Zweikampf Lotterer-Jani: "Es war absolut am härtesten Limit"

(Motorsport-Total.com) - Es war das Highlight des vierten Saisonrennens der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf dem Nürburgring: Der packende Zweikampf zwischen Andre Lotterer (Audi #7) und Neel Jani (Porsche #2) im letzten Renndrittel. Rundlang kämpften beide Piloten um Platz vier und gingen dabei nicht zimperlich miteinander um. Nach mehreren harten Manövern kam es zu Berührungen der beiden Autos, die aber nicht zu bösem Blut zwischen den Fahrern führten.

© Audi AG

Andre Lotterer und Neel Jani kämpften hart um Platz drei Zoom

"Es war absolut am härtesten Limit, was wir uns beide gegeben habe", meint Jani nach Rennende im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' - und kann sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Auch Rivale Lotterer meint süffisant: "Ich habe gemerkt, dass er sehr aggressiv unterwegs ist, und da habe ich mich halt angepasst."

Und so entwickelte sich ein Duell, bei dem es hart, aber fair zuging. Und bei dem Lotterer letztendlich die Oberhand behielt: "Ich hatte vom Speed her einen Vorteil, daher wäre es traurig gewesen, wenn ich nicht vorbeigekommen wäre."

Audi hat Porsche beim Boost überflügelt

Dieser Einschätzung will sich Jani nur zum Teil anschließen. "Wir waren schon schneller, haben aber keinen Dampf gehabt", meint der Schweizer. Beim Hybrid-Boost habe Audi mit dem aktuellen R18 die einstigen Platzhirschen von Porsche überflügelt. "Früher war es umgekehrt, da haben wir die auf der Geraden abgehängt, aber jetzt geben die es uns auf der Geraden. Da kommen wir nicht vorbei", sagt Jani.

Das ist umso erstaunlicher, da Audi 2016 zwar in die 6-Megajoule-Klasse aufgestiegen ist, damit aber immer noch weniger Hybrid-Energie zur Verfügung hat als Porsche, die in der 8-MJ-Klasse fahren. Doch offenbar setzt Audi die Zusatzenergie effizienter ein, denn trotz eines höheren Kurventempos tat sich Jani schwer.

"Ich habe alles an Boost aufgespart, was ich konnte, aber ich bin nicht vorbei gekommen", so der Schweizer. Für Lotterer machen gerade die unterschiedlichen Boost-Strategien den besonderen Reiz der Rennen in der LMP1-Werksklasse aus. "Wie setzt man seinen Joker ein? Wir können ja an manchen Stellen mehr boosten oder das Segeln abbrechen. Das ist interessant zu sehen, für das Racing ist es bestimmt cool", meint der Deutsche.

Jani kritisiert Duvals Fahrstil

Außerdem könne man sich im direkten Zweikampf auf die Professionalität des Gegners verlassen. "In der LMP1-Hybridklasse sind alle Fahrer auf einem sehr hohen Niveau. Wir können uns drauf verlassen, dass wir uns nicht gegenseitig in die Karre fahren", sagt Lotterer. "Das genießen wir alle. Wir wissen, dass wir miteinander kämpfen können und wissen, wie wir uns zu positionieren haben."

Wobei das nicht in jedem Fall gilt, denn den Zweikampf gegen Lotterers Teamkollegen Loic Duval im Schwesterfahrzeug fand Jani grenzwertig. "Duval hat schon sehr hart verteidigt. Er hat auch teilweise mehr als einmal die Linie gewechselt", sagt der Schweizer. Auch über eine sogenannte "Divebomb" des Franzosen war er unglücklich.

"Er hat das gleiche gemacht wie der Rosberg mit dem Hamilton, nur er hat es professionell gemacht", erinnerte Jani diese Aktion an den Zweikampf der beiden Mercedes-Piloten in der Schlussrunde des Formel-1-Rennens in Spielberg. "Er ist einfach geradeaus gefahren, als wenn das Auto blockieren würde."