• 16.04.2016 18:40

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Erste WEC-Pole für Audi seit Fuji 2013

Eine verrückte Runde von Andre Lotterer und ein Ritt auf der Rasierklinge von Marcel Fässler beschert Audi in Silverstone die erste WEC-Pole seit zweieinhalb Jahren

(Motorsport-Total.com) - Audi darf am Samstag bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Silverstone feiern: Andre Lotterer und Marcel Fässler sicherten den Ingolstädtern die erste Pole-Position seit dem WEC-Lauf in Fuji 2013. Es war überhaupt die erste Pole für Audi seit Einführung des Hybridreglements. "Das ist eine Belohnung für das ganze Team!", jubelt Lotterer. Die Mechaniker hatten in der Nacht von Freitag auf Samstag nur 90 Minuten Schlaf, doch die harte Arbeit hat sich schlussendlich ausgezahlt.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer, Benoit Treluyer, Marcel Fässler

Marcel Fässler und Andre Lotterer erlösten Audi von der Pole-Durststrecke Zoom

"Das Auto ist vollgepackt mit neuer Technologie, der man nicht so schnell Herr werden kann", so der 34-Jährige weiter. "Aber wir haben es auf Pole gestellt." Der radikale R18 hat sein Versprechen gehalten. Zwar muss eingeschränkt werden, dass die Bedingungen sicher nicht repräsentativ waren, aber Marcel Fässler erklärt im Interview mit 'Motorsport-Total.com': "Wenn ein Auto bei Mischbedingungen gut funktioniert, kann man sagen, dass wir eine solide Basis haben. Ob es im Trockenen geklappt hätte, kann ich nicht sagen. Wir sind einfach sehr glücklich, dass es geklappt hat." Eigentlich hatte Audi aber eher mit Reihe zwei gerechnet, gibt er zu.

Lotterer zündete im Regen eine wahre Rakete und fuhr in 1:53.201 Minuten eine für die Verhältnisse wahnsinnige Runde. Lucas di Grassi fuhr wenig später noch leicht schneller, aber da war es bereits trockener. "Heute gab es keine Strategie, sondern nur fahren, fahren, fahren, weil es mit jeder Runde besser wurde", weiß der Duisburger mit Wohnsitzen in Tokio, Belgien und Monaco.

Fässler am Limit

Fässler hatte anschließend zwar trockenere Verhältnisse, aber noch immer Regenreifen auf dem Fahrzeug. "Ich weiß nicht, ob Intermediates am Ende besser waren, aber wir haben die Pole, deshalb glaube ich, dass wir das Richtige gemacht haben", sagt Lotterer. Audi ließ für seinen Teamkollegen die Regenreifen aufgezogen, weil aufgrund der Kälte Intermediates sich nicht hätten richtig aufwärmen lassen.

So musste der Schweizer trotz der niedrigen Temperaturen von nur sieben Grad mit überhitzenden Reifen kämpfen. "Nachdem Andre die schnelle Zeit gefahren ist, habe ich mir nur gedacht: 'Oje, jetzt lastet der ganze Druck auf meinen Schultern.' Aber ich habe es ja dann auch irgendwie hinbekommen", lacht Fässler. "In meiner schnellsten Runde hatte ich einen wilden Rutscher. Ich dachte, ich fliege ab. Das war absolut am Limit."


WEC in Silverstone

Mit seiner Zeit er nur sechs Tausendstelsekunden langsamer la Lotterer, was am Ende 1:53.204 Minuten Durchschnittszeit bedeutete - eine Zehntel schneller als die Teamkollegen Lucas di Grassi und Loic Duval und fast eine Sekunde schneller als der beste Porsche. Ob Audi im Trockenen mit Porsche mithalten kann wird sich zeigen müssen. Bei den Testfahrten und am Freitag fuhren alle drei Hersteller ähnliche Zeiten.