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  • 15.06.2016 18:22

  • von Sven Haidinger & Roman Wittemeier

Toyota glaubt an Sieg: Porsche-Duell bei Vortest als Beweis

Warum Stephane Sarrazin keinen Zweifel mehr hat, dass Toyota bei der Musik ist und wieso die Kosteneinsparungen bei Porsche und Audi zum Trumpf werden könnten

(Motorsport-Total.com) - Toyotas Le-Mans-Routinier Stephane Sarrazin hat beim Vortest an der Sarthe so richtig Blut geleckt: Der Franzose, der schon drei Mal in Le Mans die Pole holte, aber dem großen Triumph immer noch nachläuft, ist davon überzeugt, dass die Japaner mit neuem Konzept um den Sieg kämpfen werden. "Ich habe beim Vortest nach ganz wenigen Runden gespürt, dass wir endlich wieder dabei sind", sagt er.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson, Kazuki Nakajima, Timo Bernhard, Mark Webber

Toyota sieht sich im Duell gegen Audi und Porsche konkurrenzfähig Zoom

Was ihn überzeugt hat? Ein Aufeinandertreffen mit dem Titelverteidiger auf der Strecke. "Im vergangenen Jahr beim Vortest hörte ich über Funk, dass von hinten Neel Jani im Porsche anrückt. Eine Runde später zischte er an mir vorbei", erzählt er. "In diesem Jahr hatte ich Neel vor mir. Ich kam immer näher und konnte ihn wenig später sogar überholen. Das zeigt, welchen Sprung wir gemacht haben. Spätestens seit dieser Szene bin ich sicher, dass wir mitkämpfen können."

Toyota legt dieses Jahr einen Neustart hin. Das V8-Sauger-Konzept und die Super-Kondensatoren, mit denen man 2014 noch überlegen war, mussten einem 2,4-Liter-V6-Biturbo-Aggregat und Lithium-Ionen-Batterien weichen. "2015 haben wir gelitten, und Porsche hat uns alle gekillt - und nun sind wir zurück im Spiel. Das fühlt sich großartig an", freut sich Sarrazin.

Sarrazin und Conway überzeugt: Rivalen in Griffweite

Doch ist Toyota wirklich so schnell wie Porsche und Audi? "Wir sind vielleicht noch nicht ganz so schnell wie die anderen, aber wir sind sehr nahe dran und haben noch Potenzial", sieht Sarrazin noch etwas Luft nach oben. Teampartner Mike Conway wähnt seine Truppe auf einem "sehr ähnlichen Niveau" wie die Titelverteidiger: "Nur der Audi ist ein bisschen schneller. Vor allem auf dem langen Stint hat es so ausgesehen. Wir haben aber noch nicht alles gezeigt."

Sarrazin wirft ein, dass ohnehin nicht der pure Speed entscheidet, wer Le Mans gewinnt. Das weiß der 41-Jährige aus bitterer Erfahrung: "Ich war schon so oft in Le Mans, hatte das absolut schnellste Auto und war weit vor allen anderen - trotzdem habe ich bisher nie gewonnen."

Wie man eine Wiederholung der Schmach von 2014 ausschließen will

Zumindest hat Toyota vorgesorgt, dass die bittere Schmach aus dem Jahr 2014, als Kazuki Nakajima mit einem Vorsprung von einer Runde in den Morgenstunden liegenblieb, nicht noch einmal passiert. Damals gab es bei einem Stecker einen Wackelkontakt, der schließlich einen Brand auslöste. Ein Sensor verabschiedete sich - Nakajima strandete im Wald.

Alexander Wurz, Stephane Sarrazin, Kazuki Nakajima

Bittere Pille: In der Nacht gingen beim führenden Toyota 2014 die Lichter aus Zoom

Eine erste Warnung hatte es damals schon Stunden vor dem Ausfall gegeben, doch das Problem schien sich auf wundersame Art und Weise selbst zu lösen. Als es dann wieder eine Störung gab, beorderte man Nakajima an die Box, dazu kam es aber nicht mehr. Toyota hat daraus gelernt: "Wir haben unsere Stecker verbessert und besser verlegt", sagt TMG-Chef Rob Leupen.

Strategie im Rennen: Kein Nachteil mehr für Toyota

Und dann gibt es noch einen weiteren Aspekt, der Toyota dieses Jahr zugute kommt: Im Gegensatz zu den Vorjahren tritt nun auch die Konkurrenz durch die Kostensparungen nur noch mit zwei Fahrzeugen an. "Für Toyota ist es positiv, dass Audi und Porsche kein drittes Auto mehr einsetzen, denn nun ist es ausgeglichen", glaubt Audi-Pilot Oliver Jarvis.

Warum das dritte Auto ein entscheidender Faktor sein kann? "Man kann die Strategien nicht mehr splitten oder unterschiedliche Reifenmischungen ausprobieren", erklärt der Brite. "Und wenn ein Auto deutlichen Rückstand hat, dann kann man es nicht mehr als Versuchskaninchen einsetzen." Das kann vor allem eine Rolle spielen, wenn es kurz vor Schluss plötzlich zu regnen anfängt und man Erfahrungswerte benötigt, um die richtige Reifenstrategie zu finden.