• 21.05.2015 13:52

Blick zurück: Le Mans 2011 und der Sieg der Einzelkämpfer

Nach zwei Unfällen ihrer Teamkollegen fuhren Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer bei den 24 Stunden von Le Mans 2011 zu ihrem ersten Gesamtsieg

(Motorsport-Total.com) - Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer kommen in drei Wochen als aktuelle Tabellenführer der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zu den 24 Stunden von Le Mans. Wenn das Trio zur diesjährigen Auflage des Langstrecken-Klassikers an der Sarthe antritt, kämpft es bereits um seinen vierten Gesamtsieg. Zusammen mit dem Audi-Team Joest und der Renningenieurin Leena Gade bilden Fässler/Lotterer/Treluyer eine eingeschworene Mannschaft, der vor vier Jahren in einem dramatischen Rennen der erste Sieg in Le Mans gelungen ist.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer, Benoit Treluyer, Marcel Fässler in Le Mans 2011

Andre Lotterer, Benoit Treluyer, Marcel Fässler auf Siegesfahrt in Le Mans 2011 Zoom

Audi war in Le Mans 2011 mit drei Rennwagen am Start. Der R18 TDI war eine komplette Neuentwicklung und stand für einen radikalen Umbruch. Statt offener Sportwagen setzte Audi auf eine aerodynamisch günstigere, geschlossene Version und erstmals auf einen V6-TDI-Motor.

Das Rennen war erst eine Stunde alt, als ein GT-Rennwagen den führenden Audi mit der Startnummer 3 von Allan McNish am linken Hinterrad traf. Der R18 prallte daraufhin gegen die Streckenbegrenzung und überschlug sich. McNish blieb unverletzt, sein Auto aber war nicht mehr zu reparieren. So verblieben zwei Audi im Rennen.

Zwei wilde Audi-Unfälle

Am Samstagabend der nächste Rückschlag: Kurz vor 23 Uhr touchierte ein weiterer GT-Rennwagen den R18 mit der Startnummer 1 von Mike Rockenfeller. Mit etwa 270 km/h prallte der Vorjahressieger in die Leitplanken. Vorsorglich blieb er eine Nacht im Krankenhaus. Bereits am Sonntagvormittag konnte er es wieder verlassen - auch den hohen Sicherheitsstandards des aufwendig gefertigten, einteiligen Kohlefaser-Monocoques von Audi sei Dank. Der Rennwagen dagegen war zu stark beschädigt, um weiter am Rennen teilnehmen zu können.

Damit lasteten alle Erwartungen des Joest-Teams auf der Startnummer 2 von Fässler/Lotterer/Treluyer. Sie waren in Le Mans zum zweiten Mal für Audi dabei. Nach dem Ausfall seiner Teamkollegen musste sich das schweizerisch-deutsch-französische Trio gegen Angriffe von vier Peugeot-Rennwagen wehren.

Ein Audi gegen vier Peugeot

Es entfaltete sich ein spannender Schlagabtausch. Immer wieder fuhr Audi starke Rundenzeiten, in der 229. Rennrunde unterbot Lotterer sogar die Bestzeit aus dem Qualifying. Audi setzte sich zeitweilig ab, doch die französischen 908 holten den R18 TDI wieder ein. "Der Kampf, der sich mit Peugeot entwickelte, war unglaublich intensiv. Immer wieder wechselte die Führung zwischen uns", erinnert sich Lotterer.

Zudem ereilte den führenden Audi in der letzten Rennstunde ein schleichender Reifenschaden. Deshalb musste Lotterer früher als geplant seinen letzten Boxenstopp einlegen und auch früher tanken. Er war von da an gezwungen, Kraftstoff zu sparen, um am Ende nicht noch einmal tanken zu müssen und dennoch die Verfolger hinter sich zu lassen. "Wir Fahrer lernen seit Anfang unserer Karriere, mit solchem Druck umzugehen", erzählt Lotterer. "So haben wir auch diese Situation gemeistert. Es gibt im Cockpit einfach keine Möglichkeit, lange über Eventualitäten nachzudenken."

Andre Lotterer, Benoit Treluyer, Marcel Fässler und Leena Gade jubeln über ihren Le-Mans-Sieg 2011

Erster Le-Mans-Sieg für Treluyer, Lotterer, Fässler und Renningenieurin Leena Gade Zoom

Am Ende überquerte der Deutsche die Ziellinie nach 24 Stunden mit denkbar knappen 13,854 Sekunden Vorsprung vor dem schnellsten der vier Peugeot. Die effiziente Kombination aus einem geschlossenem Sportwagen und einem V6-TDI-Antrieb hatte sich beim Debüt ausgezahlt. Für Fässler, Lotterer und Treluyer war es der erste von drei Le-Mans-Siegen bis heute - ebenso für ihre Renningenieurin Leena Gade.