• 12.04.2016 13:15

  • von Roman Wittemeier

WEC wird fünf: "Familienangelegenheit" mit hohem Stellenwert

Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) startet am kommenden Wochenende in ihre fünfte Saison: Die Vision der Serienchefs, die Akzeptanz in Reihen der Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hat sich in den vergangenen vier Jahren als fester Bestandteil der weltweiten Motorsportszene bestens etabliert. Im Schatten des Highlight-Events in Le Mans konnten sich die 6-Stunden-Rennen beispielsweise in Silverstone, Spa, Fuji oder am Nürburgring als erfolgreiche Veranstaltungen entwickeln. Viele Formel-1-Piloten schielen mit einem Auge auf die aktuell hoch entwickelten und schnellen Werks-LMP1-Fahrzeuge.

Titel-Bild zur News: WEC Flagge

Die WEC hat sich innerhalb weniger Jahre stabil aufstellen können Zoom

"Ich bin sehr stolz darauf, dass wir diese Teilnehmer haben und gleichzeitig eine Ehre. Was wir dank ihnen in den vergangenen fünf Jahren erreicht haben, ist ziemlich beeindruckend", sagt Serienboss Gerard Neveu vor dem Start in die WEC-Saison 2016 am kommenden Wochenende in Silverstone. "Mit der FIA haben wir gemeinsam die Regeln ausgearbeitet, die Promotion der WEC ist mehr oder weniger eine Familienangelegenheit innerhalb des ACO."

"Die Teams sind extrem professionell, aber die Atmosphäre ist sehr relaxt. Es ist ein sehr spezieller Spirit im Fahrerlager. Natürlich sieht man Konkurrenzkampf, aber ist Teil des Spiels. Vor fünf Jahren in Sebring standen alle gewaltig unter Druck. In diesen fünf Jahren haben wir gemeinsam viel erlebt", beschreibt Neveu die Entwicklung der Szene seit dem Start als Nachfolgeserie des Intercontinental-Le-Mans-Cups (ILMC).

Anfänge: Peugeot lässt eine Bombe platzen

"Wir waren damals extrem unter Druck, weil Peugeot sich zurückgezogen hatte. Ich hatte befürchtet, dass wir nicht einmal ein Jahr durchhalten würden", so der Franzose. "Der ACO ist 2012 wirklich ein großes Risiko eingegangen. Seit drei Jahren können wir sagen, dass wir eine gute Sichtbarkeit genießen. Wir sind feste Verbindungen mit den Teams und Zulieferern eingegangen. Die Zahl von Herstellern ist gut, aber wichtiger ist mir das Niveau der eingeschriebenen Teams."

"Nicht nur in LMP1 und GTE, sondern auch in der LMP2", betont Neveu. "In der LMP1 sind drei gute Hersteller involviert. Wir haben einen im letzten Jahr verloren, aber ehrlich gesagt... Die Probleme, die Nissan hatte, waren so groß, dass sie nicht über den Winter konkurrenzfähig werden konnten. Da können wir schon verstehen, dass sie gesagt haben, dass sie das Programm beenden müssten und checken, ob sie mit einem ernsthaften Programm zurückkehren können."

"Die Serie ist super attraktiv, aber man muss auch schauen, dass die Rennen außerhalb von Le Mans mehr Beachtung bekommen", erklärt Weltmeister Timo Bernhard seine Sicht der Entwicklung in der WEC. "Bei Le Mans haben wir kein Problem, das ist die Speerspitze. Aber die Rennen drumherum... - wobei man sagen muss, dass es schon viel besser wird. Ich bin das erste Rennen der WEC überhaupt in Sebring gefahren. Und von da bis jetzt ist ein Riesenunterschied."


WEC 2016: Vorschau auf Silverstone

Die WEC-Saison 2016 beginnt am 17. April in Silverstone. Dann wird das Langstrecken-Jahr feierlich eröffnet

"Ich würde mir alle Hersteller wünschen, die eine lange Motorsporthistorie haben. Es gibt sicherlich einige, die eine gute Sportwagenhistorie haben", so der Porsche-Werkspilot. "Man merkt, dass immer mehr Leute Interesse an der Serie haben und drauf schauen. Ich denke, es hat bei den Fachleuten schon einen guten Stellenwert gehabt, aber die Wahrnehmung von außen hat sich geändert. Es kann jetzt schon einmal vorkommen, dass wenn meine Frau zum Kinderarzt geht, sie plötzlich drei Autogrammkarten vergibt."

Fahrer fühlen sich in der WEC pudelwohl

"Sportwagen bringen so viel Action, das ist eine so geile Disziplin, sie verdient einfach mehr Beachtung", meint Bernhard. "Es passt auch super in die Zeit, denn es zeigt eine andere Art von Teamgeist und Zusammenhalt. Wir haben so viele Topfahrer, gerade in der LMP1 und GTE-Pro, teilweise selbst in der LMP2. Das ist Motorsport auf allerhöchstem Niveau. Die 6-Stunden-Rennen sind in der Action nicht zu vernachlässigen und da ließe sich sicher ein schönes TV-Format drumherum aufbauen."

"Ich möchte nirgendwo anders sein", stimmt Markenkollege Brendon Hartley zu. "Für Porsche in Le Mans zu fahren ist ein Traum. Und die Stimmung im Fahrerlager ist unglaublich. Es ist ein kompetitives Umfeld, aber gesund. Alle Fahrer haben großen Respekt voreinander. Wir wissen, dass wir die technologisch fortschrittlichsten Autos der Welt bei extrem hohen Geschwindigkeiten fahren. Das Racing ist gut und reflektiert den Respekt, den wir voreinander haben. Aber gleichzeitig sind wir dabei offen: Jeder kann ins Fahrerlager kommen, die Fans genießen ihre Zeit."

"Für Toyota ist es die Meisterschaft, in der man Technologie von der Rennstrecke in Serienfahrzeuge bringen kann. Die Ingenieure, die an diesem Projekt arbeiten, geben auch Informationen an die Serienproduktion weiter", sagt Anthony Davidson. "Es ist nicht nur ein PR-Gag, es gibt wirklich Teile am neuen Prius, die am TS040 ausprobiert wurden. Manchmal liest man solche Statements, man weiß nicht, was man davon glauben soll, aber es ist wirklich so."


Fotostrecke: Formel-1-Weltmeister in Le Mans

"Es hat sich alles sehr positiv und riesig entwickelt", erklärt Audi-Pilot Andre Lotterer. "Ich denke, wir bieten Top-Motorsport und bin sehr stolz, in der WEC zu sein. Als Rennfahrer gibt es nicht so viele Jobs, von denen man träumen kann, aber das ist schon einer. So gehe ich auch damit um und gebe mein Bestes. Hoffentlich gibt es sie lange, sodass ich bis zum Ende meiner Karriere noch so oft wie möglich versuchen kann, WEC-Rennen zu gewinnen. Viel mehr nach oben geht's nicht. Formel 1 ist für mich jetzt kein Thema. Ich fühle mich am richtigen Platz."