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  • 11.05.2016 13:37

  • von Roman Wittemeier

Porsche vor Le Mans: Neues Chassis für die Startnummer 2?

Die erheblichen Performance-Unterschiede der beiden Porsche 919 Hybrid könnten Konsequenzen haben: Neues Auto für Jani, Lieb und Dumas in Le Mans?

(Motorsport-Total.com) - Die Porsche-Piloten Neel Jani, Marc Lieb und Romain Dumas haben den Saisonauftakt 2016 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Silverstone am grünen Tisch gewonnen und ein arg lädiertes Auto beim zweiten Lauf in Spa-Francorchamps auf Rang zwei ins Ziel gebracht. Das Trio im Wagen mit der Startnummer 2 führt die WM an - und dennoch ist man nicht ganz glücklich. Seit dem Saisonstart ist das Auto in Sachen Tempo hinter dem Schwesterfahrzeug von Webber/Bernhard/Hartley (#1) zurück.

Titel-Bild zur News: Neel Jani, Marc Lieb

Neues Chassis für die Crew?: Startnummer 2 sollte bald wieder schneller sein Zoom

"Wir wissen den Grund nicht, haben keine Ahnung, warum das so ist. Wir haben doch nicht auf einmal das Fahren verlernt. Wir sind alle drei keine Nasenbohrer. Wenn wir so regelmäßig auf die Mütze kriegen, dann muss da etwas faul sein", sagt Marc Lieb über den Mangel an Fahrzeug-Performance. "Es muss irgendwo etwas vergraben sein, das wir noch nicht wirklich entdeckt haben." Die Ursachensuche läuft, aber man konnte die Probleme an der Startnummer 2 bislang nicht lokalisieren.

"Es ist schon frustrierend, denn wir haben das Fahren bestimmt nicht verlernt. Man sieht, dass wir in allen Sektoren verlieren. Das war im vergangenen Jahr nie so. Da waren wir jederzeit auf dem gleichen Niveau", erklärt Neel Jani. "Man hinterfragt sich natürlich in solchen Situationen auch als Fahrer. Alles andere wäre unprofessionell. Dies aber führt wiederum zu einer gewissen Verunsicherung. Das ist nicht toll, aber damit muss man leben, wenn man im Motorsport arbeitet."

Neues Chassis könnte schnell Abhilfe schaffen

Die Verunsicherung der Piloten führte zu einer genauen Beobachtung der Rundenzeiten beim zurückliegenden Porsche-Test. Dort teilten sich die Fahrer der beiden Crews gemeinsam ein Testchassis - und die Performance der Piloten war plötzlich wieder auf einem Niveau. Ein klares Zeichen für einen "Wurm" im Chassis #2. Das Auto von Lieb/Jani/Dumas war im Vergleich zum Schwesterauto in Spa-Francorchamps auch bei voll funktionstüchtigem Hybrid um mindestens eine halbe Sekunde pro Runde langsamer.

"Natürlich hilft es dann auch nicht, wenn man ein Training fast ganz verpasst, weil die FIA-Sensoren nicht gehen. Dann sind die anderen immer einen kleinen Schritt voraus. Das spielt mit rein. Es kommen viele Faktoren zusammen", meint Marc Lieb nach dem Rennwochenende in Belgien. "Wir werden in Le Mans und danach wieder konkurrenzfähiger sein. Die Jungs in Weissach werden das regeln - und dann greifen wir wieder voll an."

Und genau das soll möglichst schnell passieren. Ein denkbares Szenario sieht so aus: Porsche baut für den anstehenden Klassiker in Le Mans ohnehin ein Ersatzchassis auf. Dieses wird dann mit der Nummer 2 beklebt und als Einsatzfahrzeug für die aktuellen WM-Leader verwendet. "Wichtig ist, dass wir die Nummer 2 jetzt wieder auf das Niveau der Nummer 1 bringen. Das ist uns ein ganz wichtiges Anliegen", sagt LMP1-Leiter Fritz Enzinger. "Die Fahrer sind frustriert, sie leiden. Sie geben alles und kommen dennoch nicht auf das Level des Autos #1."


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"Wir arbeiten bereits daran, haben auch noch nicht die richtige Idee. Warum ist das Auto langsamer? Und zwar gar nicht so wenig. Das müssen wir ändern, um auch Ruhe im Team zu haben. Es müssen alle die gleichen Chancen haben", sagt Enzinger. "Wenn man es nicht findet, dann hat man nur eine Möglichkeit: neues Monocoque. Dann baut man ein komplett neues Auto auf. Die Teile baut man ohnehin, um ein Ersatzchassis für Le Mans zu haben."