• 28.06.2015 10:15

  • von Wittemeier, Rencken & Nimmervoll

Vorbild Nico Hülkenberg: Wer kommt 2016 aus der Formel 1?

Der Le-Mans-Sieg von Nico Hülkenberg hat in der Formel 1 nachhaltig Eindruck hinterlassen: Welche Fahrer haben ernsthaft ein Auge auf die Langstrecke geworfen?

(Motorsport-Total.com) - Mit einem strahlenden Siegerlächeln hat Nico Hülkenberg seinen Le-Mans-Pokal im Rahmen des Formel-1-Grand Prix von Österreich 2015 präsentiert. Die Aufmerksamkeit, die dem Emmericher nach seinem Erfolg mit Porsche an der Sarthe zuteil wurde, machte sehr deutlich, dass viele Fahrer ähnliches vorhaben. "Wir sind alle ein bisschen neidisch", gestand beispielsweise der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel beim Blick auf die große Trophäe aus Le Mans.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Hat einen Start bei den 24 Stunden von Le Mans im Visier: Fernando Alonso Zoom

Das Beispiel Hülkenberg zeigt, dass es - wie vor Jahrzehnten ohnehin üblich - durchaus möglich ist, dass aktuelle Formel-1-Piloten während ihrer laufenden Karriere in der Grand-Prix-Szene auch in Le Mans erfolgreich sein können. Als "gigantisch" bezeichnet Mercedes-Pilot Nico Rosberg den Sieg seines Landsmannes. Dabei ist gerade Rosberg jemand, der mit Le Mans und der Langstreckenszene bislang nur wenig am Hut hatte.

"Fernando Alonso, Jenson Button, Daniel Ricciardo... Sie alle fragen, wie es ist. Sie sehen sich die Rennen im Fernsehen an und stellen fest, wie sexy die Autos sind und wie schnell die Rennen sind. Das können sie einfach nicht ignorieren", freut sich Mark Webber über den erheblichen Schub für die LMP1-Szene und die WEC allgemein. Der Australier ist sicher, dass dem Beispiel Hülkenberg in den kommenden Jahren einige weitere Formel-1-Piloten folgen werden - ausreichend Werkscockpits vorausgesetzt.

Alonso zeigt immer noch größtes Interesse

"Fernando ist tatsächlich einer, der hat die letzten Wochen immer relativ neugierig gefragt. Er hat echt Bock auf das ihr", weiß Hülkenberg von einem großen Interesse seitens Alonso zu berichten. Die Liebe des Spaniers zu den schnellen Werksautos von Porsche, Audi und Toyota ist nicht neu. Schon in diesem Jahr hätte Alonso in Le Mans fahren wollen, aber Honda und McLaren machten ihm aus konzernpolitischen Gründen einen Strich durch die Rechnung.

"Ich zog es in Erwägung, in Le Mans zu fahren. In Zukunft könnte ich das tun. Wann, weiß ich noch nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich in diesem Jahr sehr nahe dran war. Vielleicht klappt es nächstes Jahr", meint der Asturier, der 2014 als Gast in Le Mans war und seither mehrere WEC-Rennen rein privat besucht hat. "Im vergangenen Jahr hat es Spaß gemacht, denn die Stimmung ist entspannter und die Türe steht den Leuten eher offen. Die Veranstaltung ist riesig!"

Nico Hülkenberg, Sebastian Vettel

Zeigte großes Interesse am Le-Mans-Abenteuer: Sebastian Vettel Zoom

"Auch wenn sie nicht den Ruf eines Formel-1-Rennens hat, ist sie viel gewaltiger", schildert Alonso seine Eindrücke aus Le Mans. "Die Autos sind sehr attraktiv, auch aus Fahrersicht. Die Technik ist absolute Spitze und man fährt in drei Zweistunden-Stints innerhalb von ein paar Zehntelsekunden. Wie man das Auto zwei Stunden lang voll fahren kann... Das haben wir in der Formel 1 in den vergangenen Jahren verlernt", kritisiert Alonso die aktuelle Formel 1, in der Sprit- und Reifensparen mehr auffällt als in der LMP1-Klasse.

Vettel begeistert: 24 Stunden lang Vollgas

"Als Rennfahrer sehnen wir uns doch genau danach, über einen langen Zeitraum Runde für Runde voll anzugreifen", stimmt Sebastian Vettel seinem Ferrari-Vorgänger zu. Auch der Heppenheimer macht sich Gedanken über eine mögliche Teilnahme an den 24 Stunden von Le Mans. "Als ich die Jungs habe fahren sehen, dachte ich mir, dass es doch cool wäre, selbst zu fahren", sagt Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo, der nach eigener Aussage 18 von 24 Stunden live im Fernsehen verfolgt hat.

Wie am Beispiel von Alonso 2015 zu erkennen ist, sind es oftmals vertragliche Zwänge, die aktuelle Formel-1-Piloten vom Start in Le Mans abhalten. Diesbezüglich könnte Hülkenberg seinen Kollegen aus dem Grand-Prix-Sport einen großen Dienst erwiesen haben. "Glücklicherweise hat uns Nico richtig gut aussehen lassen. Jetzt scheint es für viele von uns möglich", sagt Ricciardo. "Vielleicht bekommen wir ja die Zusage von unseren Teams, es in Zukunft selbst einmal probieren zu dürfen."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fahrer nicht irgendwann in seinem Leben mal nach Le Mans gehen würde, um dort um den Sieg zu kämpfen. Vielleicht sagen sie jetzt nein, aber in zehn Jahren verändert sich eine Menge. Es ist ein großartiges Spektakel und ein fantastischer Event", schwärmt Jenson Button. Der McLaren-Teamkollege von Alonso hat sich einen Start in Le Mans fest vorgenommen. "Aber man kann es nicht halbherzig machen", sagt der Brite, der ebenso wie Felipe Massa eine komplette WEC-Saison fahren möchte.