Weitere Langstrecke-Videos

Teamchef Andreas Seidl erklärt: "Im Vorjahr haben unsere Porsche 919 Hybrid in Austin dominiert, damit ist diesmal nicht zu rechnen. Dennoch glauben wir, dass die vielen schnellen Kurven auf dem CoTA unserem 919 gut liegen sollten. Bedingt durch den Zeitplan mit späten Trainings und einem Rennen bis 23:00 Uhr sowie der meist großen Hitze, ist Austin für die Fahrer und das gesamte Team immer besonders fordernd."

Fahrerstimmen vor dem Rennen

Timo Bernhard: "Der CoTA ist einer der schönsten modernen Kurse, weil er eine tolle Mischung bietet. Gerade der erste Sektor ist interessant. Nach der steil ansteigenden Gerade ist die erste Linkskurve blind, dann folgen fließende S-Kurven. Wenn man dort einen Fehler macht, schleppt man ihn lange mit, im ersten Sektor hängen alle Kurven irgendwie zusammen. Im Mittelsektor gibt es gute Möglichkeiten, jemanden auszubremsen, und der letzte Sektor ist sehr eng. Da muss man das Auto unbedingt richtig positionieren. Ich freue mich immer sehr auf Rennen in den USA. Ich bin ja einige Jahre für Porsche dort gefahren und hatte viele Erfolge in der ALMS. In den USA herrscht eine sehr schöne Sportwagenkultur."

Brendon Hartley: "Austin ist eine tolle Stadt, auf die wir uns alle freuen, und der CoTA ist mein Favorit unter den modernen Formel-1-Rennstrecken. Da ist von allem etwas geboten. Im vergangenen Jahr waren wir mit den Porsche 919 Hybrid in Texas sehr überlegen und haben gewonnen, daran denken wir natürlich besonders gerne zurück. Nach dem Rennen in Mexico City habe ich mich mit meinem Bruder und einem Freund in der Gegend von San Francisco getroffen. Nach ein paar Tagen als Tourist konzentriere ich mich dann wieder ganz auf unser Ziel: Wir wollen weitere Rennen gewinnen."

Mark Webber: "Ich fahre super gerne Rennen in den USA und war auch schon mit der Formel 1 in Austin. Ein Formel-1-Rennwagen ist im ersten Sektor noch etwas agiler, aber der größte Unterschied ist, dass man bei einem Grand Prix nicht andauernd mit Überrundungen zu tun hat. Die Strecke ist anspruchsvoll und absolut perfekt für unsere Prototypen. Anders als zuletzt auf dem Kurs in Mexiko-Stadt können die 919 auf dem CoTA ihren Speed richtig entfalten. Außerdem liebe ich es, in die Nacht zu fahren. Unsere Autos können das, und das ist etwas Le-Mans-Feeling. Vermutlich werden wir 2016 nicht so dominant sein wie 2015, aber wir wollen unseren Vorjahressieg trotzdem wiederholen. Der CoTA ist in vielerlei Hinsicht auch ein harter Job. Die Temperaturen sind in der Regel extrem hoch, und das Wetter kann sehr unbeständig sein."

Romain Dumas: "Der CoTA ist eine tolle Rennstrecke mit einer super Atmosphäre und einem schönen Mix aus sehr schnellen Kurven, langen Geraden und engeren Ecken - für unsere Le-Mans-Prototypen wie geschaffen. Nachdem wir dort in den vergangenen beiden Jahren stark waren, hoffe ich, dass dies auch in dieser Saison so sein wird. Das Wetter kann unberechenbar sein. Vor zwei Jahren hat es im Rennen wie aus Eimern gegossen. Bleibt es trocken, müssen wir die Reifenabnutzung im Blick behalten."


Fotos: WEC in Mexiko-Stadt


Neel Jani: "In Texas kommen wir wieder herunter auf Meereshöhe und werden mehr Luft zum Atmen haben. Die größte Herausforderung aber stellt die Hitze dar, im Moment sieht es nach 30 Grad Celsius und mehr aus. Im Gegensatz zu Mexiko ist die Strecke sehr schnell und fließend, das gefällt mir immer gut. Im vergangenen Jahr waren wir als Team sehr stark in Austin. Aber wir haben jetzt auch gesehen, dass die Konkurrenzsituation immer enger wird."

Marc Lieb: "Mit den schnellen Kurven vor allem im ersten, aber auch im letzten Sektor ist Austin eine echte High-Downforce-Strecke - das sollte ganz gut zu unserem Auto passen. Die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit dort sind immer extrem, das macht es für uns Fahrer schwer. Der 919 Hybrid funktionierte in den vergangenen Jahren in Texas stets gut. 2015 hat uns aber ein Elektrikproblem kurz vor Schluss den Sieg und letztlich die Chance im Titelkampf um die Fahrer-WM gekostet. 2014 hatten wir auf dem CoTA ebenfalls ein technisches Problem. Mit Austin haben wir also noch eine Rechnung offen - dieses Mal wollen wir aufs Podium."