Laura Kraihamer bei Race to 24: "Ich will den Platz"

Laura Kraihamer spricht über ihre Erwartungen an "Race to 24", wo sie gegen 23 Gegner um einen LMP2-Startplatz bei den 24 Stunden von Le Mans kämpft

(Motorsport-Total.com) - 24 Kandidaten und ein Ziel: Ein Platz im LMP2-Team von SARD-Morand bei den 24 Stunden von Le Mans. Mit der Casting-Show "Race to 24" sucht das Team auf ungewöhnliche Weise nach einem Teamkollegen für Oliver Webb und Pierre Ragues - oder eine Teamkollegin. Denn zum Kreise der Anwärter gehören auch drei Damen. Eine davon ist die Österreicherin Laura Kraihamer. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erzählt sie, wie es dazu kam.

Titel-Bild zur News: Laura Kraihamer

Laura Kraihamer gewann 2014 im X-Bow-Battle ihren ersten Titel Zoom

"Die sind auf mich zugekommen und haben von diesem Projekt erzählt, bei dem es um einen Startplatz bei den 24 Stunden von Le Mans geht. Ich glaube, da wird jeder Fahrer ganz aufmerksam, weil das etwas ganz Besonderes ist", sagt sie. Und nach kurzer Bedenkzeit sagte Kraihamer zu. "Es wird alles im Internet live ausgestrahlt und hat einen sehr großen Medienaspekt. Das war das einzige, was mich ein wenig hat zweifeln lassen", sagt sie. "Aber der freie Platz, der zu erreichen ist, überwiegt so stark."

Beim Namen Kraihamer werden eingefleischte Le-Mans-Fans sicherlich hellhörig. Und richtig gedacht, die 23-Jährige ist die jüngere Schwester des Rebellion-Piloten Dominik Kraihamer. Und Dodo, wie Kraihamer von vielen genant wird, füllt die Rolle des großen Bruders perfekt aus. "Der Dodo und ich haben im Motorsport immer schon extrem eng zusammengearbeitet. Er versucht mir in jeder Hinsicht zu helfen und mir seine Erfahrung weiterzugeben", sagt Schwester Laura.

"X-Bow-Battle wird unterschätzt"

Ihre Karriere im Automobilsport begann die Österreicherin im Jahr 2012. "Das war nach drei Jahren Pause sehr schwierig, zumal ich bis dahin nur zwei Mal einen Tag lang einen Mini Cooper auf der Rennstrecke getestet hatte", blickt sie auf die Anfänge zurück. Doch im KTM-X-Bow-Battle, einem Markenpokal mit einer Rennversion des puristischen Sportwagens des österreichischen Herstellers, lernte Kraihamer schnell dazu. 2014 gelang ihr dann der Durchbruch. Sie wurde Vize-Meisterin in der Sprintwertung und gewann zusammen mit Teamkollege Uwe Schmidt den Titel in der Endurance-Wertung.

"Die Serie wird leider unterschätzt", sagt sie über die KTM-X-Bow-Battle. "Viele meinen, dass dort nur Gentlemen-Fahrer am Start sind. Das ist aber nicht so. Die Jungs haben alle schon eine Menge Erfahrung, sind teilweise schon Porsche-Cups gefahren oder die 24 Stunden von Le Mans auf dem Motorrad, was auch nicht zu unterschätzen ist."


Laura Kraihamer fährt in Spielberg auf das Podium

Die Erfolge der vergangenen Saison bescherten Kraihamer nun einen der 24 Teilnehmerplätze bei "Race to 24", für das sich mehr als 100 Fahrerinnen und Fahrer beworben hatten. "Es ist eine große Herausforderung. Ich freue mich aber darauf, sie anzunehmen und möglichst viel für mich selber herauszuholen", sagt Kraihamer.

Wenig Erfahrung, aber große Lernfähigkeit

"Ich will den Platz, um jeden Preis", geht die 23-Jährige den Wettstreit um das LMP2-Cockpit mit sportlichem Ehrgeiz an. "Aber sie haben nicht umsonst noch 23 andere ausgewählt." Ihre Chancen schätzt Kraihamer dabei realistisch ein. "Ich bin diejenige, die am wenigsten Erfahrung mitbringt. Ich bin bisher genau drei Rennautos gefahren, habe keinen Simulator und bin noch kein Aerodynamik-Auto gefahren", sagt sie. "Ich bin aber jemand, der sehr schnell lernt."

Das wird auch notwendig sein, um beim ersten Streckentest in Abu Dhabi schnell den Rost des langen Winters abzuschütteln. "Ich werde vor dem ersten Test in Abu Dhabi wahrscheinlich nicht mehr im Auto sitzen und bin dann seit Oktober nicht mehr gefahren", sagt sie. Gerade ihre rasche Auffassungsgabe und ihre Lernfähigkeit sieht Kraihamer als möglichen Vorteil bei "Race to 24" an. "Wenn berücksichtigt wird, wie schnell sich jemand entwickelt und welche Sprünge jemand mache, sollte ich schon recht gute Chancen haben, relativ weit zu kommen."

Dominik Kraihamer

Dominik Kraihamer unterstützt Schwester Laura bei ihrer Motorsportkarriere Zoom

Darüber hinaus steht für die 23-Jährige bei "Race to 24" vor allem der Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern im Mittelpunkt. "Von Leuten wie einem Christopher Haase, die sehr viel Erfahrung und Talent mitbringen etwas zu lernen ist die Chance, die ich für mich sehe", sagt Kraihamer.

Le-Mans-Start wäre ein wahr gewordener Traum

Über die Inhalte der 12 Sendungen, die ab dem 26. März auf der Internetseite raceto24.com ausgestrahlt werden, kann Kraihamer ähnlich wie Haase noch nicht wirklich viel verraten. "Wir haben als Teilnehmer auch nicht viele Informationen bekommen", sagt sie. "Es wird verschiedene Challenges geben, sowohl auf der Strecke als auch neben der Strecke. Ich schätze, dass das alle Aspekte betrifft, die einen guten Rennfahrer ausmachen: Fitness, Koordination, Kondition, mentale Stärke, Reagieren in Stresssituationen. Kurzum: Um die Voraussetzungen, die ein Rennfahrer erfüllen muss, um erfolgreich zu sein."

Sollte sich Kraihamer tatsächlich das LMP2-Cockpit bei SARD-Morand sichern, würde für sie gleich in doppelter Hinsicht ein Traum wahr werden. Sie würde bei den 24 Stunden von Le Mans starten, und das gemeinsam mit ihrem Bruder Dominik. "Es wäre toll, mit Dodo mal wieder eine Rennstrecke zu teilen, das ist schon echt lange her", sagt sie. "Und es wäre für mich ein riesiger Vorteil, wenn ich mit jemanden zusammenarbeiten könnte, der schon vier Mal in Le Mans dabei war.