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  • 08.06.2016 08:23

  • von Roman Wittemeier

Vorschau Le Mans 2016: Audi plötzlich als großer Favorit?

Schnellste Rundenzeit beim Test, bärenstarkes Tempo auf Longrun: Audi setzt sich in Szene - Porsche mit alten Batterien stabil - Toyota gerüstet: "Man lächelt wieder"

(Motorsport-Total.com) - Mit Spannung blicken Fahrer, Teams und Fans auf die 84. Auflage der 24 Stunden von Le Mans. Für das Rennen 2016 ließ sich bislang kaum ein Favorit ausmachen. Allerdings haben die Fahrten beim Vortest einige Signale gebracht. Die grundsätzlichen Erkenntnisse: Toyota ist näher dran, Porsche als Titelverteidiger gut in Schuss und Audi überraschend schnell. Nicht nur die Tagesbestzeit von Lucas di Grassi stellte die Stärke der Ingolstädter dar.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Loic Duval, Oliver Jarvis

Audi präsentierte sich beim Vortest zu den 24 Stunden von Le Mans 2016 bärenstark Zoom

Am Ende des Testtages lagen die sechs Autos der drei Hersteller mit ihren schnellsten Runden innerhalb von 2,3 Sekunden zusammen. Niemand deckte bezüglich des Qualifyingtempos die Karten auf. Da geht noch mehr - bei Audi, Porsche und Toyota. "Wir sind wesentlicher näher dran als 2015. Wir sind bei der Musik. Man lächelt wieder! Unsere Longruns sahen gut aus und wir haben viel mit den Reifen ausprobiert", berichtet TMG-Geschäftsführer Rob Leupen.

"Die Reifen spielen eine große Rolle. Es wird viel diskutiert, welche Mischungen wir wann am besten fahren können. In Le Mans sind die Reifen immer ein Faktor", erklärt der Niederländer. Die Teams haben bezüglich der Michelin-Pneus umfangreiche Versuche gefahren. Niemand verrät allerdings, wann mit neuen und wann mit gebrauchten Gummis gefahren wurde. Das macht einen Vergleich der Longruns schwierig, aber dennoch lässt sich aus den Zeitenlisten etwas ablesen: Audi ist bärenstark.

Sehr starker Longrun von Lucas di Grassi

Am Nachmittag absolvierte Lucas di Grassi einen vollen Stint über 13 Runden und schlug dabei ein hohes Tempo an. Im Durchschnitt umrundete der Brasilianer im R18 mit der Startnummer 8 den 13,6 Kilometer langen Kurs in 3:24.4 Minuten. Im Zuge des Longruns fuhr der Spa-Sieger im fünften Umlauf die Tagesbestzeit, drei Runden später folgte eine weitere Runde in 3:21 Minuten. "Die Fahrer haben uns für das Rennen viele gute Rückmeldungen gegeben", sagt Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich.

"Es geht in diesem Jahr enger zu - und das gilt in Le Mans erst recht", meint Porsche-LMP1-Leiter Fritz Enzinger. Der starke Wettbewerb hat Porsche in diesem Jahr an die Grenzen getrieben. Aus Gründen der Zuverlässigkeit rüstete man auf die Batteriezellen des Vorjahres zurück - ein Kompliment für die Arbeit von Audi und Toyota, die die Weltmeister ans Limit trieben. Teamchef Andreas Seidl ließ seine sechs Fahrer nicht auf Zeitenjagd gehen. Ähnlich wie bei Toyota stand die Arbeit mit den Reifen auf dem Programm.


Fotos: 24h Le Mans Vortest


Bei TMG wird gebaut: Toyota hat noch etwas im Köcher

Das schnelle Tempo über die Distanz zeigten Porsche und Toyota am Sonntag nicht. Brendon Hartley und Romain Dumas fuhren auf ihren bis zu 14 Runden langen Stints im Schnitt im Bereich von 3:27.5 Minuten, Kazuki Nakajima war im TS050 mit der Startnummer 5 kaum langsamer - aber beide Marken meilenweit von Audi entfernt. "Der größte Faktor wird in diesem Jahr ohnehin die Zuverlässigkeit sein. Das gilt für uns wie für den Wettbewerb gleichermaßen", meint Rob Leupen.

Bei TMG in Köln sind die Vorbereitungen auf Le Mans noch immer nicht abgeschlossen. Die Japaner hatten beim Vortest bereits kleine Veränderungen am Auto, weitere dürften noch vor der Technischen Abnahme in der Le-Mans-Innenstadt ab dem kommenden Sonntag folgen. "Wir werden noch ein wenig Entwicklung brauchen. Das werden wir erledigen", erklärt der TMG-Geschäftsführer. Toyota hat noch Neuerungen im Bereich Aerodynamik im Köcher.

Toyota

Der Toyota TS050 Hybrid könnte sich in aerodynamischen Details noch verändern Zoom

"Wir haben ein ganz neues Auto, Audi auch. Das müsste eigentlich Porsche in die Karten spielen", kommt Leupen zurück auf die Zuverlässigkeit. Ein Auto auf Attacke, ein Auto auf Sicherheit? "Wir sind noch nie defensiv gefahren", sagt der TMG-Boss. "Die ersten sechs Stunden in Le Mans können sehr wichtig sein. Aber es ist eigentlich egal, welchen Plan du dir zurechtlegst: Le Mans schreibt immer seine eigene Geschichte. Es ist für uns aber sicherlich kein Nachteil, dass die anderen jetzt auch nur mit zwei Autos da sind."