• 08.05.2016 15:07

Blaues Auge für Porsche: Angeschlagen auf Platz zwei

Porsche erreicht Platz zwei im 6-Stunden-Rennen der WEC in Spa-Francorchamps und führt beide WM-Tabellen an: Weltmeister erneut im Pech

(Motorsport-Total.com) - Der zweite Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) war eine harte Probe für das Porsche-Team. Trotz Schwierigkeiten mit dem Hybridsystem brachte das Trio Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb seinen Porsche 919 in Spa-Francorchamps auf Platz zwei ins Ziel und konnte seine Tabellenführung in der Fahrerwertung ausbauen. Das Schwesterauto von Timo Bernhardt, Brendon Hartley und Mark Webber stand nach zwei Reifenschäden über anderthalb der sechs Rennstunden in der Box für Reparaturen und wurde schließlich noch als Fünfter in der LMP1-H-Klasse gewertet.

Titel-Bild zur News: Romain Dumas, Neel Jani, Marc Lieb

Jani/Lieb/Dumas schleppten den defekten Porsche 919 auf Platz zwei ins Ziel Zoom

In der Herstellerwertung hat Porsche (54 Punkte) die WM-Führung vor Toyota (45) und Audi (41) übernommen. Wozu die Porsche 919 in Spa fähig gewesen wären, lässt die schnellste Rennrunde ahnen, die auf das Konto von Brendon Hartley (1.58.431 Minuten) ging. Nach Silverstone ist dies bereits die zweite schnellste Rennrunde für den Porsche-Le-Mans-Prototypen in der aktuellen Saison. In Spa herrschten mit bis zu 50 Grad Asphalttemperatur unerwartete Wetterbedingungen.

Porsche-Stimmen nach dem Rennen

Fritz Enzinger (Leiter LMP1): "Der Auftakt in Silverstone war nicht einfach, aber hier in Spa lief es noch schwieriger, obwohl wir mit beiden Autos aus der ersten Reihe gestartet sind. Dass wir es trotz der frühen technischen Probleme an der Startnummer 2 noch zum zweiten Platz gebracht haben, zeigt einmal mehr, dass man im Langstreckensport niemals aufgeben darf. Bei dem Porsche 919 Hybrid mit der 1 hat das Rennpech mit großer Härte zugeschlagen. Aber im Theater gilt eine schlechte Generalprobe als gutes Omen für die Premiere. Jetzt blicken wir nach Le Mans, drehen jeden Stein um und bereiten uns akribisch auf die 24 Stunden vor. Für den Einsatz meinen herzlichen Dank an die gesamte Mannschaft hier an der Strecke und daheim in Weissach."

Andreas Seidl (Teamchef): "Unseren Glückwunsch an Audi zum hart erkämpften Sieg. Wir haben heute gesehen, dass alle drei Hersteller beim Ausreizen ihrer Technik am Limit operieren. Wir gehen nun erstmals seit Projektbeginn als Tabellenführer in beiden Weltmeisterschaftswertungen - Fahrer und Hersteller - nach Le Mans. Für die Crew unserer Startnummer 1 ist es bitter, aufgrund von massivem Rennpech nach zwei Läufen mit fast leeren Händen dazustehen."

"In Silverstone war es ein Unfall, hier ein Reifenschaden mit Folgen. Die Crew der Nummer 2 hat trotz des frühen Problems mit dem Hybridsystem einen super Job gemacht und einen geradezu sensationellen zweiten Platz nach Hause gefahren. Wir hatten in Spa mit unserem Aerodynamikpaket für geringen Abtrieb wiederum das schnellste Auto. Jetzt gilt es, in Detailarbeit die Haltbarkeit noch weiter zu verbessern und uns auf Le Mans vorzubereiten."

Timo Bernhard: "Wir hätten heute auf jeden Fall das Tempo zum Gewinnen gehabt. Das Duell mit Sébastien hat Spaß gemacht. Unsere Strategie passte, ich denke, ich hätte ihn am Ende geschnappt. Aber im Rennsport ist nun einmal nicht alles kontrollierbar. Ich bin wohl in der letzten Schikane über ein Trümmerteil gefahren, da hatte es zuvor Unfälle gegeben. Mit dem defekten Reifen musste ich noch eine ganze Runde absolvieren, das hat Folgeschäden verursacht - vermutlich auch den Schaden am Vorderachsgetriebe. Aber jetzt heißt es volle Kraft voraus nach Le Mans zum Saisonhöhepunkt."

Brendon Hartley: "Ich hatte eine gute Startphase, das Auto fühlte sich super an. Nach gut zehn Runden ließen die Reifen stark nach - niemand hat hier mit so hohen Asphalttemperaturen gerechnet. Theoretisch hätten wir später noch zwei Tankfüllungen mit einem Reifensatz fahren müssen. Wie das funktioniert hätte, werden wir leider nie erfahren, weil uns andere Probleme zurückwarfen. Am Ende war es gut, das Auto ins Ziel zu bringen."

Timo Bernhard, Mark Webber

Der Porsche der Weltmeister Webber/Bernhard/Hartley im Pech Zoom

Mark Webber: "Die Jungs haben Großes geleistet, indem sie unser Auto wieder zurück ins Rennen gebracht haben. Wir konnten hier wieder viel lernen, aber es war ein harter Tag für unsere Crew. Für das Team ist es toll, was das Auto Nummer 2 trotz seiner Probleme noch erreicht hat."

Romain Dumas: "Zum Schluss habe ich das Auto um die Strecke getragen, es war wirklich nicht leicht heute. Die WM-Punkte sind auch eine echte Belohnung für die Mechaniker, die hier extrem viel geschuftet und repariert haben."

Neel Jani: "Das war schon sehr speziell heute. Ohne die volle Leistung vom Hybridsystem fährt sich das Auto ganz anders, man kommt viel schlechter durch den Verkehr und muss auf die Bremstemperatur aufpassen. Wir haben unseren 919 geschont, so gut wir eben konnten, und tatsächlich hat es uns nach vorne gespült."


Fotos: WEC in Spa-Francorchamps


Marc Lieb: "Es war natürlich frustrierend, seit der sechsten Runde nicht mehr die volle Hybridleistung zu haben. Das Auto ist auf den starken Allradantrieb aus den Kurven heraus abgestimmt. Wir hatten im Cockpit alle Hände voll zu tun, um trotz der technischen Schwierigkeiten ins Ziel zu kommen. Aber das haben wir geschafft und wurden dafür mit vielen WM-Punkten belohnt."