• 27.07.2016 09:52

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Marc Lieb: War in Le Mans auf dem Höhepunkt

Wenn es einmal läuft: Warum die 24 Stunden von Le Mans 2016 für Marc Lieb perfekt liefen und was ein Tennisspieler mit einem Rennfahrer gemein hat

(Motorsport-Total.com) - "Wenn es einmal läuft..." pflegt ein altes Sprichwort zu sagen. Genau unter diesem Motto standen die 24 Stunden von Le Mans 2016 für Marc Lieb. Der Porsche-Werksfahrer, der zusammen mit Romain Dumas und Neel Jani das legendäre Rennen gewinnen konnte, erlebte so etwas wie das perfekte Rennen auf dem Circuit de la Sarthe. Das Hochgefühl ist auch einen Monat später noch nicht abgeklungen. "Ich stehe noch immer mit einem guten Gefühl auf", sagt der 36-Jährige gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Neel Jani, Marc Lieb

Diesen Moment wird Marc Lieb nie vergessen: Le-Mans-Sieg 2016 Zoom

Lieb war mit dem 919 Hybrid anno 2016 nicht immer verheiratet; vor den 24 Stunden von Le Mans entschloss sich Porsche sogar, ein neues Chassis für die Fahrer mit der Startnummer 2 bereit zu stellen, weil sie zu Beginn der Saison unerklärliche Schwankungen in der Performance hatten (siehe auch hier). Und wie von Geisterhand funktionierte plötzlich alles: Vor allem Lieb kam mit dem Fahrzeug hervorragend zurecht und hatte mit einem bärenstarken Vierfachstint am Sonntagvormittag großen Anteil am 18. Porsche-Sieg in Le Mans.

"Ich würde schon sagen, dass ich jetzt in Le Mans auf dem Höhepunkt gewesen bin", sagt der Stuttgarter. Er hatte schon zuvor drei GT-Klassensiege in Le Mans verbuchen konnte, aber mit dem Gesamtsieg bei seinem elften Rennen in Le Mans hat er sein Karrierehighlight gelandet. "Es hat wirklich alles perfekt zusammengepasst und funktioniert. Deshalb bin ich natürlich selber hochzufrieden."

Perfekter Automatismus

Er sei eigentlich kein Freund davon, alles auf der viel zitierten "confidence" aufzubauen, also dem Vertrauen ins Fahrzeug, erzählt Lieb weiter. "Aber wenn man aussteigt und weiß, dass man einen guten Stint gehabt hat und den Abstand vergrößert hat, wenn man vorne liegt, oder verkleinert, wenn man hinten liegt, dann merkt man schon, dass es ein guter Tag ist. Wobei es jetzt nicht so ist, dass man das schon beim Aufstehen merkt."

Genau so etwas hat sich dann auch in Le Mans ereignet: Nach dem ersten Stint wusste Lieb bereits, dass er eine Rakete unter dem Hintern hat. Mehrere weitere Stints standen noch aus. "Es ist wie mit dem Tennisspieler, der ein gutes Turnier spielt und sich bloß erinnern muss, alles wieder genauso zu machen wie vorher", sagt er. "Dann macht man das einfach und es läuft." Am Ende reichte es zum Gesamtsieg nach dem Toyota-Drama.


Fotostrecke: Le Mans 2016: Der Porsche-Sieg in Zahlen

Für Lieb war es der größte Erfolg der Karriere. Umso glücklicher kehrte er nach Hause zurück: "Natürlich war die Resonanz im Umfeld und zu Hause positiv. Auch in der Firma war es schön. Viele Leute haben sich gefreut, das war echt nett." Lediglich die Berichterstattung der Medien über den Triumph abseits der Motorsportmedien ließ in Deutschland zu wünschen übrig. Ob es nicht der Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders sei, über ein Ereignis wie Le Mans angemessen zu berichten? "Da bin ich wahrscheinlich der falsche Ansprechpartner", grinst Lieb diplomatisch.