• 29.08.2016 17:11

  • von Roman Wittemeier

WEC-Debüt in Mexiko: Turbo-Hybrid schnuppert Höhenluft

Erster Auftritt der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Mexiko: Wer kommt mit der Höhenlage am besten zurecht? - Wetterkapriolen nicht ausgeschlossen

(Motorsport-Total.com) - Mit dem 6-Stunden-Rennen in Mexiko-Stadt betritt die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) am kommenden Wochenende Neuland. Das neue Rennen im WEC-Kalender 2016 bringt viel sportliche Spannung und hohe Erwartungen an die mexikanische Fankulisse mit sich. Die Hersteller und Teams treten eine Reise ins Ungewisse an. Vor allem die Höhenlage des Autodromo Hermanos Rodriguez (2.230 Meter) stellt die Techniker vor enorme Aufgaben.

Titel-Bild zur News: Audi Porsche Toyota LMP1 WEC

Die Fans freuen sich auf einen erneuten Dreikampf der LMP1-Hersteller Zoom

"Die Höhe wird eine große Herausforderung für den Motor, die Kühlung, das Abtriebsniveau und für uns Fahrer. Niemand hat bislang einen LMP1 auf 2.000 Meter über dem Meeresspiegel gefahren", sagt Porsche-Pilot Romain Dumas, der gemeinsam mit Neel Jani und Marc Lieb (Startnummer 2) als WM-Führender nach Mexiko kommt. Porsche will die Spitze auch in der Herstellerwertung verteidigen. Die Vorbereitungen auf die Fahrten im bislang unbekannten Autodromo waren intensiv.

"Die Formel-1-Onboard-Aufnahmen im Internet passen bezüglich Einlenkpunkten und Linienwahl sehr gut für unseren Prototyp, und wir haben in Weissach auch einen top Simulator", erklärt Marc Lieb. Markenkollege Timo Bernhard, der sich seinen Porsche #1 mit Mark Webber und Brendon Hartley teilt, ergänzt: "Man muss schnell lernen, denn die Trainings teilen wir uns zu dritt. Sich erst im Rennen ans Limit heranzutasten, ist bei dieser Leistungsdichte keine Option."

Wer hält seine Aggregate ausreichend kühl?

Die amtierenden Weltmeister und Le-Mans-Sieger rechnen im 6-Stunden-Rennen am Samstag (Start 20:30 Uhr MESZ) mit harter Gegenwehr von Audi und Toyota. Vor allem die Ingolstädter wollen nach einigem Pech beim vergangenen Lauf am Nürburgring wieder einen Angriff auf den Sieg starten. Der Audi R18 mit seinem Dieselaggregat wird stets am oberen Limit des erlaubten Ladedrucks betrieben, man hat im Vergleich zur Konkurrenz eigentlich weniger Spielraum für eine Erhöhung des Drucks.

Das V6-TDI-Aggregat im R18 wird von einem VTG-Lader mit Luft versorgt. Dieser durfte die Ansaugluft bislang um das Vierfache verdichten, für Mexiko gesteht das Reglement nun den fünffachen Wert zu. Der höhenbedingte Leistungsverlust kann damit weitgehend ausgeglichen werden. "Allerdings steigt bei der höheren Vorverdichtung auch die Ladelufttemperatur, deshalb fahren wir mit einer angepassten Kühlung", sagt Audi-Motorenchef Ulrich Baretzky.

Mehr Kühlung ist bei allen Fahrzeugen der WEC in Mexiko gefragt. Alle Hersteller und Teams in allen Klassen haben entsprechende Anpassungen im Gepäck. Die dünne Luft in 2.230 Metern Höhe hat gleichzeitig auch Auswirkungen auf die Aerodynamik. "Auch wenn wir unsere Variante mit extra hohem Abtrieb an den Start bringen, so erwarten wir wegen der dünnen Luft doch recht hohe Endgeschwindigkeiten", erklärt Toyota-Teampräsident Toshio Sato die Konsequenzen.

Welcher der drei LMP1-Hersteller in Mexiko als Favorit an den Start geht, ist noch völlig offen. Die Faktoren Motorleistung, Kühlung und Abtrieb sind vor dem ersten Test auf der 4.304 Meter langen Bahn kaum einzuschätzen. Das Layout könnte jedoch Toyota entgegenkommen. Mexiko hat sich in der Formel 1 als zweitschnellstes Rennen nach Monza entwickelt. Und auf Topspeed-Kursen ist der TS050 stark, wie beim dramatischen Rennen im Juni in Le Mans deutlich zu sehen war.

Teams und Fahrer: Mehr Mexikaner, weniger Rebellions am Start

In der LMP1-Klasse wird ab dem kommenden Rennen in Mexiko ein prominent besetztes Fahrzeug fehlen. Der Rebellion #12, den unter anderem Nick Heidfeld und Nicolas Prost steuerten, ist nicht mehr auf der Nennliste für die weitere WEC-Weltreise 2016. Das Schwesterauto von Dominik Kraihamer, Matheo Tuscher und Alexandre Imperatori ist somit der einzige Konkurrent für den CLM P1/01 von ByKolles (Kaffer/Webb/Trummer) bei den privaten LMP1-Mannschaften.

Auch in der LMP2-Klasse ist ein bislang recht prominent besetztes Auto nicht am Start. Manor bringt die Startnummer 44 mit Rao/Bradley/Guerra nach Mexiko, die #45 unter anderem mit Roberto Merhi soll erst in Austin wieder in den Wettbewerb treten. Im Fokus der kleinen Prototypenklasse stehen zwei Fahrzeuge: der RGR-Ligier mit Lokalmatador und Rennpromoter Ricardo Gonzalez und der Gibson #41 von Greaves, in dem die beiden Mexikaner Luis Diaz und Roberto Gonzalez gemeinsam mit Bruno Junqueira agieren werden.

WEC GTE

Das GTE-Feld wird wohl auch in Mexiko-Stadt eine gute Show bieten Zoom

Für den Wettkampf in der GTE-Pro-Klasse, in der die Hersteller Aston Martin, Ferrari, Ford und Porsche antreten, gilt das gleiche wie in der LMP1-Kategorie: abwarten, wer mit der Höhenluft am besten über die Runden kommt. Ford will die Führung in der Meisterschaft verteidigen. Man testete ausgiebig mit zwei Autos im britischen Snetterton, wobei die beiden Piloten Andy Priaulx und Harry Tincknell die wichtige Arbeit am Ford-GT-Steuer verrichteten.

Wetter in Mexiko: An jedem Spätnachmittag kommen Gewitter

"Zwischen dem Rennen auf dem Nürburgring und dem Verladen der Autos für den Flug nach Mexiko haben wir ein erfolgreiches Testprogramm abgespult", erklärt Ford-Teamchef George Howard-Chapell. "Für uns ist die Strecke in Mexiko-Stadt komplettes Neuland, aber wir sind bereit. Natürlich stellt dieser Lauf in unserer WEC-Premieren-Saison eine besondere Herausforderung dar, denn für das erste Rennen außerhalb Europas mussten wir zum ersten Mal das gesamte Equipment, immerhin fast 20 Tonnen, verpacken und per Luftfracht über den Atlantik transportieren."

"Wir wollen gewinnen", lautete die klare Ansage des Berliners Stefan Mücke, der sich seinen Ford GT #66 mit Olivier Pla teilt. In der Theorie sollten Ferrari und Ford mit ihren Turbomotoren vor allem in der Höhenluft von Mexiko im Vorteil sein. "Die Turbomotoren dürfen aber nur begrenzten Ladedruck fahren", meint Aston-Martin-Technikchef Dan Sayers. "Daher sollte der Leistungsverlust bei allen in etwa gleich sein. Es ist die Frage, wer noch am meisten Spielraum für zusätzliche Kühlung hat."

Wie viel Kühlung wird am Rennwochenende tatsächlich benötigt? Das hängt von der Entwicklung des Wetters ab. Der am Donnerstag beginnende September gilt als der regenreichste Monat in Mexiko-Stadt. In einem Dossier von Meteo France, das alle WEC-Teams bekommen, heißt es: "Typisch sind örtliche Gewitter am Abend zwischen 17:00 und 20:00 Uhr mit tropischen Regenfällen. Das Risiko solcher Gewitter ist besonders hoch im zweiten Freien Training am Donnerstag und in den letzten Rennstunden am Samstag."


WEC: Die 6 Stunden von Mexiko-Stadt

Die Langstrecken-Weltmeisterschaft stellt sich erstmals der Stadion-Atmosphäre in Mexiko-Stadt Weitere Langstrecke-Videos

Um sich auf die Besonderheiten beim Mexiko-Debüt der WEC einstellen zu können, hat die Serie eine zusätzliche Session angesetzt. Am Donnerstag dürfen die Teams ab 9:00 Uhr Ortszeit für 90 Minuten testen. Die dabei verwendeten Reifen fallen nicht in das begrenzte Kontingent für das Rennwochenende. Es folgen am selben Tag zwei Freie Trainings, am Freitag das Abschlusstraining sowie das Qualifying und am Samstag das Rennen über sechs Stunden.

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