• 26.02.2015 15:31

  • von Roman Wittemeier

LMP2-Reglement ab 2017: Kommt der Einheitsmotor?

Zähes Ringen um die technischen LMP2-Regularien ab 2017: Europäer wollen Einheitstriebwerk, Amerikaner wünschen Vielfalt bei den Antrieben

(Motorsport-Total.com) - Die Suche nach einem geeigneten Regelwerk für die LMP2-Klasse ab 2017 gestaltet sich offenbar schwieriger als erwartet. Da der Le-Mans-Veranstalter ACO eine engere Bindung zu der amerikanischen United-SportsCar-Championship (USCC) wünscht, gilt es die zwei Seiten des Atlantiks auf einen Nenner zu bringen. Bei einer Sitzung im Rahmen des 24-Stunden-Rennens in Daytona wurde deutlich, dass die beiden Welten noch weit auseinander liegen.

Titel-Bild zur News: Alex Brundle

Der Ligier JS P2 darf wohl nach 2016 per Ausnahmeregelung noch ein Jahr fahren Zoom

Einer der Hauptstreitpunkte ist die Motorenfrage. Der ACO möchte nach dem Vorbild der neuen LMP3-Klasse aus Kostengründen auf Einheitstriebwerke setzen. In der kleinsten Klasse werden ab diesem Jahr baugleiche Nissan-V8-Antriebe installiert, die zentral von Oreca vorbereitet und gewartet werden. In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), der European-Le-Mans-Series (ELMS) und der asiatischen Kontinentalserie (AsLMS) will der ACO die neuen LMP2-Autos mit gleichen Aggregaten ausgestattet wissen.

Die Amerikaner der IMSA spielen da nicht mit. Man will in der USCC nicht nur den Standard-4,0-Liter-V8 aus Europa sehen, sondern eine Vielfalt erhalten. Nur so kann man "Exoten" wie Mazda mit dem Dieselantrieb in der Szene halten. Kurios: Nach aktuellem Verhandlungsstand dürften US-Teams mit einem Nicht-Standardmotor in jener Konstellation zwar nicht in der WEC antreten, wohl aber bei den 24 Stunden von Le Mans - sofern ein entsprechendes Team einen Startplatz ergattert.

Auch um die künftigen Chassis wird noch gestritten. Die Rahmendaten stehen allerdings bereits fest. Die LMP2-Fahrzeuge sollen sich ab 2017 an den derzeitigen LMP1-Richtlinien orientieren. Dies betrifft vor allem die Fahrzeugbreite (1.900 Millimeter), aber auch viele Sicherheitsfeatures. Interessant ist, dass die Regelhüter die Anzahl an Chassisherstellern begrenzen möchte. Es sollen nur noch vier verschiedene Marken vertreten sein, eine davon aus den USA . Erst nach Ablauf des Regelwerks im Jahr 2020 könnten wieder neue Chassis auf den Markt kommen.

Ein großes Fragezeichen gibt es derzeit außerdem noch hinter den Vorgaben bezüglich der Reifen. In den USA setzt man auf einen Alleinausrüster. In Europa möchte man den gleichen Weg gehen. Die Frage ist allerdings, ob dieses Konzept dann zur Kompatibilität mit der USCC zuträglich wäre. Es ist kaum davon auszugehen, dass die Amerikaner, die aktuell einen Deal mit Continental haben, ihren Reifenvertrag aus Europa diktiert haben möchten, wo alle Zeichen auf einen Vertrag mit Dunlop hindeuten.

Im Juni will man das Regelwerk der LMP2 ab 2017 durch den Motorsport-Weltrat der FIA bringen, anschließend sollen die Ausschreibungen für Reifen- und Motorenvertrag beginnen. Spätestens im September dieses Jahres sollen alle Partner bekannt sein. Bis dorthin dürften aber noch heftige Debatten folgen, denn die Chassishersteller werden kaum wortlos zustimmen. Aktuell sind Oreca, Morgan, HPD, Multimatic (Lola), Ligier, Gibson (ehemals Zytek), BR (SMP) und Strakka-Dome engagiert. Mindestens vier davon müssten freiwillig das Feld räumen - unwahrscheinlich.