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  • 27.04.2016 14:28

  • von Roman Wittemeier

LMP1-Tempo 2016: Le Mans wird kaum langsamer

Trotz Energiebeschränkungen haben Porsche, Audi und Toyota zur WEC-Saison 2016 nicht am Tempo verloren: Entwicklung macht Nachteile schnell wieder wett

(Motorsport-Total.com) - Die schnellen LMP1-Fahrzeuge der Hersteller Audi, Porsche und Toyota haben den Organisatoren der 24 Stunden von Le Mans im vergangenen Jahr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Neel Jani fuhr im Qualifying eine neue Rekordzeit von 3:16.887 Minuten, im Rennen waren auch die Audis phasenweise im Bereich von 3:17 Minuten unterwegs. Diese Rundenzeiten lagen deutlich unterhalb des Grenzwertes von 3:30 Minuten, den der ACO als Marke für Sicherheit gesetzt hatte.

Titel-Bild zur News: Romain Dumas, Neel Jani, Marc Lieb

Die Jagd über die Landstraßen bei Le Mans wird auch 2016 extrem schnell werden Zoom

Zur WEC-Saison 2016 wurden aufgrund des immensen Tempos weitere Einschnitte bei der Energie vorgenommen. Die LMP1-Werksteams bekommen in diesem Jahr zehn Megajoule weniger Treibstoffenergie pro Runde, in Le Mans wird die Power der Elektromotoren auf 300 kW beschränkt - der Boost wird aber länger. Die Konsequenzen fallen insgesamt sehr gering aus. Die Entwicklung der drei Hersteller machte die neuesten Einschränkungen beim Verbrauch sofort wieder wett.

"Wen wundert das?", fragt ACO-Präsident Pierre Fillon. "Natürlich sind wir ein bisschen besorgt, aber die Regeln funktionieren grundsätzlich. Wir haben das erwartet, und natürlich werden wir weiter in diese Richtung gehen. Die Hersteller machen jedes Jahr enorme Fortschritte, aus diesem Grunde machen wir die Einschränkungen. Wir erwarten in Le Mans dieselben Rundenzeiten wie vergangenes Jahr." Von Einbremsen kann also keine Rede sein.

"Wir haben zwar durch die Regeländerungen einerseits Zeit verloren, aber auf der anderen Seite auch viel zurückgewonnen - und zwar alle Hersteller, nicht nur wir", schildert Porsche-Werkspilot Neel Jani. Der nachträgliche Sieger des Silverstone-Saisonauftaktes ergänzt: "Das kann man nicht auf der Geraden finden, das muss man in der Kurve holen. Das war unser großer Fortschritt, daran müssen wir aber noch ein bisschen arbeiten."

Tempozuwachs auf allen Strecken umsetzbar?

"Es ist jetzt die Frage, ob es auf jeder Strecke replizierbar ist", meint der Schweizer. Im vergangenen Jahr waren die Fortschritte bei den Rundenzeiten abhängig von der jeweiligen Strecke sehr unterschiedlich ausgefallen. "Man darf nicht vergessen: Es ist einerseits die Weiterentwicklung der Autos, zum anderen aber auch die der Reifen, die wir mit unserem Partner immer weiter entwickeln", so Porsche-Teamchef Andreas Seidl. "Daher kommt auch ein Performanceschritt. Michelin hat da sehr gut über den Winter gearbeitet."

"Das ist ja unsere Arbeit, schneller zu werden. Es wäre ja schlimm, wenn wir mit der Entwicklung stehen bleiben würden", schmunzelt Audi-Pilot Andre Lotterer. "Man hat uns Leistung weggenommen, um alles etwas langsamer und sicherer zu machen. Wenn man aber sieht, welchen Sprung wir von 2014 auf 2015 ohne irgendwelche Regeländerungen gemacht haben, das waren mal eben vier Sekunden. Da sieht man, was mit so einem Auto und Reglement möglich ist. Das ist für die Ingenieure eine riesige Herausforderung."

Lotterer ist ebenso wie seine Kollegen froh, dass die LMP1-Fahrzeuge weiterhin auf dem Rundenzeiten-Niveau des Vorjahres fahren. Allerdings mit einer Einschränkung: Die Performance kommt 2016 noch mehr vom Hybrid, weniger vom Verbrennermotor. Dies hat Konsequenzen. "Für uns ist es mit dem stärkeren Boost natürlich cool, aus den Kurven heraus geht was, da kommt man im Verkehr schneller vorbei. Aber wenn der Boost vorbei ist, merkt man schon, dass wir vom Verbrennungsmotor weniger PS haben."


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"Da stehen wir im Wind, und dann ist es schwierig im Verkehr zu überholen. Die LMP2-Autos sind am Ende der Gerade nicht viel langsamer", schildert Lotterer seine Erfahrungen aus dem WEC-Rennen in Silverstone. Genau dies wurde auch anhand des Rennverlaufs deutlich. Vor allem im Verkehr konnte sich Porsche oftmals Vorteile erarbeiten, da der 8MJ-Hybrid noch mehr Schub bietet als das neue 6MJ-System im Audi R18. "Insgesamt haben mich die Zeiten schon überrascht, wir waren fix unterwegs", sagt Timo Bernhard.