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  • 14.04.2015 08:25

  • von Roman Wittemeier

Nissan GT-R LM: Der Rückstand ist riesig

Erst 3.800 Testkilometer, Probleme mit Crashtests und "große Kopfschmerzen" wegen des Hybridsystems: Wie soll Nissan den Wagen bis Le Mans rennbereit bekommen?

(Motorsport-Total.com) - Während die Werksteams von Audi, Porsche und Toyota beim Auftakt der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Silverstone um den Sieg kämpften, bewegte sich bei Nissan mal wieder nur die PR-Maschinerie. Die Japaner, die ihren ersten Start mit dem GT-R LM auf Le Mans verschoben haben, zeigten im Fahrerlager zwei Showcars und ließen die Fahrer mit Medien über den aktuellen Stand der Entwicklung sprechen. Dabei war Marc Gene und Co. sichtlich anzumerken, wie schwierig eine positive Darstellung fällt.

Titel-Bild zur News: Marc Gene, Olivier Pla

Nissan will in dieser Woche Kilometer auf den Tacho des GT-R LM bekommen Zoom

Das Team rückt angebliche Fortschritte bei einem dreitägigen Test vor dem WEC-Rennen in Silverstone in den Vordergrund. "Wir sind dort erstmals mehr als einen Stint am Stück gefahren. Es lief gut. Die Reifen waren am Ende überraschend noch sehr gut in Schuss", berichtet Max Chilton. Allzu viele Kilometer hat man dennoch nicht auf den Zähler bekommen. Laut Technikchef Ben Bowlby hat man bislang insgesamt erst 3.800 Kilometer geschafft. Audi, Porsche und Toyota testeten bis zum Saisonstart jeweils rund 30.000 Kilometer.

Immerhin hat man den lästigen Prozess der FIA-Abnahme samt Crashtests endlich hinter sich. Nissan musste nach einem ersten missglückten Versuch noch einige Anpassungen am sogenannten "Headrest" im Monocoque vornehmen müssen. "Und ein paar neue Monocoques sind nicht mal eben schnell gebacken", erklärt Bowlby die Verzögerungen. Bei den Probefahrten sitzen bislang zumeist die erfahrenen Gene und Olivier Pla im Cockpit.

"Das Auto fährt sich kaum anders als ein anderer LMP1", erklärt Gene zur Überraschung seiner Zuhörer. Der Spanier fügt an: "Natürlich hat man aber wegen des Frontantriebs am Kurvenausgang etwas Untersteuern. Da fehlt es noch etwas an Traktion. Aber das sollte vor allem in Le Mans kein großes Problem sein. Unser Auto ist komplett auf Le Mans zugeschnitten." Auf den sieben anderen Strecken der WEC-Saison dürfe man sich keine große Erfolgschancen ausrechnen.

Chris Hoy

PR-Maschine läuft besser als das Auto: Chris Hoy bringt den GT-R LM ins Rollen Zoom

"Wir können es nicht einschätzen - haben höchstens eine grobe Idee bezüglich der Performance", so der Spanier. "Es geht aber derzeit auch nicht primär um Performance. Wir müssen jetzt zuverlässig werden, ein paar weitere Dinge aussortieren und vor allem auch die normalen Abläufe während eines Rennens mal durchspielen. Das haben wir bislang noch gar nicht gemacht. Wir hatten noch keiner Fahrerwechsel oder ähnliche Dinge."

Schafft es Nissan überhaupt bis Le Mans?

"Uns fehlt ohnehin ein Vergleich. Die einzige Referenz hätten wir in Sebring gehabt, wo Audi gleichzeitig gefahren ist. Dort mussten wir unseren Test aber vorzeitig abbrechen. In Kentucky fehlte uns diese Referenz. Wir haben sicherlich Fortschritte gemacht, aber wie es im Vergleich zur Konkurrenz aussieht, sehen wir erst in Le Mans", sagt Gene. Laut Bowlby bereitet das Hybridsystem "große Kopfschmerzen". Man wisse derzeit noch nicht, in welcher Hybridkonfiguration man antreten werde.

Nissan-Youngster Harry Tincknell berichtet von "großen Fortschritten". Der Brite weiter: "Jedes Mal, wenn ich ins Auto steige, spüre ich die erheblichen Verbesserungen. Als ich in Silverstone im LMP2-Auto unterwegs war, da kam es mir im Vergleich tatsächlich richtig langsam vor." Tincknell hat schnell gelernt, sich in das PR-getriebene Gefüge von Nissan einzuordnen. Dennoch gab es ob dieser Aussagen viel Kopfschütteln. "Wie kann das denn sein, wenn Nissan in Sebring zwölf Sekunden fehlten?", fragt ein Beobachter der jüngsten Nissan-Testfahrten nicht zu unrecht.


Vorschau auf die 6 Stunden von Spa

Der zweiten Saisonlauf der WEC findet am 2. Mai in Spa-Francorchamps statt. Dort werden Porsche, Audi und Toyota um den Sieg in der LMP1 kämpfen

Der Rückstand in der Entwicklung ist dermaßen groß, dass im Fahrerlager der WEC große Zweifel daran bestehen, dass Nissan im Juni in Le Mans tatsächlich antreten wird. "Ich halte das für komplett unmöglich, wenn ich den aktuellen Stand so betrachte. Wir alle wissen, wie schwierig der Einstieg in die Szene ist", sagt ein hochrangiger Vertreter eines LMP1-Werksteams gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Die Teams, die derzeit auf der Nachrückerliste für Le Mans stehen, werden sich ihren Teil denken...

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