• 06.02.2015 14:56

  • von Roman Wittemeier

Die Jungs aus dem GT: Wer sind Hülkenbergs Teamkollegen?

Porsche hat mit der Nominierung von Nick Tandy und Earl Bamber im dritten 919 Hybrid in Le Mans etwas überrascht: Nico Hülkenbergs Kollegen unter der Lupe

(Motorsport-Total.com) - Mit der Bekanntgabe des Starterfeldes bei der 83. Auflage der 24 Stunden von Le Mans hat Porsche auch das Geheimnis um die Besetzung des dritten Autos an der Sarthe gelüftet. Neben Formel-1-Star Nico Hülkenberg werden keine großen Namen hinter das Steuer des Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 19 klettern - kein Fernando Alonso, kein Jenson Button -, sondern die Mannschaft aus Weissach bedient sich aus dem umfangreichen GT-Werksfahrerkader. Nick Tandy und Earl Bamber heißen Hülkenbergs Verbündete.

Titel-Bild zur News: Nicholas Tandy

Nick Tandy war 2014 mit dem Porsche-GT-Werksteam in Le Mans unterwegs Zoom

Nick Tandy hat bislang eine sehr untypische Karriere für einen Profirennenfahrer erlebt. Der 30-jährige Brite startete seine ersten Versuche nicht wie viele Kollegen im Kart, sondern in der Stockcar-Szene. Im Alter von zwölf Jahren rangelte der Racer aus Bedford mit anderen Vollgastieren auf schmutzigen Pisten Tür an Tür. Weiteren Lackaustausch probte Tandy zwischen 2001 und 2004 in der britischen Mini-Se7en-Meisterschaft, wo kleine Renner im Wettbewerb oftmals zusammengestaucht wurden.

In einer weniger hemdsärmligen Art setzte der Brite seine Karriere ab 2005 fort. Mit 19 Jahren wechselte Tandy in den Formelsport, wurde dort nicht nur vom berühmten British Racing Driver's Club (BRDC), sondern vor allem von seinem älteren Bruder Joe Tandy gefördert, für dessen Team er zu Erfolgen fuhr. Nach dem tragischen Unfalltod von Joe Tandy wechselte der damals 25-Jährige zur Saison 2010 in das Umfeld von Porsche.

Ab 2010: Tandy wuchtet sich die Karriereleiter hoch

In Supercup und Carrera-Cup schlug Tandy ein wie eine Bombe. Im Team des erfahrenen Haudegen Franz Konrad erreichte der Brite auf Anhieb in beiden Porsche-Cups den zweiten Gesamtrang. Nur ein Jahr später krönte er sich zum Champion im Carrera-Cup. Weitere starke Auftritte unter anderem in der GT-Open und im GT-Masters brachten ihm schließlich nach dem Gewinn des "Porsche Cup Award" zur Saison 2013 einen Werksfahrervertrag bei Porsche ein.

Im Lager der Zuffenhausener konnte sich der Fan des typisch britischen Darts-Sports schnell etablieren, er zog auf der Überholspur an erfahrenen Kollegen wie Marco Holzer vorbei. Im Winter 2014 gab es als Belohnung einen ersten Test im LMP1-Auto, ein zweiter Einsatz in Abu Dhabi im Januar überzeugte die Verantwortlichen um Porsche-LMP1-Leiter Fritz Enzinger endgültig.


Fotos: Der neue Porsche 919 Hybrid


Für den 30-jährigen Briten geht im Juni ein Traum in Erfüllung. "Ich liebe den GT-Sport, aber wer hätte nicht gern die Chance auf einen Gesamtsieg in Le Mans? Wenn sich also diese Chance bietet, dann ist sie ganz sicher nur sehr schwer auszuschlagen", sagt Tandy, der stolz ist, im Lager von Porsche die britische Flagge hissen zu dürfen. "Olli Jarvis bei Audi, Anthony Davidson bei Toyota, Harry Tincknell bei Nissan und ich bei Porsche - toll, dass in allen LMP1-Werksteams ein Brite dabei ist."

Bamber: Da kommt einer aus dem Überraschungsei

Während Tandy als LMP1-Pilot keine allzu große Überraschung ist, haben bei der Verkündung des Namens Earl Bamber sicherlich viele Beobachter verwundert das Kinn gekratzt. Der 24-jährige Neuseeländer ist das Küken im Werksfahrerkader von Porsche. Erst im Winter holte man den Youngster nach seinen Titelgewinnen im Porsche-Supercup und im Carrera-Cup-Asia fest an Bord. Und anschließend ging alles ganz schnell.

Während aus dem GT-Lager vor Jahresfrist neben Tandy bereits Fred Makowiecki, Richard Lietz, Michael Christensen und Patrick Pilet hatten testen dürfen, durfte Bamber beim Abu-Dhabi-Test in der vorletzten Januarwoche erstmals in den Porsche 919 Hybrid steigen. Der junge Neuseeländer überzeugte sofort und stach Makowiecki im Kampf um die große LMP1-Chance im letzten Moment aus. Vielleicht war die klassiche Kart- und Formelsport-Karriere des Neulings der große Vorteil.

Auf dem Weg zum Porsche-Werksfahrer hatte sich Bamber zunächst an den Standardweg für künftige Rennprofis gehalten. Bis zum Alter von 14 Jahren arbeitete der 1,83-Meter-Mann mit Wohnsitz in Kuala Lumpur im Kart, anschließend ging es über die Formel BMW in die örtlichen Formelsportserien. 2009 zeigte Bamber sein Talent unter anderem bei Auftritten im A1GP-Team von Neuseeland. 2013 der entscheidende Schritt: Bamber startete im Supercup und zeigte sich bärenstark.


24h Daytona: Onboard mit Jörg Bergmeister

Onboard-Runde mit Porsche-Werksfahrer Jörg Bergmeister beim Training zu den 24 Stunden von Daytona

"Ich habe in allen Bereichen ein neues Level erreicht und werde mein Bestes geben, um dieses Vertrauen auch in dieser Saison zu rechtfertigen", verspricht der Neuseeländer vor seinem großen Debüt in Le Mans. Von einem Start beim Klassiker an der Sarthe hatte der Youngster gleich im ersten Jahr als Werksfahrer von Porsche nicht zu träumen gewagt. Nun geht also ein bisher nicht geträumter Traum in Erfüllung: Le Mans an der Seite des Formel-1-Stars Nico Hülkenberg.