• 24.11.2015 16:07

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Neel Jani: 30 Minuten, die den Titel kosteten

Neel Jani kam bei seinem letzten Rennen doch noch zu seinem ersehnten Sieg - Zur Freude über den Titelgewinn der Teamkollegen kommt auch leichter Frust hinzu

(Motorsport-Total.com) - Bis zum letzten Rennen der Saison 2015 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) musste Neel Jani warten, bis er endlich seinen ersten Saisonsieg mit seinen Teamkollegen Romain Dumas und Marc Lieb feiern konnte. In einem dramatischen Schlussakt der Saison 2015 besiegte der Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 18 die Titelkandidaten Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer in ihrem Audi R18 e-tron quattro. Damit machten Dumas/Jani/Lieb auch ihre Teamkollegen zu Weltmeistern.

Titel-Bild zur News: Neel Jani, Marc Lieb, Romain Dumas

Schließlich durften sie doch noch jubeln: Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb Zoom

"Das war eine Topsaison für Porsche und für uns ist es auch schön, endlich zu gewinnen", sagt der 31-Jährige gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich denke, es war Werbung für den Langstreckensport. Man stelle sich vor, es wäre ein 90-Minuten-Rennen gewesen. Dann wäre die Nummer 7 Meister geworden. Die Distanz macht also schon etwas aus." Es war ein Kampf mit anfangs unterschiedlichen Strategien von Audi und Porsche, die erst durch eine Full Course Yellow, das WEC-Äquivalent zum virtuellen Safety-Car, angeglichen wurden.

"Am Ende sind wir glücklich über den Sieg und ich freue mich sehr für meine Teamkollegen (Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley; Anm. d. Red.) - wir kennen einander sehr gut. Und man wird nicht durch Zufall Weltmeister." Im Rennen kam es zu der kuriosen Situation, dass die Startnummer 18 für die 17 gewinnen musste, um diese zum Champion zu machen. "Ich wollte einfach mein Rennen fahren und gewinnen, deshalb habe ich das völlig ausgeblendet", versichert Jani. "Ich habe mich einfach reingesetzt und das Maximum herausgeholt."

Traum vom Titel und mehr Herstellern

Bernhard, Webber und Hartley hatten bereits früh im Rennen Probleme mit der Gasannahme, wodurch Dumas, Jani und Lieb das Rennen gewinnen mussten, um Audi genügend Punkte wegzunehmen. Über mangelnden Willen mussten sich die Teamkollegen nicht sorgen, versichert Neel Jani: "Wir haben zu viele Rennen aus unterschiedlichen Gründen verloren oder abgeben müssen. Da denke ich an nichts anderes als den Sieg."

Womit auch bereits die Schattenseite der Saison angesprochen wäre: Auch die Startnummer 18 hätte den Titel holen können, doch das Rennen in Austin machte alles zunichte, als das Fahrzeug in Führung liegend 30 Minuten vor Schluss ausrollte. "30 Minuten von 66 Stunden haben mehr oder weniger die Saison entschieden", klagt der Schweizer. "Da kann man nicht zufrieden sein. Aber ich habe mich damit abgefunden, wir haben den Titel ja nicht hier verloren, sondern schon wesentlich früher."


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2016 wird es einen neuen Anlauf geben. Jani will aber keinen Durchmarsch in Richtung WM-Titel, sondern ihn sich erarbeiten: "Neben dem Titel wünsche ich mir viele starke Gegner inklusive Toyota, Audi und vielleicht noch ein, zwei anderen, damit es eine enge Meisterschaft wird. Wir wollen doch alle enge Entscheidungen haben und nicht eine Minute vorn wegfahren."

Romain Dumas, Neel Jani, Marc Lieb

Der Circuit of the Americas besiegelte das Ende der Titelhoffnungen für die #18 Zoom

Mit mehr Herstellern würden auch technische Probleme mehr bestraft werden, weil man weiter zurückfällt, führt er an. Am Nürburgring beispielsweise fuhren Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb noch auf den zweiten Platz, nachdem sie aufgrund von Problemen mit dem Benzindurchflusssensor und die anschließenden Stop&Go-Strafen zwischenzeitlich eine Runde zurückgefallen waren. Eine höhere Leistungsdichte würde solche Aufholjagden unmöglich machen.